Kapitel 32

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Camilla Moretti

Während der Autofahrt hatte ich Veronica alles erzählt. Immer wieder hatte sie mich unterbrochen und noch einmal nachgefragt. Trotzdem tat es gut wieder mit ihr darüber zu reden.

Inzwischen saßen wir mit einem Kakao auf meinem Bett und hingen unseren Gedanken nach.

„Bist du böse, dass meine Familie mir verboten hatte euch zu retten?", fragte mich Veronica zum gefühlt tausendsten Mal. Sie hatte mir erzählt, dass sie riesige Schuldgefühle gehabt hatte, weil sie ihre Familie nicht überzeugen konnte uns zu retten.

Wie schon davor verneinte ich:„ Ihr hättet alles aufgeben müssen. Ich verstehe das. Und jetzt sind wir ja in Sicherheit."

Zum Ende hin wurde meine Stimme verbitterter. Meine Gedanken flogen zu dem gutaussehenden, starken Noah. Wie lange er wohl weg sein würde? Wenn er lebenslang bekam würden es mindestens 20 Jahre sein. Das würde ich nicht überleben. Noch nie hatte ich mit der Polizei zu tun gehabt und jetzt kannte ich sogar jemand der im Gefängnis saß.

Dank Noah hatte sich mein Leben um 180 Grad gedreht.

Ich wurde aus den Gedanken gerissen, da es plötzlich an der Tür klingelte. Erschrocken sah ich zu meiner Zimmertür, doch Veronica war schon aufgesprungen.

Sie fühlte sich hier echt wie zu Hause.

Entspannt lehnte ich mich zurück und schloss die Augen. Das verhinderte zu mindestens die aufsteigenden Tränen.

„Ich mach dich fertig.", hörte ich Veronica wutentbrannt schreien und danach einen Knall. Wenn sie die Blumenvase geworfen hatte, dann konnte sie was erleben. Nonna hatte mir die Vase vererbt und ich hielt sie in ehren.

So schnell ich konnte sprang ich vom Bett und stieß dabei den Kakao um.

Jedoch nahm ich mir nicht die Zeit, um den bestimmt riesigen Fleck zu begutachten, weil ich Veronica jetzt laut schimpfen hörte.

Als ich endlich bei den Beiden Streithähnen angekommen war, wobei Veronica einen jungen Mann gerade in die Mangel nahm, traute ich meinen Augen kaum.

Diese dunkelbraunen Haare würde ich überall wiedererkenne.

„Luc?", stellte ich verblüfft fest und er richtete mühsam seinen Blick auf mich.

Gequält sah er mich an und meinte dann:„ Sag dieser verrückten Furie, dass sie mich jetzt aufhören kann zu erwürgen."

Auffordernd schaute ich Veronica an, die meiner Aufforderung widerwillig nachkam.

Trotzdem konnte ich es nicht lassen noch einmal zu sticheln:„ Du lässt dich von einem Mädchen fertig machen?"

Luc verschränkte als Antwort die Arme und versuchte sich zu rechtfertigen:„ Sie hat mich überrascht."

„Du bist einfach schlecht.", kam es aus Veronicas Mund geschossen und Lucs blieb im Gegenzug offen stehen.

Bevor die Beiden anfingen darüber zu diskutieren bat ich sie in mein Zimmer und dort machten wir drei es uns auf meinem Bett bequem, wobei ich die Decke mit dem riesigen Fleck schnell verschwinden ließ.

Wenn Noah hier wäre, wäre ich fast glücklich gewesen.

„Wie geht es dir?", erkundigte sich jetzt Luc besorgt, aber ich zuckte nur kurz mit den Schultern.

Veronica sprang sofort ein:„ Wie soll es ihr schon gehen, Idiot."

„Bist du immer so kratzbürstig?", lachte Luc und blickte zu Veronica. Es sah fast so aus, als ob er meine Freundin bewunderte. Zu schade, dass sie nicht auf Männer stand. Die Beiden wären ein tolles Paar.

Veronica nickte und Luc schenkte ihr ein breites Lächeln, während er sagte:„ Das wäre dann bestimmt lustig im Bett. Ich mag es wild."

„Zu schade, dass ich dich nicht mag."

„Du liebst mich jetzt schon, Veronica.", versuchte Luc es weiter.

Meine Freundin konnte jedoch nicht antworten, weil mein lautes Lachen die skurrile Situation unterbrach. Schnell stimmten Beide mit ein und ich fühlte mich fast gut. Wenn nur Noah hier wäre.

Mein Lachen wurde leiser und schließlich fing ich an zu schluchzen. Veronica bemerkte das sofort und nahm mich in den Arm. Als Luc es ihr gleich tun wollte, meckerte sie:„ Sie weint schon, so hässlich findet sie dich."

Zwischen meinen Schluchzern entwich mir ein leises Kichern. Die ganze Situation beschrieb eigentlich ziemlich gut meine Verzweiflung, die ich empfand.

„Wie konnten sie Noah nur festnehmen?", schluchzte ich und sprach dabei mehr mit mir selbst, aber Veronica schob mich von sich und reichte mir ein Taschentuch. Währenddessen strich sie sich eine Strähne ihrer dunkelbraunen Haare hinter ihr Ohr und schaute nachdenklich in die Leere.

„Es gibt nur eine Möglichkeit. Das Haus war top gesichert und alle wurden gewarnt. Nur Noah und du waren da. Und Max, aber der zählt nicht. Das heißt, dass jemand wusste, dass die Polizei kommt.", brach Veronica nach einigen Minuten die Stille und Luc und mein Blick richteten sich auf sie. Mit großen Augen sah ich Veronica an. Das was sie sagte klang plausibel, aber das hieß, dass Noah...

„Jemand hat Noah und dich an die Polizei verraten. Hast du irgendwas mitbekommen?", richtete sich Veronica euphorisch an Luc, doch dieser wich ihrem Blick auf und wirkte äußerst angespannt.

Dann schüttelte er den Kopf und meinte:„ Es hätte jeder sein können. Noah hat viele Feinde."

„Warum jetzt?", stocherte Veronica weiter und ich äußerte mich auch mal:„ Können wir das nicht Noah einfach fragen?"

Alle Augen richteten sich auf mich und Veronica runzelte ihre Stirn. Man konnte förmlich sehen wie es hinter ihrer Stirn ratterte.

„Wir kommen da nie rein.", zerstörte Luc den kleinen Funken Hoffnung.

Enttäuscht richtete ich meine Augen wieder auf meine Hände, die die Decke krampfhaft umklammerten in dem Versuch nicht zu weinen.

Veronica ließ sich jedoch nicht so leicht abschrecken:„ Meine Eltern haben mal jemanden anonym im Gefängnis besuchen müssen. Der Plan beinhaltet zwar ein paar Risiken, aber wir könnten es schaffen."

„Welche Risiken?", fragte ich wieder hellwach. Bei dem Gedanken Noah sehen zu können, hellte sich meine Stimmung auf. Ich konnte förmlich seine brennenden Blicke auf meiner Haut spüren.

Veronica holte tief Luft und sagte dann:„ Du könntest ins Gefängnis wandern. Wegen Urkundenfälschung und Identitäsdiebstahl."

„Zu gefährlich.", meinte Luc sofort.

Ich widersprach ihm:„ Ich mach's."

„Machst du nicht. Ich muss auf dich aufpassen, während Noah nicht da ist.", versuchte es Luc weiter, aber ich blieb standhaft:„ Wir machen das hier für Noah. Veronica, erzähl mir den Plan."

The Mafia - EistränenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt