Kapitel 38

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Camilla Moretti

Wie versteinert starrte ich die Person vor mir an. Mein Gehirn schien nicht akzeptieren zu wollen, was meine Augen da sahen. Selbst die Zeit schien still zu stehen, während meine Augen seine fanden. Unsere Blicke verhakten sich und ich machte fast schon ängstlich einen Schritt nach hinten.

Dabei rieb ich mir immer wieder über meine Augen, in dem Versuch die Situation hier zu erfassen. Erfolglos.

Hinter mir ertönte plötzlich Lucias lautes Lachen. Erschrocken machte ich einen Satz zur Seite und krachte schmerzhaft gegen den hellbraunen Esstisch. Vor Schreck entwich mir ein kleiner Aufschrei, der Lucia dazu brachte noch lauter zu lachen.

Die Blondine schien sich schon gar nicht mehr einkriegen zu können, was bewirkte, dass meine Wangen anfingen knallrot zu werden.

„Geht es dir gut?", erkundigte sich jetzt der Schwarzhaarige und ich nickte nur sprachlos. Seine Stimme war leicht rau und etwas tiefer als ich sie in Erinnerung hatte.

Mit meiner Selbstbeherrschung war es vorbei und die Überraschung wich der Ratlosigkeit.

Die Härchen auf meinen Armen richteten sich auf und mein Körper begann unkontrolliert zu zittern.

Mein Gegenüber bemerkte das natürlich und sofort wurde ich in seine muskulösen Arme geschlossen, die mir immer noch so vertraut waren.

In meinem ganzen Körper machte sich eine angenehme Wärmebreit und mein Herz machte aufgeregte Luftsprünge. Die Trauer der letzten Tage war vergessen und stattdessen waren die schon totgeglaubten Schmetterlinge wieder erwacht. Apropos...

„Wie kann es sein, dass du noch hier bist? Ich stand an deinem Grab.", flüsterte ich mit erstickter Stimme und drückte mich noch etwas fester an die Schulter meiner großen Liebe.

An Noahs Schulter.

Dessen Brust vibrierte leicht von dem Lachen, das er ausstieß und in mir begann es bei dem Ton, den er ausstieß etwas stärker zu kribbeln.

Dann antwortete er:„ Ich bin Noah Cano. Du glaubst doch nicht wirklich, dass mich ein läppischer Gefängnisaufenthalt umbringen kann."

„Aber alle haben gesagt, dass du tot bist. Du wurdest beerdigt.", widersprach ich ihm verwirrt.

„Hast du das gesehen?", fragte er mich und ich konnte förmlich seine hochgezogene Augenbraue sehen. Natürlich wusste er, dass ich meinen Kopf schütteln würde.

Grinsend drückte er mich ein Stück von sich und meinte dann schmunzelnd:„ Du solltest nur das Glauben, dass du auch siehst."

Unsicher nickte ich.

„Wie kann es sein, dass alle denken, dass du tot bist?", löcherte ich Noah jetzt immer weiter.

Ich fand noch nicht die Kraft ihn ganz loszulassen und meine Hände klammerten sich schon fast besessen in sein Shirt. Unser Treffen hier müsste eigentlich unmöglich sein und trotzdem stand er hier vor mir und redete mit mir. Er lachte sogar. Ich konnte ihn berühren, ihn riechen und schmecken.

Das probierte ich dann auch aus und beugte mich selbstbewusst vor. Dann fanden sich unsere Lippen.

Noah küsste mich so zärtlich, als würde er Angst haben mich zu zerbrechen. Dann spürte ich wie eine salzige Flüssigkeit sich in unseren Kuss einmischte und ich bemerkte, dass ich weinte.

Die Anspannung der letzten Tage, die Traurigkeit und die Angst wie es weiter gehen würde – Alles schien in diesen Kuss zu fließen und man könnte sagen, dass Noah mir gerade jeden Schmerz mit seiner Liebe nahm.

Protestierend murrte ich auf, als Noah dabei war den befreiend Kuss zu beenden. Doch mein Freund blieb knallhart und lehnte stattdessen seine Stirn gegen meine, während er leise und für mich kaum verständlich versprach:„ Ich werde dich niemals wieder verlassen. Ich schwöre dir bei meinem Leben, dass ich dich bis zu dem Rest unseres Lebens lieben werde. Wir werden zusammen alt und grau. Dabei sehen wir unseren Enkelkindern beim Spielen zu."

„Du hast dein Versprechen aus dem Gefängnis gehalten.", meinte ich nur beeindruckt. Noah hatte tatsächlich bei unserem ersten Treffen nach meinem undercover Besuch mir seine Liebe noch einmal gestanden. Glücklich lächelte ich und wünschte mir, dass dieser Augenblick für immer halten würde.

Auch wenn ich wusste, dass das niemals passieren würde, versuchte ich es doch. Allerdings wurde dieser Versuch von Lucia zerstört:„ Jetzt reicht es hier auch mal. Könnt ihr mal Rücksicht auf die Leute nehmen, die single sind?"

Lachend drehte Noah mich in seinen Armen um und schlang dann wieder seine Arme um mich. So konnte er auch sein Kinn auf meinen Kopf legen und ab und zu drückte er mir einen Kuss auf diesen.

Durch diese Ablenkung fiel es mir schwer mich auf Lucia zu konzentrieren, die immer noch am Meckern war.

Gerade als ich sie unterbrechen wollte, hörte man die Haustür aufgehen und ein erstauntes Wow.

„Schmeißt ihr hier eine Party ohne mich?", ertönte es von Luc der gerade ins Wohnzimmer einbog und sich dann mit einem Sprung aufs Sofa setzte.

Noah hinter mir spannte sich an und Luc tadelte:„ Bruder, die Couch ist neu. Füße runter. Spinnst du?"

Auch wenn er sich bemühte streng zu klingen, versagte er kläglich. Lachend lehnte Luc sich zurück und streckte sich noch einmal demonstrativ.

In diesem Moment trat Veronica ein und sah sie verdutzt an:„ Was machst du denn hier?"

„Ich wollte dir doch helfen Noah zu finden, aber du bist einfach ohne mich gefahren.", erklärte sie sofort und klang dabei ziemlich beleidigt. Entschuldigend zuckte ich mit den Schultern, aber Veronica guckte mich schon gar nicht mehr an. Stattdessen warf sie Lucia einen deutlich verführerischen Blick zu. Diese hatte ihre Lippen zusammengekniffen und sah äußerst verwirrt aus.

„Ich denke mal wir schlafen heute alle hier. Darf ich bei dir schlafen?", fragte Veronica Lucia keck und lächelte dabei breit.

Lucia sah indes gar nicht begeistert aus und schnaubte:„ Du kannst draußen schlafen."

„Ich stehe auf kratzbürstig."

„Ich stehe auf Männer.", konterte Lucia prompt und brachte Veronica dazu in einen lauten Lachanfall auszubrechen.

Nach nur kurzer Zeit stimmte Luc mit ein und japste:„ Das hindert sie nicht, Lucia."

Noah hinter mir stieg auf diesen Kommentar hin und wegen Lucias genervten Gesichtsausdrucks auch in das Gelächter ein und auch mir schlich sich ein breites Lächeln aufs Gesicht.

Im Augenblick fühlte ich das schönste Gefühl, dass ich je gefühlt hatte. Alle meine Freunde und Lucia waren hier und hatten Spaß. Wir waren einfach glücklich und unbeschwert. Es musste sich keiner Sorgen machen. In diesem Moment war einfach alles perfekt.

„Ich liebe dich, Kleine.", hauchte mir Noah ins Ohr und ich drehte mich zu ihm.

Meine Hände fanden wie von selbst ihren Weg zu seinen Wangen und ich lächelte sanft, während ich sagte:„ Ab jetzt trennt uns nichts mehr."

The Mafia - EistränenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt