Kapitel 24

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Camilla Moretti

Ich wurde von etwas geweckt, das mich im Nacken kitzelte, geweckt. Genervt rollte ich mich rum. Zu mindestens versuchte ich es, denn etwas hielt mich an Ort und Stelle.

Verwirrt öffnete ich meine Augen, sah aber rein gar nichts. Also schlug ich einfach auf das Ding, das meinen Bauch gefangen hielt und hörte nur wenig später ein Stöhnen. Erschrocken schrie ich auf und schaffte es endlich mich zu befreien.

Als ich neben dem Bett mit einer Taschenlampe bewaffnet stand und den Übeltäter anleuchtete kroch mir die Schamesröte ins Gesicht.

Ein verschlafener Noah blickte total überfordert in das grelle Licht. Gleich danach traf sein Blick mich und er hob belustigt eine Augenbraue.

Beschämt senkte ich meinen Blick auf den Boden und hörte ein raues Lachen im Hintergrund.

„Das ist nicht witzig.", murmelte ich und Noah verstummt endlich. Trotzdem sah er noch so aus, als ob er gleich wieder anfangen würde zu lachen.

Beleidigt verschränkte ich die Arme vor meiner Brust und Noah klopfte grinsend neben sich. Für einen kurzen Moment überlegte ich die Aufforderung nicht anzunehmen, doch dann tat ich es. Aber nur, weil mir hier im Stehen kalt wurde.

Nachdem ich mich wieder neben ihn gelegt hatte, zog er mich mit seinen muskulösen Armen an seine Brust. In meinem Rücken spürte ich sein gleichmäßiges Atmen und auch ich entspannte mich wieder.

Währenddessen strich Noah über meinen Bauch und ich fühlte mich wie eine Schwangere.

Plötzlich hielt er inne und stützte sich auf seinen Arm, während er mich auf den Rücken drehte.

Überrascht fing ich an zu kichern und verstummte erst, als Noah seine Lippen auf meine drückte.

Verträumt seufzte ich und ließ mich einfach drauf ein.

Nur am Rande spürte ich, wie seine Hände unter meinen Pulli wanderten und dann dort leicht hoch und runter fuhren.

Ich genoss das Gefühl seiner Lippen auf meiner, doch unser Kuss wurde abrupt unterbrochen, indem sich Noah von mir löste.

Erst als er über mich griff, das Licht anmachte und dann meinen Pulli vorsichtig hoch schob, realisierte ich, warum er aufgehört hatte.

„Spinnst du?", keifte ich ihn an, doch er hielt meine Hände, mit denen ich nach ihm schlagen wollte einfach fest. Mein Herz rutschte mir förmlich in die Hose, als er den Pulli mir bis knapp unter die Brust hochgeschoben hatte und wie erstarrt auf meinen Bauch sah.

Das hätte er nicht tun dürfen, das war zu viel.

Von der Geborgenheit und den Glücksgefühlen von vor wenigen Minuten war nichts mehr übrig. Stattdessen fing ich laut an ihn zu beschimpfen, was ihn jedoch unbeeindruckt ließ.

Ich meine, ich hatte diesen Teil der Geschichte doch nicht aus Spaß weggelassen. Noah würde ausflippen und vielleicht sogar Theo etwas antuen.

Auch wenn ich ihn hassen sollte konnte ich es nicht. Immerhin blieb er nach wie vor meine erste große Liebe und die vergeht bekanntlich nie, oder?

Aus Angst vor Noah Reaktion schloss ich meine Augen. Ich wollte nicht seinen angewiderten und mitleidigen Blick sehen, mit dem er mich gleich ansehen würde. Gleich danach würde er ausflippen und ich wieder in das Loch wandern, da war ich mir sicher. Er würde mir nicht glauben, wenn ich ihm sagen würde, dass ich unberührt war und als ich seinen Blick gesehen hatte, als er gemerkt hatte, dass ich schon einen Freund gehabt hatte, sah er aus, als würde er gleich morden.

Er durfte nie von dieser Narbe erfahren.

Doch zu meiner Überraschung strich er vorsichtig mit seinem Finger über die unschöne Narbe, die mir Theo verpasst hatte.

Ich keuchte auf und Noah nahm sofort seine Hand weg und fragte leise:„ Tut dir das weh?" Ich schüttelte den Kopf und traute mich noch immer nicht ihn anzusehen.

„Guck mich an.", bat er und als ich meine Augen öffnete, sah ich sein Gesicht, das direkt über meinem schwebte. In seinen Augen lag keine Abscheu, sondern etwas anderes. Das hatte ich noch nie gesehen, aber er sah mich an, als ob ich das Schönste wäre, dass er je gesehen hatte. Noch sah er mich so an.

„Du hast mir vorhin nicht alles erzählt.", stellte er zerknirscht fest und ich drehte meinen Kopf zur Seite. In seinen Augen lag so viel Verletzlichkeit, dass es mir den Atem raubte. Wie konnte er nur gleichzeitig so liebevoll und sonst so kalt sein?

Wieder strich er über die Narbe und senkte dann seinen Kopf zu ihr. Vorsichtig küsste er an ihr entlang meinen Bauch.

In diesem Moment fasste ich einen Entschluss:„ Die Narbe war ein Versehen. Sie kommt nicht von Theo."

Noah hob seinen Kopf und lehnte sich wieder über mich. Dann sagte er kalt:„ Du lügst mich an."

Mein Puls erhöhte sich so stark, dass ich glaubte gleich zu implodieren.

„Tue ich nicht.", versuchte ich Noah zu überzeugen, auch wenn es ein hoffnungsloses Unterfangen zu sein schien.

Er lächelte mich kopfschüttelnd an. Aber nicht liebevoll, wie er es sonst tat, sondern eher so, als wäre er ein Psycho. Er tötete Leute, was hatte ich erwartet?

Natürlich war er ein Psycho.

„Eigentlich wollte ich dir dein Geschenk erst später geben, aber", Noah strich mir fast schon zu sanft übers Gesicht, „ich denke das ich jetzt angebrachter, Kleine."

Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen. Warum wollte er mir ein Geschenk machen, obwohl er wusste, dass ich ihn gerade angelogen hatte.

Er wollte mich bestimmt bestechen. Noah rollte sich von mir, stand auf und tippte dann etwas in sein Handy.

Danach nahm er meine Hand und brav lief ich neben ihm her aus dem schummrigen Zimmer in den bereits hell erleuchteten Flur.

Als er mir vor der Wohnzimmertür die Augen zuhielt keuchte ich auf.

„Nicht gucken, sonst wirkt die Überraschung nicht.", flüsterte er mir leise zu und von drinnen hörte ich Lucs Stimme, konnte aber nicht verstehen was er sagte.

Als ich hörte, wie Noah die Tür öffnete verstärkte sich ein unruhiges Gefühl in meinem Magen und wäre nicht Noahs Hand auf meinem Rücken gewesen, wäre ich wohl weggerannt.

Auf einmal nahm er die Hände weg und sagte freudig:„ Überraschung, Kleine."

Mein Herz stand still und ich traute meinen Augen kaum. Entsetzt starrte ich auf die schwarze Ledercouch. Das konnte nicht möglich sein. „Bianca?", flüsterte ich, wobei ich wie versteinert stehen blieb.

Diese sah mich an und ihre Augen waren weit aufgerissen, während Luc hinter ihr stand und mich schief an grinste. Das konnte nicht wahr sein.

Bianca sah kurz gesagt schrecklich aus. Ihre roten Haare sahen aus, als wären sie tagelang nicht gekämmt wurden, ihre Haut war fahl und ihr Kleid sogar etwas zerrissen.

Ich starrte sie an, als hätte ich einen Geist gesehen und auch sie starrte mich genau so überrascht an.

Was hatte Noah ihr angetan?
Endlich löste ich mich aus meiner Schockstarrte und rannte zu ihr. Als erstes entfernte ich ihr den Knebel, doch die Handschellen konnte ich ihr nicht abnehmen.

Als sie das Knebel los war, fing sie sofort an zu reden:„ Was tust du hier? Ich bin schon gefühlte Wochen hier, aber ich glaube es waren 4 Tage. Ich hatte solche Angst, da war ein Kerker und gestern waren so laute Stimmen zu hören gewesen." Plötzlich stoppte sie und musterte mich noch einmal entsetzt bevor sie herzzerreißend anfing zu schluchzen.

„Wie kannst du überlebt haben?", brachte sie zwischen ein paar Schluchzern hervor.

The Mafia - EistränenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt