Magie gibt's nicht

Kapitel 54

Milan nimmt mich an der Hand und wir gehen wieder zu den anderen, um sie aufzuwecken. Katharina ist bereits wach und hat irgendwo Beeren gefunden, die wir essen können. Nach der Mahlzeit trinken wir alle aus einer Regenrinne und dann machen wir uns schon wieder auf den Weg zu den Kämpfen.

Das Gebiet in Licorne von der guten Magie ist schon viel größer, als das der Bösen. Vielleicht bedeutet das unseren Sieg, vielleicht aber auch nicht. Wir müssen immer noch überlegt und vorsichtig vorgehen. Alles hier könnte eine Falle sein. Ich laufe in der Mitte, neben mir sind Milan und Logan, hinter mir ist Alan, vor mir laufen Katharina und Maxi und wir alle sind von den Pferden und Einhörnern umgeben, die immer mit uns kämpfen. Unter ihnen sind auch Tornado und Sweety.

Komischerweise müssen wir sehr lange laufen und es ist immer noch kein Kampf in Sicht. Der Boden ist von Leichen bedeckt, manche sind erst gestern gefallen, manche liegen schon seit Wochen hier. Ich finde den Geruch abartig, aber habe mich inzwischen schon daran gewöhnt.

Nach einer halben Stunde Marsch kommt uns endlich eine Person entgegen. Als sie näher zu uns kommt, merkt man, dass es ein junger Polizist in einer blauen Uniform ist. ,,Hallo, ich bin Herr Schneider und gehöre zu euch, alles gut. Meine Kollegen haben die Stadt durchsucht und haben ermitteln können, dass nur noch an einer einzigen Stelle, an den Ufern der Naab in der Stadtmitte, gekämpft wird. Der Krieg wird nicht mehr lange dauern, ihr habt es bald geschafft."

Wir freuen uns fürchterlich diese guten Nachrichten zu hören und bedanken uns bei Herr Schneider. Er geht weiter, um es noch Anderen zu erzählen. Wir hingegen machen uns auf den sofortigen Weg zur Naab. Das könnte noch ein bisschen dauern, weil wir gerade fast die ganze Zeit in die falsche Richtung gelaufen sind. So ein Mist aber auch!

Plötzlich entdecken wir aus der Ferne zwei Gestalten. ,,Schnell in Deckung! Ich glaube da sind Werwölfe.", warnt Alan und wir quetschen uns zwischen zwei Hauswände, während die Pferde sich auf der anderen Seite hinter einem großen Gartenschuppen verstecken. Die Einhörner unter ihnen machen sich bereit zur Verwandlung. Milan steht ganz vorne und guckt in Richtung der Gestalten, die wir als unsere Gegner vermuten. Wir versuchen alle still zu sein und halten den Atem an. Der Plan ist, dass wir uns auf die Werwölfe stürzen, sobald sie an uns vorbeigelaufen sind. Das wäre der perfekte Überraschungsangriff. Jetzt müssen wir nur noch hoffen, dass sie uns nicht gesehen haben. ,,Sie kommen in unsere Richtung.", flüstert Milan und ich gebe die Nachricht weiter. Angespannt warten wir auf den Angriff.

,,Shadow! Raus Leute, es sind Clara und Shadow!", ruft Katharina übertrieben laut. Weil Shadow ihr magisches Tier ist, hat sie seine Nähe gespürt und ihn und Clara somit indefizieren können. Ich bin furchtbar erleichtert, dass es nur ein Fehlalarm war und freue mich schon rießig Clara endlich wieder zu sehen. Ich habe sie so vermisst und mir solche Sorgen um sie gemacht. Zum Glück leben Clara und Shadow noch. Hoffentlich sind sie auch gesund.

Schleunig kommen wir wieder zwischen den Hauswänden hervor und auch die Pferde treten aus ihrem Versteck, als sie merken, dass es keine Gefahr gibt. Wir stürmen auf Clara und Shadow zu.

Shadow gibt ein Winseln von sich und deutet mit seinem Kopf auf Clara. Sie ist an der Schulter verletzt. Durch eine große Schnittwunde fließen Unmengen an Blut, so dass schon ihr ganzes Fell verklebt ist. Ihre Augen schauen mich traurig und ängstlich an.

,,Sie muss sich verwandeln, dass Maxi und ich sie heilen können. Wir können keine Werwölfe heilen, weil sie ja eigentlich unsere Gegner sind.", erklärt Milan. ,,Verwandel dich! Clara!", schreie ich die Wölfin an, welche kurz davor ist ohnmächtig zu werden. Sie hat Angst, sich durch die Verwandlung zu töten, weil sie so ihre Kraft verbrauchen würde, aber das ist ihre einzigste Chance. Es muss einfach funktionieren.

Ich verwandele mich, lege meine Hand auf sie und versuche sie mit meiner guten Magie zu beruhigen. Tatsächlich nimmt meine Macht ihr die Angst und sie verwandelt sich in einen Menschen. Bei diesem Vorgang wird sie schließlich wirklich ohnmächtig. In der menschlichen Gestalt schaut die Wunde viel schlimmer aus. Ihr ganzer Oberarm und Oberkörper ist aufgerissen. Der Knochen ihres Armes ist bereits zu sehen. Ich gebe ungewollt ein ängstliches Wimmern von mir.

Logan zieht mich und Katharina schnell weg, Milan und Maxi legen ihre Hände über die Wunden und beginnen zu heilen, während Alan ihnen Anweisungen aus seimen eigenen früheren Erfahrungen gibt. Die Wunden schließen sich schnell und letztendlich öffnet Clara auch wieder ihre Augen. Ich umarme sie. Wir weinen beide. Zum Glück ist alles gut gegangen.

Nachdem wir uns beruhigt haben, machen wir uns mit Clara und Shadow als neue Anhänger auf den weiteren Weg zur Naab. Katharina läuft glücklich neben Shadow her. Endlich ist sie wieder fröhlich, Finns Tos hat ihr echt ganz schön zu schaffen gemacht. Wir anderen tauschen unsere Erlebnisse mit Clara aus. Über Emma, Emily, Aaron und Noah hat sie leider auch nichts weiteres erfahren. Wir können also nur weiterhin hoffen, dass es ihnen gut geht. Aber wenn wir sie wiedersehen, dann schon bald. Die Meerjungmenschen werden am Wasser sein. Als wir bereits Magiestrahlen in der Luft sehen, joggen wir. So schnell wie möglich wollen wir unseren Verbündeten zur Hilfe eilen.

Nach der Verwandlung in unsere Gestalten stürmen wir direkt in den Krieg hinein. Ich schieße eine Hexe nach der anderen mit meiner Magie tot und auch die anderen machen sich ziemlich gut. Maxi, welche ja keine Kämpfergestalt hat, hat etwas besseres: Geschwindigkeit und Geschicklichkeit. Sie schlängelt sich zwischen unseren Gegnern hindurch und metzelt mehrere von ihnen innerhalb von wenigen Sekunden nieder.

Das Wasser ist voll mit Meerjungmenschen, welche von dort aus mit Magie an Land schießen. Zusammen sind sie unheimlich stark und töten viele Hexen und Werwölfe, von denen es wirklich nicht mehr viele gibt. Es sind höchstens fünfhundert, schätze ich. Von meinen Verbündeten gibt es noch tausende. Bedeutet das unseren Sieg?