Kapitel 12

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Noah Cano

Grinsend setzte ich mich in die Küche und genehmigte mir ein Bier. Die Kleine hatte ihre Krallen wieder eingefahren und ich hatte ihr Angst gemacht. Das heißt, dass ich vollen Erfolg hatte. Bei meinem nächsten Besuch wird sie zwitschern wie ein Vogel.

Trotzdem meldete sich aus den Untiefen meines Gehirns die Frage, warum sie so Panik bekommen hatte vor einem Kuss. Ob das wirklich nur daran liegt, dass ich ihr Entführer bin?

Was interessiert es mich eigentlich?

„Ich mach dich kalt!", schrie plötzlich jemand und nur wenige Sekunden später kam Luc reingestürmt und riss mir das Bier, von dem ich gerade einen Schluck nehmen wollte, aus der Hand.

Luc schlug mit der Faust auf den Tisch. Als er nichts weiter sagte, hob ich nur meine Augenbraue.

Mein bester Freund schien sich wieder zu fangen und knurrte dann:„ Wie kannst du nur so kalt sein, Noah?" Ich verstand gar nichts mehr. Luc stand zwar nicht mehr so da, als wollte er mich gleich umbringen, aber seine Fäuste waren immer noch geballt auf den Küchentisch gestützt. Hoffentlich machte er keine Dellen in das schöne Holz. Ich erinnere mich noch gut daran wie meine Haushälterin mit mir geschimpft hatte, als ich meinen Tee darüber ausgeschüttet hatte.

„Sie war so verstört, dass ich ihr Vertrauen noch einmal gewinnen musste. Weißt du wie schwer das wer?", riss Luc mich aus meinen Gedanken, wobei sich ein siegessicheres Lächeln auf sein Gesicht schlich. Anscheinend war er stolz auf sich. Für mich war die ganze Situation unverständlich und das sagte ich ihm auch. „Sie muss uns mögen, dann hilft sie uns besser. Verstehst du?", begann Luc seinen Vortrag, „Cami ist sehr verletzlich und wenn sie das Gefühl von Sicherheit hat, dann redet sie mit uns und mit Glück erzählt sie dann mal irgendwas über ihre Freundinnen." Nachdem er geendet hatte runzelte ich meine Stirn und lehnte mich etwas auf meinem Stuhl zurück.

Luc setzte sich in der Zeit auf die Bank, die gegenüber am Tisch stand. Er lachte wie ein kleines Kind und mir stellte sich mal wieder die Frage, wie er ein so guter Kämpfer sein konnte.

Immerhin war er schlau. Seine Idee war nicht dumm, auch wenn ich das Gefühl hatte, dass noch mehr dahinter steckt. Aber fürs Erste soll es mir reichen.

Nachdem wir noch etwas hier saßen und Luc wahrscheinlich darauf wartete, dass ich seine Idee für gut befand, äußerte ich mich endlich:„ Bring mir zwei Bier, dann sehen wir ob es klappt." Er riss die Augen auf. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Schnell sprang er auf und lief los. Als er durch die Küchentür verschwunden war stand ich auf und ging zum Kühlschrank, der hinter mir stand. Dort schnappte ich mir einen Muffin, den ich noch schnell aß.

Dann kam Luc schon in die Küche und drängte mich vom Kühlschrank weg. „Bist du behindert?", meinte ich und sah ihn genervt an, weil er gerade dabei war das eine Bier im Kühlschrank zu verstauen. Er schüttelte nur den Kopf und wollte gehen, als ich das Bier wieder rausholte und damit die Küche verließ. „Du solltest nicht so viel trinken bevor du zu ihr gehst!", rief er mir zu. Wollte der mich jetzt ernsthaft bemuttern? Also beruhigte ich ihn:„ Das Zweite ist für sie und jetzt lass mich in Ruhe."

Meine Laune erreichte langsam den absoluten Nullpunkt, was Luc allerdings nicht zu stören schien, weil dieser beschwingt vorlief in das Verlief. Anscheinend wollte er mich begleiten und das nervte mich. Er sollte nicht so viel Zeit mit ihr verbringen. Hatte er sie nicht vorhin Cami genannt? Einen Spitznamen sollte er ihr erst Recht nicht geben.

Ich strich mit unruhig durch die Haare und wunderte mich, warum es mir so wichtig war. Das Mädchen war mir schließlich komplett egal.

Luc war bereits in der Zelle angekommen und saß schon neben ihr. Dabei hatte er einen Arm um die Kleine gelegt, die ihren Kopf an seine Schulter gelegt hatte. Sie wirkte in diesem Moment noch zerbrechlicher als sonst und ich begann mir vorzustellen wie es wäre, wenn sie das bei mir tun würde.

Schnell wischte ich den Gedanken beiseite und schloss die Tür mit einem Rums hinter mir, damit sie mich auch bemerkte. Sofort huschte ihr Blick zur Tür und blieb an mir hängen. Das führte dann anscheinend dazu, dass sie noch näher an Luc ran rutschte, der ihr daraufhin etwas Beruhigendes zuflüsterte.

Ich verdrehte meine Augen und ging auf die Beiden zu, wobei ich mich bemühte einen halbwegs netten Blick aufzusetzen. Luc lächelte mich stolz an und ich fühlte mich dadurch wie ein kleines Kind. „Hier Kleine, ein Bier für zwischendurch.", sagte ich freundlich und reichte ihr die eine Bierflasche. Geöffnet hatte ich sie schon vorhin. Sie sah die Flasche skeptisch an. Wenn sie sich immer so anstellt, wenn ich ihr ein Getränk oder Essen gebe, kriege ich einen Anfall.

Mein Blick verdunkelte sich und bewegte sie dazu die Flasche zu nehmen. Ich proste ihr zu und nahm einen Schluck. „Warum trinkst du nicht?", erkundigte sich Luc und sprach damit meinen Gedanken aus. Sie sah verunsichert zu mir und antwortete dann so leise, dass ich sie kaum verstehen konnte:„ Ich kann nicht." „Wieso?", fragte ich sofort und sie rutschte hin und her. Den Blick hielt sie gesenkt, sodass ihre schönen, fast weißen, Haare ihr ins Gesicht fielen. Eine Antwort bekam ich allerdings nicht. Ich nahm ihr Kinn in die Hand und zwang sie mich anzusehen. Mein Blick zeigte keine Emotionen, das wusste ich. Ihrer hingen zeigte so viel. Ihre dunkelblauen Augen wirkten wässrig und verängstigt. Sie schienen mir wie ein unergründbarer Ozean. Was dachte ich da für ein kitschiges Zeug?

Das Mädchen begann zu zittern und ihre Lippen begannen zu beben. Hoffentlich fängt sie nicht wieder an zu heulen. „Warum trinkst du mein Bier nicht?", wiederholte ich meine Frage von vorhin und meine Augen blitzten gefährlich auf. Eine Träne lief über ihre Wange und ich hob

meine Hand, um sie wegzuwischen. Augenblicklich riss sie ihr Kinn aus meiner Hand und versteckte ihren Kopf an Lucs Brust. Dieser legte sofort seine Arme um sie und streichelte ihren Rücken. Die Kleine schien das sichtlich zu beruhigen. Es reicht!

Luc soll endlich aufhören sich wie ihr Held aufzuspielen. „Luciano raus hier!", donnerte meine Stimme durch den winzigen Raum und als Luc mir widersprechen wollte riss ich das Mädchen ihm aus den Armen und deutete mit einem Blick zur Tür. Er drehte sich noch kurz um:„ Es tut mir leid."

Das war wohl eher an das Mädchen, das jetzt in meinen Armen lag gerichtet. Diese begann bitterlich zu weinen, als sie sah, dass ihr Verbündeter ging. Das wird ja lustig werden.

The Mafia - EistränenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt