Magie gibt's nicht

Kapitel 7

Milans Sicht:

Ich stehe gerade an meinem Spind und suche mein Mathebuch, das wir vielleicht in der nächsten Stunde brauchen werden. Bei Frau Bellys kann man ja nie genau wissen. Sie hat nicht einmal gesagt, welches Fach sie unterrichtet, weshalb ich auch alle Bücher vorbereite. Man kann sich nie sicher genug sein.

Aber ich kann mich nicht so wirklich auf die vielen Sachen in meinem Spind konzentrieren, weil ich die ganze Zeit an das neue Mädchen in unserer Klasse denken muss. Im ersten Augenblick, als sie und Finn heute früh in das Klassenzimmer geplatzt sind, habe ich mich in sie verliebt.

Sie hat eisblaue Augen, sie sind wunderschön. Ich weis, dass diese Augenfarbe sehr selten ist. Da ich Heiler und Einhörneranführer bin, weis ich außerdem, dass sie wegen dieser magischen Augenfarbe eigentlich mit Magie verbunden sein muss.

Ich muss mich unbedingt mit ihr anfreunden, um jemanden zu haben, mit dem ich über Magie reden kann. Eigentlich ist Licorne die Stadt der Magie und ich wette, dass in meiner Klasse beziehungsweise an unserer Schule noch andere magieverbundene Menschen sind. Aber leider kenne ich bisher keinen von ihnen, weil es auch böse magieverbundene Menschen, wie zum Beispiel Hexen gibt und diese, Feen, Einhörner, usw. jagen und töten. Und bei so etwas muss man sehr vorsichtig sein, um sich auf gar keinen Fall mit einem von ihnen anzufreunden.

Bevor ich mich mit jemanden anfreunde, muss ich ihm erst einmal zu 100% vertrauen und mir sicher sein, dass es sich nicht um einen bösen magieverbundenen Menschen handelt.

Bei Finn und Noah bin ich mir schon fast sicher, dass sie nichts von Magie wissen.

Wo ist mein Mathebuch bloß? Ich finde unsere Schulspinde sind viel zu groß, um darin etwas zu finden. Ich krame also weiter.

Plötzlich sehe ich aus dem Augenwinkel, wie das neue Mädchen, Liliane, die Tür von diesem Gang öffnet und mit unsicheren Schritten hier entlanggeht.

Ich schaue unauffällig zu ihr, in soetwas bin ich besonders gut. Ihr Gesicht schaut ziemlich verheult aus und da merke ich das sie auch gerade noch weint.

Soll ich zu ihr gehen und sie trösten? Ne lieber nicht, sonst stelle ich mich noch voll peinlich an oder so. Lieber tue ich so als würde ich sie nicht sehen und suche weiterhin nach meinem Mathebuch, in der Hoffnung, es noch zu finden.

Als sie mich bemerkt, bleibt sie stehen und schaut unsicher nach hinten, durch den Gang, durch den sie gekommen ist. Ein wenig verzweifelt und nachdenklich atmet sie dann aber tief durch und geht langsam weiter.

Es kommt mir schon fast so vor, als ob sie nicht an mir vorbeigehen will. So schlimm bin ich doch jetzt echt auch wieder nicht.

Als Liliane kurz vor mir ist, geht sie plötzlich ziemlich schnell und hektisch. Vielleicht soll ich sie warnen, dass die Putzfrau gerade gewischt hat.

Aber es ist schon zu spät, ich höre wie sie auf den Boden fällt. Durch mein besonderes Heilergehör, kann ich auch noch hören, wie ein Knochen bricht.

Ich reiße mich zusammen und eile zu ihr. Schnell verwende ich den Ohnmächtigkeitszauber und ihre Augenlieder fallen zu, bevor sie zu mir schauen kann.

Ein Glück, dass ich so schnell bin und sie nicht bemerkt hat, dass ich an ihrer Bewusstlosigkeit schuld bin.

Jetzt muss ich schnell den gebrochenen Knochen finden und ihn heilen. Aber wie schaffe ich Liliane an eine unbemerkte Stelle? Ich traue mich irgendwie nicht sie hochzuheben, aber irgendwie muss sie ja hier weg, bevor jemand kommt.

Jetzt muss ich mich wirklich zusammenreißen. Ich atme tief durch und lege meine Hände um sie. Dann hebe ich sie hoch. Sie ist ziemlich leicht.

Ich schleppe Liliane in das Behindertenklo. Soweit ich weiß, geht normalerweise niemand hierhin. Hoffentlich wird auch jetzt niemand kommen.

Ich lege sie auf den Boden. Ein bisschen tut sie mir leid, weil der Boden so dreckig ist, aber es ist hier halt leider keine andere Ablagefläche zur Verfügung.

Mit meinem Röntgenblick, mit dem ich Knochen, Organe und weiteres sehen kann, betrachte ich Liliane. Dabei stelle ich sofort fest, das es sich bei dem gebrochenen Knochen, um die Elle in ihrem rechten Unterarm handelt.

Mit pochenden Herzen lege ich meine Hände auf ihren Arm und rufe meine Magie herbei. Wie Energie fließt sie durch meinen Körper in Lilianes Arm und ich sehe, wie der Knochen langsam zusammen wächst.

Hoffentlich sieht niemand das Licht meiner Heilung, das unter der Tür hindurch scheint. Es ist sehr riskant eine Heilung in der Schule durchzufüren. Aber in dem Fall ist es ein Notfall, wobei ich es wage.

Nach ungefähr 10 Minuten bin ich fest überzeugt, dass der Knochen verheilt ist und ich nehme meine Hände von ihrem Arm.

Einen Moment starre ich sie noch an. Ich könnte mich nie wieder von ihr losreißen, wenn ich wollte, aber schließlich warten meine Freunde auf mich und irgendwann ist die Pause dann auch zu Ende.

Also verwende ich einen Zauber, bei dem sie langsam wieder zu sich kommen wird und stelle sie auf die Beine. Bereits nach 5 Minuten flackern ihre Augenlieder schon. Um keine Zeit zu verlieren, stütze ich sie und führe sie in das Krankenzimmer.

Zum Glück ist das Krankenzimmer auch im Erdgeschoss und Liliane schafft es mit meiner Hilfe selbst dorthin zu gehen. Dort angekommen erzähle ich, dass es Liliane schlecht ist und ich sie begleite.

Ich helfe ihr sich hinzulegen, wobei sie irgendetwas brummt, was ich aber leider nicht verstehen kann. Ich setzte mich auf einen Stuhl neben sie und warte. Zum Glück dauert hier, am Licorne-Gymnasium die Pause eine halbe Stunde lang, so dass wir noch ein bisschen Zeit haben.

Plötzlich nimmt Liliane eine  tiefen Atemzug und setzt sich auf. Sie fragt entgeistert:,,Was ist passiert?"

So jetzt kommt das größte Problem, was werde ich ihr erzählen? Die Frage ist, dass ich nicht so recht weis an was sie sich erinnern kann. Ich beschließe sie zu fragen, ob sie sich denn an gar nichts mehr erinnern kann. Das tue ich auch, doch ihre Augenlieder fallen wieder zu und es scheint, als ob sie schläft.

Das müssen Nebenwirkungen von der Heilung sein. Irgendetwas habe ich falsch gemacht. Vielleicht war ich ja zu aufgeregt. Sorgenvoll schaue ich zu ihr.