Kapitel 7

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Camilla Moretti

Ich stöhnte auf und versuchte langsam meine Augen zu öffnen. Als ich dies tat fing mein Kopf noch stärker an zu dröhnen, als er es vor wenigen Minuten getan hat. Ich kniff meine Augen zusammen und hielt mir meine Hände an den Kopf. Warum habe ich solche Kopfschmerzen?

Sofort versuchte ich mich an die letzten Stunden zu erinnern, was kein leichtes Unterfangen war. Immer wieder tauchten Bilder vor meinen Augen auf und ich versuchte krampfhaft herauszufinden was passiert ist. Doch meine Kopfschmerzen wurden nur größer, sodass ich nach einiger Zeit das aussichtslose Unterfangen aufgab. Verzweifelt lief mir eine Träne über die Wange. Ich hatte einen Rückfall, ganz sicher. Früher hatte ich nach meinem Ex schon mal solche Ausfälle. Es lag immer an Alkohol, zu viel Alkohol.

Ich schluchzte auf und versuchte angestrengt die Panikattacke zu unterdrücken, die versuchte mich zu unterdrücken.

Ein und aus atmen. Endlich wurde meine Atmung ruhiger und mein Herzschlag wirkte etwas weiter von einem Herzinfarkt entfernt.

Also hatte ich Zeit mich umzusehen. Das führte jedoch dazu, dass ich gleich wieder Panik bekam. Der Raum, in dem ich mitten auf dem eiskalten Steinboden saß, war nicht sonderlich groß. Die Wände waren, so wie der Boden aus Stein. Und was meine Angst nur so verstärkte war, dass es keine Fenster gab. Die Tür wirkte so wie die, die man aus den Gefängnissen kannte. Nur ein kleiner Spalt, vermutlich um Essen durchzugeben war in die Eisentür eingelassen. Zu mindestens denke ich, dass es Eisen ist. In der Ecke rechts hinter mir stand ein Bett oder wenigstens etwas, das einem Bett ähneln sollte. Das Gestell wirkte instabil und die Matratze sah so aus wie sie roch.

So wie es aussah waren hier schon viele Menschen gewesen. Ein Klo gab es nicht und mein Ekelgefühl meldete sich.

Der Raum war nicht besonders groß, ich konnte vielleicht fünf Schritte machen.

Sofort stand ich auf, um meine Theorie zu überprüfen. Ich hatte Unrecht, es waren sogar nur vier und ein halber. Plötzlich schienen die Wände auf mich zu, zu kommen und ich atmete hektischer. Meine Brust hob sich unregelmäßig und ich presste meine Hände gegen die Wand. Es war lächerlich, aber so versuchte ich sie aufzuhalten. Immer wieder wurde mir schwarz vor Augen und ich rutschte an der Wand runter und lehnte meinen Kopf dagegen. Es kühlte mich etwas ab. Ich starrte einfach gegen die gegenüberliegende Ecke, wobei ich den großen schwarzen Fleck dort fixierte. Warte, was?
Ich stand auf und ging auf wackeligen Schritten darauf zu. Die Erkenntnis traf mich schnell. Ich wurde beobachtet. Der schwarze Fleck war eine Kamera. Vielleicht halfen mir die Leute ja? Fast augenblicklich verwarf ich den Gedanken wieder. Da oben waren bestimmt meine Entführer, die sich an meiner Panik aufgeilten. Ich wusste wovon ich sprach, ich hatte bereits mehrere Bücher und Filme über solche Horrorszenarien gesehen.

Mein Überlebenswillen setzte endliche ein und drängte meine Angst etwas zurück, ich musste in mein neues Leben. Das fiel es mir wieder ein, ich war bei dem letzten Autorennen gewesen, aber was passiert ist, wollte einfach nicht auftauchen. Mein Gehirn war noch zu benebelt.

Ich musste etwas tun, wenn ich hier rauswollte. Oder du stirbst einfach hier und bist von deinem Leid erlöst, äußerte sich eine kleine Stimme in meinem Inneren. Ich schüttelte den Kopf, auch wenn die Idee erstmal verlockend klang. Doch mein Entführer wollte mich quälen, immerhin hat er mich hier eingesperrt und nicht getötet. Nur warum? Schon wieder kam mir das Bild von meinem Ex in den Sinn, das ich jedoch schnell wegwischte. So grausam würde nicht mal er sein, oder? Nein.

Also versuchte ich die Kamera zu erreichen, was jedoch nicht klappte, ich war einfach zu klein. Gefrustet setzte ich mich wieder an die Wand und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich wollte doch einfach nur hieraus. War das zu viel verlangt?

Auf einmal ertönte ein lautes Quietschen und ich fuhr zusammen. Nur wenige Sekunden später betrat eine mir bekannte Person den Raum.

Ich riss entsetzt die Augen auf, als ich das Mädchen erkannte. „Lucia?", rief ich erschrocken und Tränen schossen mir in die Augen. Das konnte doch nicht wahr sein. Sie verzog ihre Lippen zu einem gerissenen Lächeln und wirkte dabei wie ein angriffslustiger Tiger. Ich presste mich an die Wand, nicht gewillt aufzustehen.

„Was machst du hier? Hat man dich auch gefangen? Weißt doch wie man hier rauskommt?", überhäufte ich sie mit Fragen, in der Hoffnung, dass meine Vermutung nicht stimmte und mir die blonde Schönheit keine Falle gestellt hatte. Doch Lucia lächelte weiterhin gefährlich und meinte dann:„ Ich weiß nur zu gut wie man hier rauskommt, immerhin bin ich hier schon eine Weile." Ich schloss die Augen, lass das alles nur ein böser Traum sein. „Warum tust du das?", fragte ich sie und klang dabei wie ein weinerliches Kleinkind.

„Dir etwas zu Essen bringen?", sie zog einen Müsliriegel heraus, während sie das sagte, „Mein Bruder hat mich dazu verdonnert. Wenn es nach mir geht würde ich dieses eklige Verließ nie betreten." Sie warf mir den Müsliriegel und wandte sich zum Gehen um. Meiner Frage war sie gekonnt ausgewichen und machte mir damit nur noch mehr Angst. Aber das war ihr bestimmt bewusst, sie wirkte nicht mehr so nett, sondern kalt und berechnend. „Warum ich?", versuchte ich noch einmal eine Antwort zu bekommen, doch Lucia schloss bereits die Tür und ich lauschte ihren klackernden Schritten.

Wütend warf ich den Müsliriegel gegen den Tür und schrie:„ Dann bring mich doch einfach um!"

The Mafia - EistränenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt