Kapitel 8

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Noah Cano

„Camilla hat keine Ahnung.", bestätigte Lucia mir noch einmal. Doch ich hörte ihr nicht richtig zu. Stattdessen beobachtete ich über den Bildschirm das kleine Kätzchen. Es war süß, wie sie schon jetzt um den Tod bettelte. Sie hatte ja keine Ahnung was auf sie zukommen würde.

Ein Klopfen verleitete mich dazu die Kleine, die inzwischen wieder in einer Ecke saß, aus dem Blick zu lassen.

Max, so hieß er glaube ich, betrat den Raum. Eigentlich war er mir egal, aber er musste ausgebildet werden und unser neuster Gast war dafür eine gute Möglichkeit. Um dazu zu gehören, musste er kalt und unantastbar wirken, egal wie sehr die Gefangenen flehten und weinten. Und so ein heulendes Mädchen war dafür die perfekte Möglichkeit.

„Du wirst ab sofort die Kleine betreuen. Lucia wird dir alles erklären. Wehe du machst etwas falsch.", meine Stimme war kalt und ich sah arrogant zu Max herüber. Der Junge nickte, wohingegen Lucia energisch mit dem Kopf schüttelte. „Das werde ich...", begann sie, doch Luc, der in dem Moment in den Überwachungsraum kam, unterbrach sie. Ich nickte ihm zu und meinte nur:„ Gutes Timing, Bruder." Er sah mich an, doch als er Lucias bösen Blick sah, machte er Anstalten wieder umzudrehen. Schnell ging ich zur Tür und quetschte mich vor Luc durch. „Viel Spaß noch.", rief ich ihm zu und schloss die Tür.

Mein Weg führte mich zu dem Verließ und ich zögerte kurz. Entschloss aber, dass ich der Kleinen genug Eingewöhnungszeit gegeben hatte.

Also machte ich mich auf den Weg und ging an den anderen Zellen vorbei. Die meisten waren leer, immerhin waren wir noch nicht lange leer. Es waren nur drei Gefangene: Das Mädchen, ein Junge, der uns ausspionieren sollte und ein altes Mitglied aus unser Mafia. Doch der alte Mann hatte mich verraten und dafür leidete er nun. Der Spion hatte uns auch noch nicht verraten von wem er geschickt wurden war, aber das würde ich heraus bekommen. Ein Kinderspiel. Es fehlte mir in letzter Zeit einfach nur die Zeit für so etwas. Bari übernimmt sich immerhin nicht von alleine.

Endlich war ich an ihrer Zelle angekommen und verschnaufte kurz. Die Kleine war nicht zu hören, also lehnte ich mich gegen die Tür und lauschte kurz. Und da hörte ich ein leises, unterdrücktes Schluchzen. Genervt verdrehte ich die Augen und schloss die Tür auf.

Fast Augenblicklich verstummt das Mädchen und sie sah mich mit großen Augen an. Ein bisschen lustig sah sie ja schon aus. Sie saß zusammengekauert mit roten Augen in der Ecke und schaute mich an, als ich das siebte Weltwunder wäre. Ich konnte mir ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen, woraufhin sie mich so ansah, als ob sie mich gleich mit ihren Blicken aufspießen würde.

Als ich einen Schritt auf sie zu machte, zuckte sie zurück und flüsterte so leise, dass ich es kaum verstand:„ Bitte nicht." Ich runzelte die Stirn und sah auf das zerbrechliche Geschöpf runter. Was sie wohl gedacht hatte, was ich tue?

Um wenigstens ein oder zwei Infos aus ihr rauszubekommen blieb ich stehen wo ich war, sonst war sie vermutlich so verängstigt, dass sie wieder eine Panikattacke bekam. Eine äußerst nervige Angelegenheit. Als ich sie auf dem Video gesehen hatte, wusste ich sofort, dass sie schwach ist, aber die Panikattacken wegen nichts waren einfach nur schrecklich nervig.

Eine Zeit lang war es still und sie schien auch nicht gewillt mit mir zu sprechen, weswegen ich begann:„ Du brauchst keine Angst zu habe, wir sind nicht hinter dir her, sondern hinter Veronica. Wir brauchen dich nur, um..." Weiter kam ich nicht, weil mir ihre leise Stimme unterbrach: „Wir?" Ich musste schmunzeln. Ganz dumm war sie wohl nicht. „Das hat dich nicht zu interessieren.", winkte ich jedoch ab. Gerade als ich den Faden wieder aufnehmen wollte, kam Luc reingestürmt. Wie immer merkte man das Feuer unter seinem Arsch brennen. „Was?", fuhr ich ihn an, doch er blieb unbeeindruckt von meinem bitterbösen Blick. Ganz so cool nahm die Kleine das jedoch nicht. Aus dem Augenwinkel sah ich sie zusammenzucken und sich noch näher an die Wand pressen, wenn das überhaupt noch möglich war.

Ich legte meinen Kopf in den Nacken und Luc flüsterte mir etwas von einem Notfall zu. Sofort stand ich auf und lief nach oben. Meinen Schlüssel warf ich noch schnell Luc zu. Während ich weg war, sollte er dem Mädchen ihre Situation erklären. Hoffentlich tat er das auch. Er hatte manchmal die Angewohnheit zu nett zu eigentlichen Opfern von mir zu sein. Jeden anderen hätte ich wegen so etwas rausgeschmissen, aber nicht Luc.

Mein bester Freund hatte was das anging einen ziemlichen Bonus bei mir. Als mein Berater, war er auch unersetzbar.

Als ich oben angekommen war, kam mir Lucia, laut schimpfend, entgegen. Verwirrt sah ich sie an und sie begann:„ Camilla ist so verschreckt. Wenn sie eben überhaupt ein Wort verstand hat, dann wird es dir nichts bringen. Luc wird sich darum kümmern." „Das wird er nicht.", murrte ich und drehte mich wieder um. Doch Lucia hielt mich zurück:„ Luc hat beide Schlüssel für das Verließ, du kommst nicht rein."

Lucia erwiderte meinen Blick mindestens genauso feurig und ich lief an ihr vorbei Richtung Trainingsraum. Bevor es hier weiter geht musste ich mich abreagieren. Sonst wird es Tote geben.

The Mafia - EistränenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt