Camilla Moretti
Das dunkle Bett, in dem ich saß erschien in diesem Moment wie eine schützende Festung, die mich liebevoll beschützte.
Meine Arme hatte ich unter meinem Kopf verschränkt und starrte einfach nur seit einer gefühlten Ewigkeit an die Decke.
Ich verstand nicht was passiert war. Bianca war hier, in der Höhle des Löwen.
Mit ihr könnte Noah alles, was er wollte aus mir herauskriegen, egal was es war. Ich würde alles sagen und tuen, wenn er Bianca im Gegenzug verschonte. Das wusste er auch und dieses Wissen machte ihn wieder zu dem Teufel, den ich von Anfang an in ihm gesehen hatte.
Bianca hatte Recht, wie konnte ich ihn nur mögen?
Auch wenn sie ihre klaren Ansichten hatte, würde sie mich unterstützen, wenn ich ihn lieben würde und er es wert war.
Das flaue Gefühl in meinem Magen tauchte wieder auf, als ich daran dachte, dass er gesagt hatte, dass er mich lieben würde. Doch als er es gesagt hatte, klang das wie eine Drohung. Und das machte mir Angst.
Noahs Liebe würde mich Stück für Stück in seine dunkle Welt treiben, die mich nur noch mehr zerreißen würde.
Darüber musste ich mir aber keine Gedanken machen, weil ich ihn ja nicht liebte.
Nie könnte ich jemand lieben, der jemand anderem Schmerzen zufügen würde, nur weil ich mal „nein" sage.
Ein leises Klopfen riss mich aus meinen Gedanken und ich setzte mich senkrecht auf.
Jetzt würde Noah mich zwingen ihn zu lieben, da war ich mir sicher. Heute hatte er mir eine Seite von ihm gezeigt, die ich am liebsten nie gesehen hätte. Die Seite, der ich alles zutrauen würde.
Ein blonder Haarschopf lugte durch die Tür und ich sah gespannt auf Lucia, die jetzt mit energischen Schritten das Zimmer betrat, nachdem die Tür wieder geschlossen hatte.
„Was willst du hier?", keifte ich sie an und in mir breitete sich ein ungutes Gefühl aus.
Wenn Lucia in einer meiner eher schlechten Lebenszeiten, dann würde das Ganze hier gleich explodieren.
Zu meiner Überraschung setzte sie sich aber nur auf meine Bettkante und strich ihren Rock glatt. Auf meine Frage antwortete sie aber nicht.
Es war so lange still, dass ich kurz davor war aufzustehen und Lucia aus Noahs Zimmer raus zu schmeißen, aber bevor ich meine Idee in die Tat umsetzen konnte, fing Lucia an zu sprechen:„ Luc hat mir erzählt, was im Wohnzimmer passiert ist."
Ihr Blick war in die Ferne gerichtet und ich hatte nicht wirklich das Gefühl, dass Lucia mit mir sprach. Es war komisch und ich rutschte unruhig auf dem Bett hin und her, nicht wissen, was ich dazu sagen sollte.
Lucia wirkte so desinteressiert, obwohl ich deutlich sehen konnte, dass in ihren Augen eine gewisse Traurigkeit lag, die das Dunkelgrün noch dunkler machten.
„Liebst du Noah auch?", fragte sie mich, aber sah mich weiterhin nicht an.
Beharrlich schwieg ich. Ich liebte ihn ja nicht, oder?
Ich musste an unseren ersten Kuss denken, was meine Lippen zum Kribbeln brachte. Wäre es unter anderen Umständen passiert, dann hätte ich mich verliebt, aber ich war nach wie vor eine Gefangene in diesem goldenen Käfig.
Lucia drehte sich zu mir und legte ihre Hand an meinen Arm. Dieser begann an der Stelle förmlich zu brennen.
Ich versuchte ihn weg zu ziehen, doch Lucia dachte anscheinend nicht einmal daran mich loszulassen.
Sie sprach stattdessen weiter:„ Ich verstehe nicht, wie er sich ausgerechnet in dich verlieben konnte. Ich meine du bist stumm wie eine Maus und hast nicht mal annähernd den Mumm in der Welt da draußen dich zu beweisen."
Beleidigt biss ich mir auf die Lippe und unterdrückte damit ein paar Tränen, die sich ihren Weg bahnen wollten. Warum sagte sie so etwas?
Ich wünschte mir, dass Noah jetzt reinkommen würde und Lucia rausschickte.
„Nicht einmal jetzt verteidigst du dich. Aber weißt du was? Ich habe schon einen Bruder verloren und Noah wird bei mir bleiben. Doch dafür braucht er", Lucia lächelte mich widerwillig an, „eben dich. Dann ist er glücklich und bleibt hier, also gesteh' dir endlich deine Gefühle ein. Du liebst ihn!"
Ich schluckte den Kloß in meinem Hals runter. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, dass Ärger von ihrer Mutter bekommen hatte, wenn sie jemanden geärgert hatte.
Lucia wandte ihr Gesicht wieder von mir ab und drehte sich von mir weg.
Es schien, als ob endlich fertig war mit ihrem Vortrag.
Fast schon erleichtert ließ ich mich in die Kissen sinken.
„Wieso denkst du, dass ich ihn liebe?", fragte ich Lucia mit brüchiger Stimme und erntete von ihr einen überheblichen Blick.
Doch trotzdem antwortete sie mit einer liebvollen Stimme, die fast so klang, als würde sie einem Kind etwas erklären:„ Ich kenne meinen Bruder und ich liebe ihn, aber er ist Hauptberuflich ein Arschloch. Seit du hier bist, ist er anders. Er vertraut dir."
„Das ist nicht die Antwort auf meine Frage.", erwiderte ich ungeduldig, doch Lucia wischte mit einer Handbewegung meinen Einwand weg.
Sie fuhr vor:„ Er verändert sich, ist glücklich. Das macht die Liebe aus. Und fühlst du das nicht auch, seit du ihn kennst?"
Mit den Worten stand sie auf und ihre Schuhe klackerten über den Boden.
Ihre Worte drangen durch meinen Verstand und schalteten ihn aus. In mir wachte etwas auf, das alle Schmetterlinge in meinem Bauch zum Schweben brachte, als ich daran dachte, dass Noah und ich zusammen sein können. Obwohl das waren wir ja schon, immerhin hatte er mich vor einiger Zeit gefragt und ich hatte ja gesagt. Doch in diesem Moment war das wie so eine Kurzschlussreaktion, die ich mir nicht wirklich überlegt hatte.
Offiziell war ich also schon die Freundin von Noah, einem Monster, wie Bianca gesagt hatte.
Doch sie hatte unrecht, er ließ mich etwas fühlen, dass ich bisher noch nicht gefühlt hatte. Mut, Stärke und noch etwas. Etwas, das mich schweben ließ und mir jedes Mal ein Lächeln aufs Gesicht zauberte. Hatte Lucia wirklich Recht?
„Lucia?", hielt ich sie noch einmal auf und tatsächlich blieb sie stehen und fokussierte mich kalt, „Was soll ich jetzt tun?"
„Sag ihm nicht, dass ich dich auf die Idee gebracht habe.", befahl Lucia mir als Antwort und verließ dann endgültig das Zimmer.
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The Mafia - Eistränen
RomanceBand 1 der Mafia - Dilogie Entführt zu werden, bedeutet für sie endlich frei zu sein. Das Leben ist nie einfach und man weiß nie wer wirklich der Böse ist. Das musste auch Camilla Moretti auf schmerzhafte Art und Weise lernen. Ihr Leben liegt in Sc...