Kapitel 22

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Noah Cano

Camilla schlief seelenruhig in meinen Armen und ich betrachtete sie dabei mit einem wohligen Gefühl.

Sie sah wunderschön aus, wie sie auf meiner Brust lag und ab und an leise seufzte. Es musste ein schöner Traum sein. Mein Arm war inzwischen eingeschlafen, doch trotzdem strich ich ihr mit meiner anderen Hand noch zärtlich über den Rücken.

Nie hätte ich gedacht, dass ich ein Mädchen beim Schlafen zusah, und dass das Spannendste, was es gab, für mich war. Hätte mir das jemand vor ein paar Monaten erzählt, wäre er höchst wahrscheinlich höchst tragisch gestorben oder hätte wenigstens ein paar Verletzungen gehabt. Doch bei Camilla war das anders. Sie war das komplette Gegenteil von mir und sah trotzdem etwas in mir, dass weder ich, noch sonst irgendjemand je in mir gesehen hatte. Ich wusste, dass ich sie verderben würde und ihr Leben ruiniert hatte, aber ohne sie schmerzte mich mein Herz und ich konnte keinen klaren Gedanken fassen.

Meine Erinnerungen an unseren ersten Kuss jagten mir wohlige Schauer über den Rücken und ich konnte kaum fassen, dass sie ihn erwidert hatte. Es war eigentlich nur ein Experiment, doch dass es geklappt hatte, machte mich wohl zum glücklichsten Mann auf der ganzen Welt.

Als ich sie dachte verloren zu haben, brannten bei mir alle Sicherungen durch. Alle Gefühle prasselten auf mich viel intensiver ein und Camilla war immer der Mittelpunkt meines Handelns.

Deswegen hatte ich ihr auch ein Geschenk gemacht, das ich ihr später zeigen werde.

In meinen Armen regte ich etwas, weswegen ich meinen Blick wieder zu dem schlafendem Mädchen richtete, das gerade aufwachte.

Ihr Lächeln traf mich und ich glaubte, dass war das erste Mal, dass ich sie wirklich ehrlich lächeln sah und auch noch der Grund dafür war. Mein Herz quoll förmlich über vor Glück und mich störte nicht mal, dass ich mich wie ein bescheuertes, romantisches Weichei aufführte. Camilla leckte sich über die Lippen und ich konnte nicht anders, als sie zu mir hoch zu ziehen und ihr einen sanften Kuss zu geben.

Er war nur kurz, aber brachte mich trotzdem dazu ihr gleich noch einen, wenn auch nur so kurz, dass sie ihn gar nicht erwidern konnte. Grinsend sah ich sie an, als ich ihren verdutzen Blick bemerkte. „Was ist?", fragte sie mich und beäugte mich misstrauisch. Unschuldig sah ich sie an, was sie zum Lachen brachte.

Und, oh Gott, ihr Lachen war noch so viel schöner als ihr Lächeln.

Sie strahlte dabei förmlich wie die Sonne es nur an den wirklich heißen Sommertagen tat.

Als sie mich wieder ansah, konnte ich es nicht lassen und drückte ihr noch einen Kuss auf die rechte Wange. Herausfordernd sah mich Camilla an und zog mich zu ihr.

Verwundert über ihren Mut ließ ich es geschehen und als ich sie küssen wollte, wandte sie ihren Kopf ab.

Beleidigt wollte ich gerade mich beschweren, als ich Schritte hörte. Auch ich wandte mich also zur Tür und sah dort Luc stehen, der wie ein Honigkuchenpferd grinste.

Dann lief er schon fast hüpfend auf uns zu und setzte sich vor uns aufs Bett.

„Hau ab, Luc.", brummte ich und strich mir ein paar Haare, die sich eigenständig gemacht hatte, aus dem Gesicht.

Luc jedoch sah mich gar nicht an, sondern starrte stattdessen Camilla an, die die ganze Situation wohl ziemlich unangenehm fand. Sie drehte sich zu mir und sah mich flehend an, doch ich konnte ihr in dem Fall leider nicht helfen. Luciano war nämlich die größte Nervensäge im ganzen Universum.

„Süße, du musst mir alles erzählen.", forderte er sie auf und erntete einen bösen Blick von mir.

Meine Kleine druckste herum und versteckte sich dann letztendlich in meinen Armen, sodass sie unter der Decke kaum noch zu sehen war. Lachend zog ich sie wieder hoch und meinte:„ Du musst es ihm erzählen, ist doch nichts Schlimmes." Camilla sah nicht besonders glücklich damit aus und strich sich nervös ihre Haare aus dem Gesicht.

„Seid ihr zusammen?", hakte Luc weiter nach und mein Mädchen lief knallrot an. Schnell murmelte sie:„ Wir haben uns nur geküsst."

Luc wackelte blöd mit den Augenbrauen und als Camilla ihn böse ansah meinte er nur schlicht:„ Ich freue mich für euch ehrlich. Falls ihr mal Kondome braucht, habe ich welche da."

„Noah hat auch immer welche da für seine Mädchen.", ertönte plötzlich eine weibliche Stimme aus dem Hintergrund. Meine kleine Schwester betrat ebenfalls mein Zimmer, stellte sich aber nur vor mein Bett.

Mein böser Blick traf sie, was sie jedoch mit einer Handbewegung ignorierte. Stattdessen provozierte sie weiter:„ Das ist deine Vergangenheit. Deine kleine Camilla sollte wissen, dass sie sich bei dir jede Geschlechtskrankheit einfangen kann, Bruderherz."

Mit diesen Worten lächelte sie mich und Camilla, die völlig erstarrt da lag, an und zog Luc, der lautstark protestierte, mit nach draußen.

„Camilla, ich...", versuchte ich mich zu retten. Doch ich brach bei ihrem enttäuschten Blick ab. Meine Schwester war wirklich ein fieses Miststück, die mir nicht gönnte, dass ich wieder glücklich sein kann. Nur weil sie selbst kein Glück finden konnte seit Manuel weg ist, doch das war ihre eigene Schuld. Mein Leben ging weiter und Camilla wird darin definitiv eine Rolle spüren, wenn sie nicht nach Lucias Kommentaren total sauer ist.

Forschend sah ich ihr in die Augen und konnte förmlich sehen, was sie sich alles vorstellte. Sie spielte bestimmt alle möglichen Frauengeschichten durch, die ich hätte gehabt haben könne. Dann sagte sie endlich etwas, wobei sie so unendlich enttäuscht klang:„ Es ist okay, dass du so viele Frauen hattest. Aber bin ich auch eine davon? Nur eine Trophäe."

„Nein", widersprach ich sofort und hob ihr Kinn an, damit sie mir in die Augen sah, „Du bist viel besser als jede Frau, die jemals hier war. Ich könnte dich nur ansehen. Du musst nichts tun, damit ich dich interessant finde und diese Frauen haben mir wirklich alles gegeben und haben mir trotzdem nichts bedeutet. Mit dir ist das anders, okay? Du bist anders. Bitte, glaube mir, dass du mir wichtig bist." Fast schon ängstlich wartete ich ihre Reaktion ab. Tatsächlich schien sie gerade abzuwägen, ob sie mir das Glauben sollte. Mein ganzer Körper war angespannt und wartete auf die Ablehnung. Auf einen abfälligen Blick und puren Hass sogar, aber nichts davon geschah.

Ich senkte meinen Blick und wartete weiter ab. Jedes Wort, was ich gesagt hatte, hatte ich ernst gemeint.

Dann nahm dieses perfekte Mädchen meine Hand und verschränkte meine Finger mit ihren, während sie endlich meinte:„ Ich glaube dir und Noah? Ich mag dich auch."

Mein Herz machte Purzelbäume und ich drückte Camilla glücklich an mich, was sie kichernd zuließ.

„Wollen wir Mittagessen?", erkundigte sie sich plötzlich und ich musste laut lachen. Als sie nicht mitlachte, klärte ich sie auf:„ Abendessen trifft es eher. Du hast den ganzen Tag verschlafen."

Sie sah mich überrascht an und sprang dann aus dem Bett. Erwartungsvoll guckte sie mich an und lief dann los.

Es sah einfach süß aus, wie sie in meinem ihr viel zu großen Pulli durch mein Zimmer hüpfte. Und die fast Kniehohen Wollsocken ließen sie wie ein kleines Mädchen aussehen.

Trotzdem kam ich nicht drum rum sie zu der heißesten Frau, die ich kenne zu ernennen. Trotzdem war sie viel zu dünnen, ich werde dafür sorgen, dass sie mehr ist.

Als ich aus meinen Zimmer trat, war Camilla schon bei der Treppe angekommen und ich joggte ihr hinterher. Als ich sie am Fuß der Treppe einholte, legte ich meinen Arm um ihre Hüfte und flüsterte:„ Du machst mich glücklich, Kleine." Lächelnd drehte sie sich zu mir und gab mir einen federleichten Kuss auf die Lippen. „Der war zu kurz.", beschwerte ich mich, doch Camilla war schon auf dem Weg in die Küche.

The Mafia - EistränenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt