Noah Cano
Ich tiegerte unruhig durch mein Zimmer und blickte immer wieder zur Uhr. Bis Lucia mir schrieb konnte ich absolut gar nichts tun. Ich hasste es so untätig zu sein, aber ohne Lucia wussten wir nicht wohin unser Opfer gehen würde.
„Francesco!", rief ich nach meinen Angestellten, der praktischerweise ein absolutes Computergenie war. Nur wenige Augenblicke später hörte ich Schritte und meine Zimmertür wurde aufgerissen. Genau deswegen hatte ich sein Büro neben meinem Zimmer einrichten lassen. Zufrieden nickte ich meinem Spiegelbild zu. Das war wahrlich die Idee eines Meisters. Mein Freund, wenn auch nur weit entfernt, kam auf mich zu und sah mich abwartend an. Ich drehte mich zu ihm um und bat ihn Lucias Handy für mich anzuzapfen. Meine Schwester brauchte mir mal wieder viel zu lange. Wenn das überhaupt möglich war, grinste Francesco noch mehr, als er es sonst schon tut. „Eine Kleinigkeit für ein Genie wie mich.", bestätigte er mir und lachte. Schon war er dabei auf seinem Handy irgendwas einzutippen. Bereits tausendmal hatte er mir versucht das Ganze zu erklären, aber es ist einfach viel zu kompliziert. Außerdem hatte wichtigere Dinge zu tun, als online herumzuspielen.
Mit einem triumphierenden Grinsen hielt mir Francesco sein Handy vor die Nase und präsentierte mir damit stolz sein Werk. „Mach mal lauter.", forderte ich ihn auf, was er auch umgehend tat. Schön wie alle hier so effizient arbeiteten.
Aus dem Handy drang Lachen und ich nahm an, dass Lucia sich gut mit dem Mädchen verstand. Kurz war der Ton weg und dann hörte man eine leise Stimme, die sich verabschiedet und Lucia, die ihr hinterherrief, dass es Spaß gemachte hatte. Dann hörte man ihre genervte Stimme, die die Schnelligkeit des Mädchens verfluchte. Kurzes Rascheln und dann klingelte mein Handy. Endlich.
Ich ging ran:„ Wo geht sie hin?" Ich konnte förmlich sehen, wie Lucia die Augen verdrehte. Francesco kappte in der Zwischenzeit die Verbindung mit Lucias Handy und setzte sich entspannt auf einen der schwarzen Sessel in meinem Zimmer.
„Dir auch einen guten Morgen, Bruderherz.", begrüßte mich meine Schwester und ging dabei immer noch nicht auf meine Frage ein. Gerade als ich sie anschnauzen wollte, schickte sie mir ihren Standort und sagte, dass wir ihr alle folgen sollen. Ich nickte Francesco zu. Er wusste natürlich was zu tun war.
Nach einigen Minuten saß ich ebenfalls im Auto, Lucia immer noch am Telefon. Die Anderen folgten mir. Insgesamt waren es noch weitere drei Autos. Für den Fall der Fälle.
Luc fuhr bei mir mit und wirkte, als ob er gleich vor Spannung platzen würde.
„Sie biegt in einen Waldweg ein.", gab mir Lucia durch und nannte dann noch die umliegenden Straßen. Kurz danach folgte noch eine Ergänzung:„ Du bezahlst mir die Autowäsche, immerhin ist es neu." Widerwillig stimmte ich nach einer kurzen Diskussion zu.
„Oh mein Gott.", unterbrach Lucia nach ein paar weiteren Minuten die Stille, „Die Kleine fährt ein Autorennen."
Ich sah Luc grinsend an und wir überlegten uns einen Plan. Lucia drückte ich weg, immerhin kannten wir jetzt das Ziel.
„Wie wäre es mit einem Drogentest und dann schnappen wir sie weg.", schlug Luc vor, doch ich schüttelte den Kopf. Dann meinte ich:„ Die Kleine ist erfahren. Du kennst doch den Cup. Wer dahin kommt, muss einer der besten sein."
Er nickte und wir dachten weiter nach, während ich in den Waldweg einbog. Auch mein Auto wird ziemlich mitgenommen aussehen. Schon auf einigen Metern Entfernung sah ich Lucia, die an ihrem Auto lehnte und mit ihrem Businnesoutfit komplett fehl am Platz aussah.
Wir parkten hinter ihr und sie stolzierte, sichtlich bedacht in keine der matschigen Stellen zu treten, auf uns zu. Sie lächelte mich an und ich wusste sofort, dass sie einen Plan hatte.
Die Anderen waren inzwischen auch angekommen und stellten sich zu uns. Wir alle warteten darauf, dass Lucia zu sprechen begann und sie enttäuschte mich nicht. Meine kleine Schwester war wahrlich eine Teufelin. Das überraschte mich aber nicht. Immerhin hatte sie von dem Besten gelernt.
Luc sah noch etwas skeptisch aus, sagte aber nichts. Also teilten wir uns auf und machten uns auf den Weg.
Während die Anderen sich an die Vorbereitungen machten, gingen Luc und ich auf die Suche nach dem Mädchen. Lucia hatte uns genau beschrieben wie sie aussah. Auch wenn sie selbst gerne dabei gewesen wäre, schickte ich sie nach Hause, um alles für unseren Gast vorzubereiten. Das hier war nichts für Frauen.
Es dauerte nicht lange bis Luc und ich unser Ziel fanden. Die Kleine wirkte fehl am Platz und passte gleichzeitig perfekt in die Menge. „Die ist so zart, die kann niemals das Auto lenken.", wunderte sich Luc und ich musste ihm Recht geben. Sie sah aus wie eine Elfe und ihr abwesender Blick verstärkte nur den Eindruck, dass sie jemanden braucht, der sie beschützt. Mit meinen kräftigen Armen würde ich sie wohl bei einer Umarmung zerquetschen. Schnell schüttelte ich den Gedanken vor ihr in meinen Armen ab. Ich brauchte volle Konzentration.
Luc hatte in der Zeit, die ich zum Nachdenken gebraucht hatte den Anderen Aussehen und Modell ihres Rennautos durchgegeben.
„Was hast du mit ihr vor, wenn wir sie haben?", fragte mich Luc nachdem wir uns eine ganze Ewigkeit angeschwiegen hatten. Ich grinste ihn an, mein Plan war simpel:„ Die Kleine bleibt bei uns, solange bis ihre Freundin die Lorussos überzeugen kann zu kooperieren." „Und wenn sie es nicht schafft?", hakte Luc weiter nach.
„Dann muss sie sterben."
Kurze Zeit später stiegen endlich alle Fahrer ein und fuhren zur Startlinie vor. Der Veranstalter, oder wer auch immer das war, sagte noch etwas und dann ertönte das Startsignal.
Mich ärgerte, dass ich nicht ganz wusste, was jetzt passieren würde. Ich mochte Autorennen nie besonders.
Luc gab erneut den Anderen Bescheid und wir machten uns auf den Weg zu ihnen. Nach einem kurzen Blick musste ich feststellen, dass bis auf einen Fehlstart, bereits alle Teilnehmer außer Sichtweite waren. Es dauert nicht mehr lange, bis mein Plan beginnen konnte.
Nach einem längeren Fußmarsch kamen Luc und ich am Treffpunkt an. Bisher war noch kein Auto zu sehen. Erleichtert atmete ich auf. Den entscheidenden Moment wollte ich auf keinen Fall verpassen. Während Luc und ich eine Abkürzung genommen hatten, müssten die Fahrer noch einen großen Bogen fahren. Eine kleine Drohne von uns beobachtet alle.
Das Mädchen ist zurzeit Dritter und ich konnte nicht verhindern, dass ich etwas beeindruckt bin. Die Kleine zeigte Biss, doch sie hatte nur noch zwei Kurven vor sich, bis alles umsonst war.
In der nächsten Kurve setzte sie sich an die zweite Stelle und lieferte sich ein Kopf an Kopf Rennen mit dem eben noch Ersten. Einen deutlichen Vorsprung konnte keiner mehr ausbauen. Jetzt bog sie um die Kurve und kam direkt auf uns zu. Einer meiner Jungs stellte sich auf die Fahrbahn und ich sah ihren erschrockenen Blick. Für einen Moment dachte ich sie würde einfach ausweichen, doch so schnell schaffte sie das nicht und sie schien fast panisch aufs Bremspedal zu drücken. Das Auto kam schlitternd zum Stehen, wobei der Mann schon lange wieder an der Seite stand. Die Kleine wollte gerade weiterfahren, als Luc die Autotür aufriss und sie auf die Knie zwang. Grinsend sah er zu mir. Allerdings verging ihm das Grinsen, als die Kleine wie eine Raubkatze anfing ihn zu kratzen. Feuer hatte sie ja. „Hier her Kätzchen.", ärgerte ich sie und ihre Augen funkelten mich an. Kurz sah ich sie einfach nur an. Das dauerte aber nur so lange, bis Luc laut anfing zu fluchen. Die Kleine hatte ihn tatsächlich gebissen. Also erlöste ich meinen besten Freund und hielt ihr das Tuch, das ich bereitgehalten hatte, ins Gesicht. Die Wirkung wurde nicht verfehlt und das Mädchen war nach wenigen Sekunden ohnmächtig. Meine Leute hatten in der Zeit das Auto gegen den Baum gefahren und es in Brand gesteckt. Alle werden glauben, dass es ein Unfall war und die Leiche komplett verbrannt ist.
Bei so einem illegalen Autorennen werden sie die Geschichte verändern und ausschmücken, sonst wären alle hier dran. Denen ist es egal, was mit den Leuten passiert. Ich nahm das Mädchen auf den Arm. Auf nach Hause!
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The Mafia - Eistränen
RomanceBand 1 der Mafia - Dilogie Entführt zu werden, bedeutet für sie endlich frei zu sein. Das Leben ist nie einfach und man weiß nie wer wirklich der Böse ist. Das musste auch Camilla Moretti auf schmerzhafte Art und Weise lernen. Ihr Leben liegt in Sc...