Kapitel 16

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Noah Cano

Ich stand schon eine gefühlte Ewigkeit vor Lucs Tür. Warum wusste ich nicht. Ich wollte nicht mit ihm reden, schon gar nicht über Camilla.

Als ich ihm erzählt hatte, dass wir uns von ihr fernhalten werden und sie ab sofort wie eine normale Gefangene behandelt wird, hat er mir Blicke zugeworfen, die töten können.

Ich fühlte mich nicht schlecht deswegen. Warum auch? Ich war sein Boss und hatte somit das Recht ihm den Kontakt zu ihr zu verbieten.

Jetzt stand ich immer noch vor seiner Tür, weil er mich nach dem Gespräch, wenn man das überhaupt so nennen konnte, rausgeschmissen hatte.

Um nicht noch länger so idiotisch rumzustehen, ging ich in den Überwachungsraum. Die Monitore zeigten die unterschiedlichsten Räume im Haus. Natürlich wollte ich nur gucken, wie sich der Spion nach meinem Besuch in seiner Zelle quälte.

Trotz des guten Vorsatzes konnte ich nicht verhindern, dass mein Blick zu dem Monitor auf Camillas Zelle huschte.

Max war gerade bei ihr und mein Mädchen schien sich ziemlich wohl zu fühlen. Mein Mädchen?

Verärgert strich ich mir über mein Gesicht. Sie war nicht mehr wert als die Schlampen, die sich mir täglich an den Hals warfen. Ich sollte dringend mal wieder in einem der Clubs nach einer schauen gehen.

Mein Blick glitt wieder zum Monitor und ich sah Camilla meine Wache böse anstarren. Wieso das denn? Max jedoch schien das wenig zu stören und die Beiden fingen an zu reden. Interessiert setzte ich mich auf einen der Stühle, die vor den Monitoren standen. Natürlich waren sie auch schwarz, so wie der gesamte Raum oder auch mein Zimmer. Entspannt lehnte ich mich auf dem Stuhl zurück und beobachtete das Schauspiel interessiert. Anscheinend verstanden sich die Beiden gut. In seiner Nähe schien Camilla selbstbewusster und hatte offensichtlich auch ein paar lustige Sprüche drauf, weil Max mehrmals anfing zu lachen.

In diesem Moment überlegte ich mir, dass wir dringend mal einen Ton brauchten. In meinem Inneren machte sich ein unbekanntes Gefühl breit, als Max sich ziemlich nah zu ihr setzte und sie nicht wie bei mir wegrutschte.

Komischerweise schien sie ihm zu vertrauen oder zu mindestens mochte sie ihn. Wenn ich Luc also von ihr fernhielt, nahm sofort ein anderer Typ seine Stelle ein.

Das Gefühl wurde stärker und ich verkrampfte mich. Unbemerkt ballte ich meine Fäuste unter dem Tisch, auf dem die Computer standen, mit den die Monitore verbunden waren.

Auf einmal machte Camilla eine merkwürdige Grimasse, die sogar mich etwas zum Schmunzeln brachte. Max offensichtlicher Weise auch, denn Beide brachen in Gelächter aus. Die Augen des Mädchens leuchteten, das konnte ich sogar durch die Kamera sehen.

So ging das einige Minuten und ich wollte schon, trotz des Gefühls in meinem Bauch, das Zimmer verlassen, als Camilla verstummte und Max auf sie zuging.

Wütend stand ich auf. Der würde es doch nicht wagen sie anzufassen oder sogar sie zu küssen. Dieses Mädchen gehörte zu mir!

Ich sprang auf und joggte Richtung Verließ. Das würde er büßen. Jetzt konnte ich das Gefühl auch definieren. Es widerte mich an, aber ich war eifersüchtig auf diesen kleinen Verräter.

Ich schlug die Tür auf und rannte zu der Zelle der Kleinen.

Angekommen schlug ich die Tür, die Max offen gelassen hatte, auf, damit die Beiden mich auch auf jeden Fall hörten. Ein Krachen ertönte und Beide fuhren erschrocken auseinander.

Als Camilla meinen Blick sah, der in diesem Moment wohl hätte töten können, wich sie erschrocken zurück. Auch Max reagierte und schob sie hinter seinen Rücken.

Mein Gesichtsausdruck wurde noch finsterer, er sollte endlich seine dreckigen Finger von ihr lassen.

„Lass die Kleine sofort los.", wies ich ihn an und betonte dabei jedes einzelnes Wort. Der Angesprochene tat es sofort und Camilla warf ihm einen verzweifelten Blick zu, den er kurz erwiderte. Mein Blut kochte, sie sollte mich so ansehen, als könnte nur ich sie retten.

Ohne zu wissen was ich tat, lief ich auf Max zu und schlug ihm einmal mitten ins Gesicht, während ich fast knurrte:„ Fass noch einmal mein Mädchen ab und es bleibt nicht dabei." Max sah mich mit großen Augen an und hielt sich dabei seine Nase, die nach dem Knacken zu urteilen wohl gebrochen war.

„Sie kann entscheiden wer sie anfassen darf.", entgegnete er trotzdem und unterschrieb damit sein Todesurteil.

Ich drückte ihn gegen die Wand und schlug immer wieder zu. Ich sah rot. Das Mädchen gehörte zu mir. Er hatte Unrecht und widersprechen tat er mir auch noch.

Plötzlich spürte ich zarte Hände auf meiner Schulter, die versuchten mich von Max wegzuziehen. Nach einiger Zeit gab ich nach und drehte mich um. Vorher zischte ich Max aber noch zu, dass er ein Verräter zu.

Vor mir stand Camilla, die ich deutlich überragte. Sie weinte und schrie mich immer wieder an. Als sie dann an mir vorbei schielte, sah sie wohl Max, der am Boden lag. Sofort wollte sie an mir vorbei, doch ich schlang einen Arm um ihre Taille und zog sie so zu mir zurück.

Sie fiel in meine Arme und stand so nah an mir, dass mich ein paar Haarsträhnen im Gesicht kitzelten. Grinsend sah ich auf sie runter, während sie mir auf die Brust hämmerte. Das beeindruckte mich herzlich wenig, allerdings nervte es, weshalb ich ihre kleinen Hände festhielt.

Die Kleine schien jedoch nur noch wütender zu werden. „Lass mich zu Max!", schrie sie und zappelte dabei wie wild. Ich spannte mich an und drückte dabei wohl etwas fest auf ihre Hände, weswegen sie anfing zu wimmern. Sofort ließ ich wieder locker und herrschte sie an:„ Wenn du deinen geliebten Max überhaupt wieder sehen willst, dann machst du besser was ich sage."

Fast augenblicklich verstummte sie und wartete auf meine nächsten Worte.

Bald würde sie nur mir gehören.

The Mafia - EistränenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt