Kapitel 14

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Noah Cano

Das Mädchen machte mich verrückt. Ich hatte immer noch ihren lieblichen Geruch in meiner Nase. Als sie in meinen Armen gelegen hat, hat mich dieser Geruch nämlich komplett eingelullt. Ich fühle mich wie ein verliebter Teenager. Der unterschied war nur, dass ich nicht verliebt war. Nach einer Nacht mir ihr würde mein Interesse bestimmt verblasst sein.

Die Kleine riss mich aus meinen Gedanken, als sie sich vorsichtig räusperte. Immer wieder wickelte sie sich eine Haarsträhne um den Finger und ließ sie nur kurze Zeit später wieder los. Dabei sah sie so unschuldig aus, dass ich das Bedürfnis hatte sie vor allen Gefahren der Welt zu beschützen.

Aber zuerst hatte ich die Gelegenheit etwas über sie zu erfahren. Selbst, wenn ich es nicht zugeben würde, faszinierte sie mich. Vielleicht lag es daran, dass ich aus ihr nicht schlau wurde. In einem Moment, auch wenn diese selten waren, gab sie mir Konter und im nächstem Moment lag sie weinend in meinen Armen.

„Wir können daraus ein Spiel machen und stellen uns abwechselnd Fragen. Ich antworte nur nicht immer.", versuchte ich sie etwas zu ermutigen. Im selben Moment schlug ich mir innerlich gegen die Stirn. Was ist das denn bitte für eine bescheuerte Idee? Ich werde den Deal zwar nicht einhalten, aber ich muss ja trotzdem nicht einen auf nett machen, auch wenn es dafür wahrscheinlich schon zu spät ist.

„Darf ich anfangen?", riss mich ihre leise Stimme aus meinen Gedanken und ich lächelte leicht. Sie klang auch einfach niedlich. Also nickte ich zustimmend und war gespannt auf ihre Frage. Kurz schien sie zu überlegen, als sie fragte:„ Warst du schon immer so ein Teufel?" „Teufel?", hakte ich gespielt böse nach und ihre vom weinen geröteten Augen weiteten sich. Ich seufzte und antwortete dann:„ Ich war nicht immer so, aber es gefällt mir so besser als damals." Die Kleine nickte und schien zu überlegen. Bestimmt stellte sie sich vor wie ich damals war, aber das wird sie nie erfahren. „Okay ich bin.", begann ich, „Warum willst du kein Bier?" Es interessierte mich ehrlich, weil sie der Frage vorher immer geschickt ausgewichen war. Angewidert starrte sie auf die halbvolle Flasche, die neben mir stand und meinte dann:„ Alkohol hat mir bisher viel schlechtes im Leben gebracht und ich habe deshalb aufgehört zu trinken." Sie wirkte misstrauisch als sie antwortete und ich sah ihr an, dass da mehr hinter steckte. Trotzdem beließ ich es dabei. Ich wollte auf keinen Fall riskieren, dass sie sich wieder vor mir verschloss. „Wirst du mich töten?", stellte sie ihre nächste Frage und überrumpelte mich damit kurz. Ich hatte nicht damit gerechnet und die Art wie sie es sagte, wirkte so, als ob es sie gar nichts angeht. Sie wirkte abwesend und irgendwie so, als hätte sie diese Frage schon oft gestellt. Ich sagte nur:„ Das kann ich jetzt noch nicht sagen." „Wenn du es tust, dann mach es einfach schnell", erwiderte sie nur und ohne jede Regung im Gesicht. Nicht mal in ihren Augen könnte ich Kummer oder etwas Ähnliches entdecken. Augenblicklich wurde mir klar, dass ich sie nicht töten kann. Ihre Vergangenheit musste so schlimm sein wie meine. Ob sie auch verraten wurde? Plötzlich erinnerte mich daran, wie sie Lucia nachgerufen hatte, dass sie sie doch töten soll. Und dann sind da noch die Autorennen und mir kam eine ungute Vermutung:„ Du willst sterben." Ich beobachte sie und für einen kurzen Moment entdeckte ich Schmerz in ihren Augen. Doch sie nickte nicht, wie ich es erwartet hatte, sondern meinte stattdessen:„ Ich will raus hier und jetzt bin ich hier gefangen. Also bleibt der Tod der einzige Weg raus hier."

Mein Mund fühlte sich trocken an und ich wusste nicht was ich tun sollte. Also fragte ich weiter:„ Wer hat dir etwas so Schlimmes angetan."

Sie hob ihren Blick und das erste Mal seit sie hier ist, schaute sie mir direkt in die Augen. Es wirkte fast so, als wollte sie, dass ich ihren Schmerz sehe. „Wenn ich dir das sage, dann zeigt das Vertrauen und vertrauen tue ich dir nicht.", flüsterte sie bitter und in ihrem Blick lag so viel Leid, dass ich kurz auch Emotionen in meinem zuließ.

Dieser Augenblick war allerdings nur von kurzer Dauer. Ich stand auf und sah auf das Häufchen Elend, ich würde sie gerne trösten, aber das war nicht meine Art.

Das Gespräch hatte eine Richtung genommen die mein Herz etwas zu sehr berührte und genau das sollte ich nicht haben, also tat ich das einzige, was mir einfiel.

So schnell ich konnte ging ich zu der Zelle mit dem Spion. Er sah mich verwirrt an, ich war schließlich lange Zeit nicht bei ihm gewesen. Als er meinen wütenden Gesichtsausdruck sah, weiteten sich seine Augen und ich sah Schweiß auf seiner Stirn auftauchen. Er war weich und das wird sein Todesurteil werden, nachdem ich fertig mit ihm bin.

Selten war ich so wütend, aber heute war ich es, nicht auf den Spion oder auf meine Crew. Ich war auf Camilla wütend, die es schaffte mich mit ihren Kulleraugen um den Finger zu wickeln. Sie tat mir nicht gut und machte mich angreifbar.

Ich schlug dem Spion in den Bauch und er fiel auf den Boden, dabei war er am Röcheln. Ich riss ihn wieder hoch, nur um den Vorgang zu wiederholen. Wieso konnte ich sie nicht einfach hassen, wie ich es sonst immer tat? Was war an ihr so besonders?

Noch ein Schlag traf den Jungen, aber diesmal ins Gesicht. Er schrie auf und klang dabei wie ein verängstigtes Mädchen. Er soll gefälligst aufstehen wie es ein Mann tut.

Wieso hatte sie solche Angst vor mir?

Ich brüllte und schleuderte seinen Kopf gegen die Wand. Er wurde augenblicklich bewusstlos, was mich nur noch aggressiver macht.

Doch auf Bewusstlose schlug man nicht ein, ich würde morgen wiederkommen. Auf diese Einstellung war ich stolz, die hatten alle meine Männer hier. Das war eine Art Ehrencodex.

Ich musste mich von ihr fernhalten und wieder der Alte werden. Max, der ja eigentlich die Aufgabe sie zu bemuttern machen sollte, durfte dies jetzt tun. Luc und ich werden sie nicht mehr sehn, auch wenn ich weiß, dass er mich dafür stundenlang belehren wird.

The Mafia - EistränenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt