Kapitel 11

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Camilla Moretti

Als ich aufwachte hatte ich schreckliche Rückenschmerzen. Für einen kurzen Moment überlegte ich, ob ich nicht einfach in der Position liegen bleiben sollte und nicht mehr aufstehen. Die Idee verwarf ich jedoch schnell wieder.

Also startete ich Versuch Nummer Zwei und kämpfte mich in die sitzende Position. Wieso war denn alles hier so hart?

Dann erinnerte ich mich und von der morgendlichen Entspanntheit war nichts mehr zu merken. Ein Kaffee wäre so toll jetzt. Aber drauf werde ich wohl lange warten können. Trotzdem fühlte ich mich, als hätte mich eine Büffelherde überrannt. Mein Rücken tat weh und meinen Nacken hatte ich mir bestimmt auch noch verspannt. Außerdem war mir extrem kalt.

Zitternd legte ich die Decke, auf der ich geschlafen hatte, über mich. Sonst war ich ziemlich verwöhnt und schlief nicht selten mit mehreren Decken, aber heute hätte mir auch meine Sommerdecke gereicht. Alles wäre besser als dieser Fetzen.

Mein Magen meldete sich und ich musste an die Pfannkuchen denken, die Veronica manchmal machte. Bei den Gedanken daran lief mir das Wasser im Mund zusammen.

Ich vermisste sie und Bianca. Die Beiden waren bestimmt krank vor Sorge. Vielleicht dachten sie ja, dass mich Theo, mein Ex, gefunden hatte? Nein, das war selbst für ihre Verhältnisse eine zu heftige Verschwörungstheorie.

Ob die Beiden überhaupt nach mir suchten? Meine Selbstzweifel meldeten sich mal wieder. Mit Sicherheit suchten sie nach mir. David versuchte bestimmt Ruhe reinzubringen, wenn die drei im Café sitzen und darüber sinnieren, wie sich mich finden können. Ich wünschte ich könnte sie dabei beobachten. Ein kleines Kichern kroch meine Kehle hoch.

In diesem Moment sah ich bestimmt Irre aus, immerhin war niemand hier und ich kicherte wie Verrückte in meinem Gefängnis.

Dabei kam die Frage auf, ob ich tatsächlich alleine war. Ich hatte keinen gehört, aber das wirkte hier auch alles schalldicht. Wenn noch andere hier waren musste ich sie finden und mit ihnen fliehen.

So schnell der Mut gekommen war, so schnell verließ er mich allerdings auch wieder. Kontakt aufnehmen. Das ich nicht schon wieder anfange zu lache. Soll ich denen eine Flaschenpost schicken oder was? Hier rauskommen werde ich jedenfalls nicht so schnell.

Auf einmal ertönte das Quietschen der Tür. Schnell verstecke ich mich noch weiter in der Decke. Hoffentlich war es Luc und nicht der Teufel, wie ich mich entschlossen habe den gruseligen Typ zu nennen.

Meine Hoffnung zerplatzte jedoch als der Teufel durch die Tür kam und mich grinsend ansah. Bestimmt machte er sich über das elende Bild, das ich bot lustig. Stinken tat ich ziemlich sicher auch.

Doch der Teufel stand nur da und hielt mir einen Teller hin, mit den Worten:„ Ich habe dir Frühstück geholt. Nicht von mir gemacht natürlich. Aber du musst essen." Misstrauisch beäugte ich den Teller. Lecker sah das Essen allemal aus. Dort fand sich ein Brötchen mit Käse, Rührei und ein paar Gurken. Wie zur Bestätigung knurrte mein Magen und ich wurde knallrot. Teufelchen übergab mir den Teller, den ich jedoch nur weiter kritisch ansah.

Er meine dann:„ Ich habe es nicht vergiftet falls du das denkst. Ich lasse meine Opfer schon sehen, wenn ich sie töte." Ein Schauer lief über meinen Rücken. So wie er das sagte, wirkte es realer, als ich zugeben wollte. Ob er wirklich schon jemanden getötet hatte?

Ich scheuchte die schlechten Gedanken fort. „Nimm du auch einen Bissen.", forderte ich ihn auf, was ihm ein Schmunzeln entlockte. Er nahm tatsächlich die Gabel in die Hand und stopfte sich etwas von dem leckeren Essen in den Mund.

„Zufrieden Prinzessin?", fragte er spöttisch und ich blickte auf den Teller. Vorsichtig nahm ich einen Happen.

Das Essen schmeckte leckerer als ich dachte und begeistert schlang ich das Essen runter, während der Schwarzhaarige mich mit einem undefinierbaren Blick ansah.

Als ich nach einiger Zeit fertig war, war ich erstmal sehr zufrieden. Während des Essens hatten wir nicht gesprochen, was mir auch ganz lieb war. Der Typ machte mir Angst. Vor allem seine Augen. Das Hellgrau sah mich so stechend an, dass ich dachte, er könnte mir in meinen Kopf gucken. Jetzt durfte ich bloß nichts Falsches denken.

„Hat es dir geschmeckt?", fragte er mich nun überflüssigerweise. Ich hielt ihm nur den leeren Teller hin, als würde das eine Antwort sein. War es ja eigentlich auch, wenn ich es mir recht überlegte. Er sah mich an und nahm mir den Teller ab, während er grinsend feststellte:„ Du redest nicht gerne." Was denkt der denn? Ich bin hier gefangen und er scheint der Big Boss zu sein, aber ich möchte mit ihm ein Kaffeekränzchen halten? Der hat sie doch nicht mehr Alle.

„Ich rede sogar sehr gerne. Nur nicht mit dir.", antwortete ich bissig und war stolz auf meinen Mut. Das hielt allerdings nur solange, bis ich seinen düsteren Blick sah. Ich werde sowas von sterben.

Er knurrte schon fast, als er sagte:„ Du weißt, dass ich dich jeder Zeit umbringen könnte." Was hatte Luc noch gesagt? Alle sind solang nett, bis ich sie provoziere? Na das hatte ich ja mal gründlich verkackt.

„Du willst mich nicht umbringen. Sonst hättest du das schon getan.", murmelte ich und ergänzte noch leiser, „Teufel." Jetzt sah er so aus als wollte er mich gleich köpfen. Er kam langsam näher und betrachtete mich wie seine nächste Mahlzeit.

Dann nahm er eine meiner Haarsträhnen in seine Hände und spielte kurz mit ihr, bevor er sie hinter mein Ohr steckte. Bei der zärtlichen Geste schlug mein Herz kurz Purzelbäume. Beschämt, weil ich mir auch noch gefiel, drehte ich mich weg. Schon seit so langer Zeit hatte mich kein Junge mehr so zärtlich angefasst. Auch, wenn ich wusste, dass es nur ein Spiel von ihm ist, wünschte ich mir, dass es eben das nicht wäre.

Seine Lippen kamen meinen immer näher und ich begann Panik zu kriegen. Das war zu viel Nähe. Er durfte mich nicht küssen. Verzweifelt versuchte ich ihn von mir wegzuschubsen. Dabei füllten Tränen meine Augen und versperrten mir die Sicht.

Gott sei Dank, stand er unvermittelt auf und wandtesich zum Gehen. Kurz bevor er ging rief er mir noch zu:„ Ich bin übrigens Noah,Kleine."

The Mafia - EistränenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt