Kapitel 19

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Camilla Moretti

Ich wurde durch laute Stimmen wach und öffnete verschlafen meine Augen. Heute tat mein Rücken endlich mal nicht nach dem Aufwachen weh. Warte, was?

Verwirrt sah ich mich in dem Raum um und stellte fest, dass ich nicht mehr in meiner kleinen Zelle war. Ich seufzte erleichtert auf. So gut hatte ich schon lange nicht mehr geschlafen.

Ich sah mich um und fühlte mich augenblicklich nicht wohl. Dieser Raum sah nicht nach einem Gästezimmer aus. Alles war in schwarz gehalten. Gegenüber von dem schwarzen Bett standen zwei schwarze Sessel und sogar die Vorhänge waren schwarz. Ich rollte nach rechts und wunderte mich, dass ich noch nicht aus dem Bett gefallen war. Es war größer, als ich dachte. Jetzt starrte mich mein Spiegelbild an. Kurz gesagt, ich sah schrecklich aus. Meine weißen Haare mussten dringend mal wieder gefärbt werden, weil mein blonder Ansatz schon das Licht erblickte, mein Gesicht wirkte schmaler als sonst und meine vollen Lippen wirkten spröde. Unter meinen Augen prangten dunkle Augenringe, die die Farbe meiner dunkelblauen Augen hatte.

Ich seufzte. Wie hatten mich die Jungs nur in den letzten Tagen angucken können? Ich sah aus wie ein Vampir. Obwohl das Zimmer sah ja auch aus, als würde Dracula persönlich darin leben, also passte mein Look hier gut rein.

Da fiel mir auch der gestrige Abend wieder ein und ich wurde leicht rot, als ich an das Ende hatte.

Es hatte mir echt gut gefallen in Noahs Armen zu liegen und er war ganz anders, als ich ihn kennengelernt hatte. Er war weniger bedrohlich und stattdessen war er sanft zu mir gewesen. Ab und zu hatte er mir einen liebevollen Blick zugeworfen, wenn er gedacht hatte, dass ich es nicht bemerkte. Trotz all dem verstand ich nicht was das alles sollte. Er war ja wohl kaum in mich verliebt.

Erst jetzt sah ich an mir runter, ich hatte mich in seine Trainingsjacke eingerollt, die mir natürlich viel zu groß war. Kein Kunststück, immerhin war Noah riesig. Und seine Muskeln erst. Ich seufzte.

Wenn wir uns anders kennengelernt hätten, hätte ich mich wohl hoffnungslos in ihn verliebt, doch nach den jetzigen Umständen, war er auf ganzer Linie der Falsche für mich.

Er war aggressiv, besitzergreifend und ein Mafiaboss, so wie ich das verstanden hatte. Gleichzeitig war er aber auch aufmerksam, vorsichtig und lieb. Was dachte ich da? Ich meine, es würde eh kein Unterschied machen. Er war nicht anders als es Theo war am Anfang. Und mit Noah würde es genau so enden.

Nachdem ich einmal tief durchgeatmet hatte und mich damit beruhig hatte, dass Noah nur mit mir spielte, stand ich auf und lief zur Tür, ebenfalls schwarz.

Ohne große Hoffnung drückte ich die Klinke runter und stolperte erstaunt aus dem Raum, als die Tür offen war. Orientierungslos sah ich mich um, erkannte aber nichts wieder. Ich stand auf einem Flur, über dessen Geländer man nach unten in die Eingangshalle sehen konnte. Neben mir waren nur Zimmer. Wo sollte ich jetzt hin?

Mein knurrender Magen nahm mir die Entscheidung ab und ich machte mich auf der Suche nach der Küche. Sie lag bestimmt in der Nähe des Wohnzimmers, weshalb ich zu der Holztreppe ging und den Weg nach unten antrat.

Unten waren mehrere Türen zu sehen und ich schaute mich hilflos um. Wer baut den so ein großes Haus. Hier drinnen fühle ich mich wie einem Labyrinth.

„Verlaufen?", riss mich eine Stimme aus meiner Verzweiflung und ich fuhr erschrocken zusammen. Lachend kam Luc auf mich zu und schloss mich in seine Arme. Stumm erwiderte ich seine Umarmung. Aber dann erinnerte ich mich daran, wie Noah im Moment drauf war und löste mich von ihm. Luc, der meinen sorgenvollen Blick bemerkte, beruhigte mich:„ Noah kriegt sich wieder ein. Keine Angst und ich bin immerhin dein großer Bruder hier." Lachend sah ich ihn an und zog eine Augenbraue hoch. Er stimmt mit ein und so standen wir da.

Ich war froh Luc zu haben, er hatte etwas an sich, dass mir sagte, dass ich ihm vertrauen konnte. „Kannst du mir dann die Küche zeigen, Bro?", fragte ich lachend und er nickte eifrig. Viel zu schnell gingen wir ein paar Meter und ich hatte jetzt schon wieder vergessen welche Tür wir genommen hatten.

Wir betraten die Küche, die im Gegensatz zu dem Rest des Hauses klein wirkte. In der Küche stand vor dem Fenster ein Küchentisch und auf der gegenüberliegenden Seite stand ein weißer Kühlschrank. An der dritten Wand standen der Herd, eine Geschirrspülmaschine und mehrere Theken. Die Küche sah viel freundlicher und einladender aus als der Rest des Hauses.

Das teilte ich auch Luc mit der daraufhin nur grinsend meinte:„ Noah hat alles eingerichtet, nur die Küche durfte er nicht. Seine damalige Haushälterin hat das für ihn getan. Ich sah Luc nachdenklich an und erkundigte mich dann:„ Ist Noah ein Vampir, dass er alles schwarz macht?" Luc grinst und sagte:„ Das sage ich auch immer zu ihm, aber er will das nicht akzeptieren." Ich lachte, wir waren definitiv auf einer Wellenlänge. „Habt ihr eigentlich was gehabt?", fragte mich nun Luc vorsichtig mit einem Blick auf Noahs Trainingsjacke. Ich riss entsetzt die Augen auf und zeigte ihm einen Vogel. „Du spinnst doch. Das würde ich niemals tun und vor allem doch nicht mit ihm.", rief ich entsetzt aus, woraufhin mein neuer Freund wieder lachen musste. Der meinte dann gespielt neutral:„ Dann habe ich wohl gestern eure Doppelgänger im Strandkorb kuscheln sehen." „Wir haben nicht...", begann ich und musterte dann den mit den Augen wackelnden Jungen, „Hast du uns beobachtet?" Verdutzt hob er unschuldig die Arme und ich schrie auf. Der würde was erleben. „Du bist tot!", rief ich und rannte auf Luc zu, der schnell den Ernst der Lage erkannte und losrannte. Natürlich war er viel zu schnell, aber ich gab nicht auf.

Zu mindestens hatte ich das nicht auf, doch als ich hinter Luc ins Wohnzimmer einbiegen wollte, wurde ich von jemandem festgehalten.

Sofort erstarrte ich. „Ich hatte ihn fast.", motzte ich, doch Noah ließ mich nicht los und ich spürte seine vibrierende Brust an meinem Rücken.

Von der anderen Seite des Zimmers streckte Luc mir die Zunge raus und ich zeigte ihm den Mittelfinger. Schleunigst machte er sich aus dem Staub und Noah ließ mich endlich los. „Was war das denn?", fragte er schmunzelnd und ich antwortete mit leicht roten Wangen:„ Er hat uns beobachtet." Ich sah zu Boden, doch als ich Noah lachen hörte, schaute ich ihn verwirrt an. Das fand er lustig?

Das fragte ich ihn auch, doch er lachte nur weiter. So ein Idiot!

„Komm wir machen Frühstück.", meinte er jedoch nach Luft japsend nach einiger Zeit. Den Witz hatte ich irgendwie verpasst.

Es fühlte sich alles so normal und ich fühlte mich stark, als ich Noah hinter her ging. Das war allerdings gar nicht gut und das wusste ich auch, doch das erste Mal in meinem Leben fühlte ich mich wichtig.

The Mafia - EistränenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt