Epilog

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Schnell streue ich noch ein paar bunte Streusel auf den Geburtstagskuchen meiner Tochter. Emiliana wird heute zwei Jahre alt. Als ihre Mutter sollte ich mich freuen, aber das mache ich nicht. Heute fängt ihr drittes Lebensjahr an und so wie es mir mein Mann, Milan vor ein paar Jahren erklärt hat, wird sie heute ihre Magie kriegen.

Es wird zu hundert Prozent Milans Magie sein, also Emiliana wird wahrscheinlich so wie er eine Heilerin und eine Einhornanführerin sein. Oder auch nur eines von beiden.

Milan huscht in die Küche und küsst mich sanft. Er flüstert: ,,Sie schläft noch, darf ich versuchen mich zu verwandeln und so schauen, welche Macht sie geerbt hat?" Seufzend gucke ich zu ihm. Schon seit Wochen freut er sich auf den heutigen Tag und die Zeit danach. So wie Alan, sein Vater, ihm alles beigebracht hat, will er auch unserer Tochter alles beibringen.

Ich antworte auf seine Frage: ,,Ja, okay, Aika steht schon draußen, oder?" Aika ist das Pony, welches wir gestern von Alans Pferdehof abgekauft haben. Das Pferd wird das Geburtstagsgeschenk für Emiliana sein. Ich weiß jetzt schon, wie sehr sie sich freuen wird. Schon ihr ganzes Leben ist sie bei den Pferden. Praktisch ist sie mit ihnen aufgewachsen. Ich erinnere mich, als ich sie auf Sweety, ein kleines Pferd, mit dem ich auch meine Lebensgeschichte teile, gesetzt habe, als sie noch ein Baby war.

Milan nickt zustimmend und verwandelt sich. Wir erstarren beide. Er hat seine ganz normale Gestalt angenommen. Also hat Emiliana nichts geerbt. ,,Das kann nicht sein!", sagt Milan, ,,Es ist unmöglich! Kinder erben immer die Magie ihrer Eltern. Wieso hat Emi nichts geerbt? Wieso habe ich meine Magie noch?"

Er ist ganz aufgebracht und steckt mich damit an. Ängstlich schauen wir uns in die Augen. ,,Vielleicht ist es besser so, dass sie keine Magie hat. Vielleicht ist sie so sicherer.", versuche ich es. Milan schüttelt den Kopf. Wir beide wissen, dass es genau das Gegenteil sein wird.

Plötzlich öffnet sich die Tür. Emiliana kommt in die Küche getappst. Sie sagt mit ihrer süßen Babystimme: ,,Mama, Papa, schaut mal was ich kann." Wir schauen erstaunt zu ihr. Kann sie sich doch verwandeln und Milans Magie lässt einfach mit der Zeit nach oder was ist los?

Emiliana wird zuerst unsichtbar und nimmt dann ihre Gestalt an. Dabei bekomme ich Herzrasen und eine Gänsehaut. Das kann nicht wahr sein. Ich versuche mich zu verwandeln, doch es funktioniert nicht. Ich habe keine Magie mehr. Emiliana hat das gleiche Kleid an, wie ich in meiner Gestalt. Bei ihr ist es natürlich viel kleiner. Milan schaut mir mit einem kritischen Blick in die Augen. Gerade ist etwa unmögliches geschehen. Emiliana ist eine Königin der guten Magie, obwohl es erst in tausend Jahren eine neue hätte geben sollen.

Magie gibt's nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt