Kapitel 15

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Camilla Moretti

Als Noah den Raum verließ sah ich ihm mit Tränen in den Augen hinterher. Ich hatte bereits viel zu viel gesagt, was ich gar nicht sagen wollte. Doch dieser Deal... Ob er Veronica wirklich töten würde?

Er war einfach gegangen, nachdem ich gesagt hatte, dass ich ihm nie vertrauen könne. Hatte ihn das verletzt? Kalt gelassen jedenfalls nicht. Ich hatte gesehen, dass kurz eine gewisse Traurigkeit in seinen Augen aufblitzte. Aber er hatte doch nicht mit mir mitgefühlt?

Ich verstand es einfach nicht. Er war während unseres Gesprächs, auch wenn es nur kurz war, menschlich und nahbar geworden. Kurz habe ich nicht dieses teuflische Monster in ihm gesehen, sondern eine Person mit einer schweren Vergangenheit.

Vielleicht war das die Stelle, an der ich auch ohne den Deal weitergeredet hätte. Ich konnte ihn verstehen. Er war geprägt von schlechten Ereignissen, so wie ich.

Ich schrecke auf, als die Tür mal wieder aufging. Während ich nachgedacht hatte, war ich wohl irgendwann eingeschlafen. Bis dahin hatte ich gar nicht gedacht, dass ich so müde war.

In der Tür streckte eine dunkelhäutige Hand mir ein weißes Tablett mit Essen entgegen. Ich schätze mal es war Abendbrot.

Generell fragte ich mich wie spät es war und wie lange ich schon in diesem Loch saß, immerhin konnte ich hier kein Tageslicht sehen.

Genervt schüttelte ich die trüben Gedanken fort und sprang auf. Mein Magen knurrte schon und da Noahs Reaktion mir gezeigt hatte, dass ich erstmal überleben werde musste ich mich stärken, wenn ich fliehen wollte.

Überrascht hielt ich inne und fragte mich seit wann ich so optimistisch gestimmt war.

„Camilla?", riss mich eine Stimme aus meiner Verwunderung und ich sah hoch. Die Person stand jetzt ganz im Raum und ich sah ihn mindestens genauso verwirrt an wie er mich. Auf einmal wurde ich ganz aufgeregt:„ Hat dieser Teufel dich auch gefangen, Max? Oder hast du mich gesucht, nachdem wir uns im Bistro, indem du kellnerst, kennengelernt haben?"

Hoffentlich holte er mich raus. Wie auch schon im Bistro hatte er ein strahlendes Lächeln und ich musste einfach mitlächeln. In diesem Moment war ich so glücklich, er war hier um mich zu retten.

Ich sprang auf ihn zu und fiel ihm in die Arme. Wow, mein neugewonnener Optimismus war ja eine kranke Geschichte.

Mein Herz schlug schneller und ich forderte ihn auf:„ Wie hast du mich gefunden. Ich bin ja so glücklich, dass du hier bist. Auch wenn wir uns nicht kennen, aber ich glaube einfach, dass meine Freundinnen mich nicht retten." Beim letzten Satz löste ich mich von ihm und er sah geknickt auf mich runter. „Was ist los?", fragte ich misstrauisch.

Als er nicht antwortete wurde es mir klar. War ich neuerdings blind?

Er hatte einen Schlüssel und Essen für mich. Am Anfang hatte er überrascht geklungen mich hier zu entdecken.

Also schlussfolgerte ich:„ Du gehörst zu ihm." Zerknirscht nickte er und meinte gleich:„ Das ändert aber nichts daran, dass wir uns kennenlernen können."

Das ist jetzt nicht sein Ernst oder? „Ja klar. Auf unserem ersten Date führst du mich dann auf den Zellenflur aus.", konterte ich ironisch und fragte mich woher der Mut kam. Selten hatte ich mich jemandem so entgegengestellt. Aber Noah hatte Unrecht, ich wollte nicht sterben und dafür würde ich endlich mal anfangen zu kämpfen.

Warum dachte ich jetzt schon wieder an diesen Teufel? Obwohl eigentlich ist es ja gut, dass er mich endlich aus meinem Depressiven Tief rausholt.

Nein, alles was er macht ist schlecht.

Gerade als Max etwas erwidern wollte, fuhr ich mit ironischem Unterton fort:„ Obwohl selbst das kannst du ja nicht, weil der Teufel es dir erstmal erlauben muss."

„Der Teufel?", fragte er verwirrt nach. Ist das nicht offensichtlich? Also klärte ich Max auf und er belehrte mich:„ Noah ist ein Machtvoller Mensch. Nenne ihn nicht Teufel, wer weiß was er dann mit dir machen würde." „Pah. Das habe ich doch schon lange.", erwiderte ich überheblich grinsend und dachte an den Moment, als ich ihn gefragt habe, ob er schon immer ein Teufel war.

Jetzt klappte Max endgültig die Kinnlade runter und ich musste bei seinem Gesichtsausdruck lachen.

Doch dann fing er wieder ein Gespräch an:„ Ich bin eigentlich echt nett und du scheinst mir sympathisch. Wie wäre es, wenn wir uns kennenlernen solange du hier bist?"

Ich überlegte kurz und kam zu dem Schluss, dass es nicht schlecht sein konnte hier drinnen einen echten Freund zu haben. Vielleicht würde er mir dann irgendwann bei der Flucht helfen?

„Okay, dann lass uns loslegen.", stimmte ich ihm zu, „Aber gib mir zuerst mein Essen." Das übergab er mir lachend und ich schob mir einen Bissen des Wurstbrots in den Mund. „Wie alt bist du?", fragte er mich, nachdem ich mich nur noch auf das Essen konzentrierte.

Als ich aufgekaut hatte, antwortete ich:„ Gerade 19 Jahre alt geworden." Er grinst und meinte frech:„ Du bist ja noch süß jung."

„Du bist bestimmt nicht viel älter.", schmollte ich, konnte mir ein Grinsen aber auch nicht unterdrücken.

Er antwortete stolz:„ Ich bin schon ganze 22 Jahre alt." Gespielt begeistert riss ich meinen Mund auf und applaudierte mit einem übertrieben begeisterten Gesichtsausdruck.

Max schaute mir kurz zu und schätzte wahrscheinlich ab, ob ich jetzt in eine Anstalt musste.

Dann brach er allerdings in schallendes Gelächter auch und ich stimmte mit ein.

So ging das einige Minuten und als ich aufhörte, weil ich kaum noch Luft bekam und schon Krämpfe in den Mundwinkeln hatte, kam Max auf mich zu.

Verwirrt sah ich zu ihm hoch und dann streckte er seinen Hände es und zog mich an sich.

Ich runzelte meine Stirn und wollte mich befreien, doch dann begann er mich durch zu kitzeln und ich schrie erschrocken auf.

Er schien gar nicht mehr zu stoppen und ich ging zum Gegenangriff über. Lachend rollten wir uns über den Boden, als es plötzlich laut krachte.

The Mafia - EistränenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt