Kapitel 28

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Als ich die Haustüre öffne, kann ich meine Eltern leider nicht gleich mit den ganzen Zetteln überstürzen. Mein Vater ist in die Arbeit gefahren und meine Mutter ist in einem Gespräch mit Ronny vertieft. Sie sind im Wohnzimmer, haben die Tür geschlossen und scheinen nicht bemerkt zu haben, dass ich schon zuhause bin.

Ich hänge meine Jacke an die Garderobe und schleiche zur Tür. Irgendwie verspüre ich furchtbar große Lust, ihnen zu lauschen. Vielleicht liegt es daran, was ich bei dem Gespräch zwischen Lina und Kira gehört habe. Möglicherweise haben meine Mutter und Ronny ja auch ein Geheimnis. Vielleicht haben sie ja auch Magie. Hoffentlich aber keine böse, so wie Lina und ihre Katze.

Ich finde, man kann nie vorsichtig genug sein, besonders nicht in Licorne, dieser seltsamen Stadt mit Magie. Also lege ich vorsichtig mein Ohr an die Tür und beginne zuzuhören.

Gespräch zwischen Ronny(R) und Lili's Mutter(M):
R:Mamaaa, du musst mir glauben es gibt Magie, wirklich, ich bemerke es doch.
M:Ronny, hör auf dir so was auszudenken. Magie gibt's nicht.
R:Zuerst dachte ich nur Lina hätte Magie, aber Lili auch. Warum glaubst du mir denn nicht?

Ronny tut mir ein bisschen leid. Bestimmt hat er Angst. Aber was mir mehr Sorgen macht, als Ronny's Befinden, ist dass er von meiner Magie weiß. Woher nur? War ich nicht vorsichtig genug? Ne, dass kann eigentlich nicht sein, weil ich habe ja die letzten Tage keine Magie benutzt.

Bevor ich länger darüber nachdenken kann, geht die Tür auf. Wer auch immer sie aufmacht, schlägt sie mir mitten ins Gesicht und ich falle nach hinten. Mit schmerzverzerrtem Gesicht reibe ich mir über die Stirn. Au, das wird bestimmt eine riesen Beule werden. Wenn wir auf Los Angeles Fotos machen werden, wird des natürlich super aussehen. So ein Mist!

Ronny war derjenige, der die Tür geöffnet hat. ,,Du hast gelauscht!", zischt er wütend, sein Blick ist sehr verärgert. Er schaut mich böse an und verschwindet dann in sein Zimmer. Ich höre, wie er die Tür zuknallt.

„Alles gut?“, meine Mutter kommt auch aus dem Wohnzimmer. „Nein“,klage ich. Meine Mutter gibt mir einen Kühlbeutel, den ich mir an die Stirn halte und wir essen zusammen.

Danach gucken wir welche Sommerklamotten mir noch passen. Ziemlich viele sind zu klein, also lege ich alle passenden in meinen Koffer und die anderen steckt meine Mutter in eine Tüte, um sie der kleinen Tochter von einer ihrer Freundinnen zu schenken. In Los Angeles wird es sehr warm werden, im Oktober so ca.16-26 Grad, also stecke ich den dritten Badeanzug vorsichtshalber auch noch ein.

Am Abend liege ich mit drönendem Kopf im Bett und die Worte meiner Mutter schallen mir die ganze Zeit durch den Kopf. Magie gibt's nicht. Magie gibt's nicht. Magie gibt's nicht. Das werde ich bald herausfinden.

Magie gibt's nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt