Ich frage ihn das eben gedachte. Er scheint zu überlegen. Ich hoffe so sehr, dass es auch keinen Krieg geben kann. Es wäre einfach wunderbar. Dann wäre unser Leben aufgrund unserer Gaben abenteuerlich, aber trotzdem wären wir nicht in Gefahr. Wann antwortet er endlich? Ob es wohl wirklich geht?
,,Ich weiß es nicht. Wenn die Königin der bösen Magie nichts von ihrer Magie weiß, besteht die Chance. Wir könnten vorerst mit niemandem über Magie reden. Dann bleibt alles geheim und niemand kann sich bekämpfen. Aber es ist andererseits gefährlich. Wenn wir es geheim halten und die böse Magie währenddesssen eine Armee aufstellt, haben wir verloren. Die Entscheidung liegt bei dir, du bist die Königin, nicht ich."
Ich muss schon zugeben, dass er eine bessere Königin wäre, also halt ein König. Aber so etwas gibt es natürlich nicht und ich muss alles alleine machen. Ich würde es schon gerne geheim halten, mich in Ruhe irgendwo verkriechen und hoffen, dass die böse Königin noch nichts über ihre Magie herausgefunden hat und auch nichts herausfinden wird. Aber im selben Moment komme ich mir wie ein kleiner Feigling vor. Wenn ich nichts tun würde, könnten Menschen wegen mir sterben. Und das darf nicht passieren.
Mit fester Stimme sage ich: ,,Ich habe mich entschieden, wir müssen eine Armee aufstellen." Er schaut mich erstaunt an. Anscheinend hat er nicht gedacht, dass ich plötzlich so entschlossen bin. Das wundert mich ja selbst auch gerade.
Milan sagt: ,,Okay. Man kann sich übrigens auch mit normalen Menschen verbünden. Aufgrund ihrer Hilfe wurden die Werwölfe vor 1000 Jahren fast komplett ausgerottet."
,,Also könnte ich Ronny alles erzählen?", frage ich. Wenn das gehen würde, wäre unser Streit vorbei und mein kleiner Bruder würde wieder mit mir reden. Aber in einem Krieg könnte ich ihn mir nicht vorstellen. Mich und alle anderen aber auch nicht.
,,Ja, eigentlich schon. Aber ersteinmal musst du dir sicher sein, dass du es schaffst ihn auf unsere Seite zu bringen. Am besten sollen so wenige wie möglich erfahren, dass du die Königin bist. Auch bei der Suche nach Verbündeten müssen wir so tun, als ob wir nur Helfer der Königin wären."
Okay, das ist logisch. Mich will niemand umbringen, wenn niemand weiß was ich bin. So soll es sein. Hoffentlich schaffe ich es, es zu verbergen.
Milan erinnert mich: ,,Nachdem ich dir alles erzählt habe, was du wissen wolltest, wolltest du mir alles erzählen, was ich wissen will. Leg los."
,,Ah ja stimmt. Also ich habe mich noch nie verwandelt oder unsichtbar gemacht, weil ich bisher noch nicht wusste, dass das geht. Als ich neun Jahre alt war, habe ich während einem Schnorchelausflug in Panama das erste Mal eine Meerjungfrau gesehen. Das erste Mal geaurert habe ich am ersten Schultag, als Finn mir den Weg zum Klassenzimmer gezeigt hat. Plötzlich habe ich meine Magie gespürt, damals war es noch voll unkontrolliert, jetzt habe ich es schon ziemlich gut unter Kontrolle. Ihm sind grüne Flügel gewachsen, er ist also ein Feenmann. In der zweiten Schulwoche habe ich zu euch hinter geschaut. Ich habe wieder Finn als Fee gesehen, dich in deiner Gestalt und Noah als Meerjungmann. Er hat eine blaue Flosse die von oben bis unten immer heller wird. Bei allen Meerjungmenschen, die ich bisher geaurert habe, war das genau so, oben dunkel, unten hell. Noch am gleichen Tag habe ich das erste Mal Unsichtbare gesehen. Finn und Katharina. Sie haben sich unterhalten und ich konnte plötzlich durch sie durchlangen. Man hatte ich eine Angst. Sie aber auch, das sah man ihnen an. Auch noch am gleichen Tag habe ich im Volleyballtraining Katharina geaurert. Sie ist wie Finn eine Fee. Ihre Flügel sind pink und glitzern. Dann wollte ich Emma anschauen, aber plötzlich habe ich das Bewusstsein verloren. Warum eigentlich? Was ist passiert?"
Milan erläutert: ,,Das nennt man ausbrennen. Deine Magie ist einfach leer geworden, weil du noch nicht trainiert warst. Das bist du jetzt auch noch nicht, heute Abend zeige ich dir alles."
Ich erzähle weiter: ,,Okay. Das nächste Mal geaurert habe ich in einer Englischstunde mit Frau Bellys. Mir war voll langweilig, weil sie es einfach falsch erklärt hat und dann habe ich geaurert. Zuerst Max, Sebastian, Laura und Luna, erfolgslos, sie sind ganz normale Menschen. Dann habe ich wieder Katharina angeschaut. Natürlich hat sie sich wieder in eine pinke Fee verwandelt. Emma ist eine Meerjungfrau, rot. Dann wollte ich noch bei Emily nachschauen, doch mal wieder bin ich ausgebrannt. Nachdem habe ich Lina und Kira bei ihrem Gespräch belauscht. Über Linas Gestalt weißt du ja schon Bescheid. Als ich mit Melina auf eurem Pferdehof war, habe ich Tornado angeschaut. Seine Gestalt kennst du auch, oder?"
,,Ja. Melina hat mir alles erzählt. Echt erstaunlich, dass er sich von dir streicheln gelassen hat. Er ist sehr scheu. Und ja er hat sich schon mehrmals vor mir verwandelt. Beim ersten Mal war er noch ein Fohlen und auch ich war ziemlich jung. Mir hat mein Vater übrigens alles beigebracht, was man braucht um ein guter Einhornanführer zu sein. Er war selbst mal einer, zum Glück nur nicht in einer Kriegszeit. Melina und Carlitos wissen auch Bescheid, haben selbst aber keine Magie."
,,In Frankfurt habe ich versucht zu aurern, ging aber nicht, weil es ja keine Stadt der Magie ist..."
Milan hört mir die ganze Zeit mit großen Augen zu. Für ihn muss es wahrscheinlich voll erstaunlich sein, erst jetzt zu erfahren, dass seine Freunde und Klassenkameraden, von denen er einige schon mehrere Jahre kennt, auch Magie besitzen.
Erst jetzt merke ich auch wie viel ich schon erreicht habe. Unbedingt muss ich mehr Personen aurern und Milan muss mir alles beibringen, was er weiß.

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Magie gibt's nicht
Siêu nhiênLiliane ist mit ihrer Familie erst vor einer Woche umgezogen. In ihrer alten Schule hatte sie nicht viele Freunde. Wie wird es in der neuen Schule wohl sein? Am Anfang ist alles wie immer, doch dann entdeckt Liliane etwas geheimnisvolles. 26.01.2020...