Kapitel 32

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Ich gehe schnell in mein Zimmer, um mich umzuziehen. Ich wähle eine Strandhose und ein schönes hellblaues T-Shirt, das die gleiche Farbe hat, wie meine Augen. Ob das Milan wohl gefallen wird? Vorsichtshalber ziehe ich noch meine schönen Glitzerohrringe an, die mir Clara mal geschenkt hat. Ich kann es immer noch nicht so wirklich fassen, dass es sie nicht mehr gibt. Zu gerne hätte ich sie jetzt angerufen und ihr alles erzählt. Außer kurz mit Katharina habe ich nie so wirklich mit jemandem über Milan geredet. Wie sehr ich Clara doch vermisse. Bevor ich hier aber länger vor mich hin trauere, ziehe ich schnell meine Schuhe an und öffne die Tür. Milan steht schon da.

Gespräch zwischen Lili(L) und Milan(M):
L:Hi.
M:Hi. Du siehst schön aus.
L: Danke.

Daraufhin werde ich rot und wir lächeln uns wieder einfach an. Irgendwann fangen wir an zu lachen, keine Ahnung warum. Er nimmt meine Hand und wir gehen wortlos zum Strand. Dort laufen wir ein Stück am Meer entlang, in die andere Richtung wie Katharina und ich. Es ist so romantisch hier einfach nur mit Milan zu zweit zu sein. Und natürlich auch perfekt, um über Magie zu reden.

Neugierig frage ich: ,,Erzählst du mir jetzt alles?" Wir sind stehen geblieben und ich schaue zu ihm hoch. ,,Gleich.", meint er. Jaaaaa. Ich werde immer aufgeregter, wegen dem eben gesagtem und auch wegen dem Haufen Schmetterlinge in meinem Bauch. Hoffentlich hört er meinen Herzschlag nicht.

Nach einer Weile kommen wir an einer Bucht an. Man muss ersteinmal über Felsen klettern, um dorthin zu gelangen. Das machen wir auch, aber plötzlich rutsche ich ab und schlittere die Felsen entlang nach unten. Ich schaffe es nirgendwo mich festzuhalten. Ich falle einfach immer tiefer und schreie vor Angst. Plötzlich dreht sich mein Körper und ich rutsche mit dem Kopf voran nach unten. Das war's, denke ich.

Aber Milan reagiert blitzschnell, springt von ganz oben runter und fängt mich gerade noch so auf. Mit seinen Händen hält er meine Beine fest und mein Gesicht ist einen Zentimeter vor einem scharfkantigen Fels entfernt. Das war knapp, sehr knapp. Er dreht mich vorsichtig wieder um und ich stehe endlich wieder auf meinen Beinen. Mit zitternden Knien umarme ich ihn. Er hat mir gerade schon das dritte mal mein Leben gerettet. Ich sollte echt vorsichtiger sein.

Wir lösen uns wieder voneinander und diesmal klettert er hinter mir. Ich halte das zwar für eine nicht so gute Idee, weil wenn ich wieder abrutschen würde, würde ich ihn mit meinem Fall mitreißen, doch er weigert sich, es anders zu machen. Vorsichtig klammere ich mich an die Steine und suche mit meinen Füßen nach Halt.

Oben angekommen, bemerke ich, dass die Bucht wunderschön ist. Wir rutschen einfach auf einem glatten Felsen nach unten und landen in einem Sandstreifen. Milan zieht seine Schuhe aus und streckt seine Füße in das warme Wasser. Ich mache ihm das nach.

Eine Weile sitzen wir so da, dann räuspert er sich. ,,Willst du mit mir zusammen sein.", fragt Milan so ganz nebenbei und schaut in das glänzende Wasser.

Ich glaube, ich kann meinen Ohren nicht trauen. Er hat das jetzt wirklich gefragt! Ich lächele. Als ich ihn mit großen Augen anschaue, sieht er immer noch in das Wasser. Sein Blick verrät aber, dass er gespannt auf  meine Antwort wartet.

,,Ja", sage ich. Es ist wunderbar dieses Wort über meine Lippen zu bringen. Milan dreht sich zu mir um und dann küssen wir uns. Der Kuss ist lang und wunderschön.

Er legt seinen Arm um mich und wir sitzen eine Weile so da. Dann traue ich mich, an ihm meine Trauer über Clara rauszulassen. Ich erzähle ihm einfach alles und er hört mir zu.

Als wir damit fertig sind, fühle ich mich schon viel besser. Milan sagt: ,,Ich glaube, wir müssen jetzt mal anfangen über Magie zu reden." Er seufzt. ,,Ok", erwidere ich.

Und er fängt an zu erzählen: ,,Also wie du bereits festgestellt hast, gibt es Magie und somit Menschen und auch Tiere die Magie besitzen. Kommen wir zuerst zu den Menschen mit guter Magie. Also ich kenne jetzt nur Meerjungfrauen, Feen,  Einhornanführer und Heiler. Vielleicht gibt es auch andere, aber in keinen meiner Bücher steht was darüber und mein Vater weiß auch nichts. Wenn Meerjungfrauen sich verwandeln, wächst ihnen eine Schwanzflosse, Feen wachsen Flügel, Einhornanführer kriegen Reitklamotten und Heiler eine Tasche mit Arznei. Alle können zwei Sachen: Erstens sich in diese Gestalt verwandeln und zweitens sich unsichtbar machen."

Milan macht eine kurze Pause, damit ich alles verarbeiten kann. Mir wird einiges klar, also als ich Katharina und Finn gesehen habe, waren sie unsichtbar, ok. Aber wieso bitte habe ich Unsichtbare gesehen? Das heißt doch unsichtbar, weil man es nicht sieht. Und wieso habe ich auch andere in ihrer wahren Gestalt gesehen, obwohl sie sich gar nicht verwandelt haben? Ich erkläre: ,,Ich habe aber keine von diesen Arten von Magie. Ich sehe Menschen."

Milan seufzt wieder. ,,Ich weiß. Von jeder Magieart gibt es eine Prinzessin. Es ist immer eine Prinzessin, Prinz kann man erst werden, wenn man sie heiratet. Sie aber ist von ihrem dritten Lebensjahr aus Prinzessin. Zum Beispiel gibt es halt die Prinzessin der Meerjungfrauen. Also die Prinzessin ist genauso wie alle normalen magieverbundenen Menschen, aber sie kann sich noch in eine zweite spezielle Gestalt verwandeln."

Ich unterbreche ihn: ,,Ok kurze Pause. Wieso ab dem dritten Lebensjahr? Und ich glaube nicht, dass ich sowas wie eine Prinzessin bin."

Er erklärt: ,,Alle Magiewesen bekommen ab dem dritten Lebensjahr ihre Magie von den Eltern geerbt. Aber nur in der Stadt der Magie können sie diese benutzen. In jedem Land gibt es eine. Die von Deutschland ist Licorne und eben habe ich rausgefunden das die der USA Los Angeles ist. Und du bist auch keine Prinzessin, sondern die Königin der guten Magie."

,,W...w...was?", stottere ich. ,,Ich bin eine Königin?"

,,Das war zu viel für dich, ich sehe es dir an. Lies dieses Buch heute Nacht. Morgen um 5 Uhr morgens hier in der Bucht, ok? Stirb bitte nicht beim hochklettern." Milan holt das Buch, welches ich schon am Flughafen gesehen habe, namens Die Legende Der Königin, aus einer kleinen Mulde im Felsen. Ich habe sie vorhin gar nicht gesehen, weil sie mit einem kleinen Vorhang aus Seealgen bedeckt ist. Aber darin befinden sich alle Bücher, die wir hierher mitgenommen haben.

Auch die aus meiner Tasche. ,,Du bist in meinem Zimmer gewesen!", werfe ich meinem Freund vor, doch er grinst nur und drückt mir das alte Buch in die Hand.

Wir klettern aus der Bucht raus und gehen wieder in das Hotel. Zum Abschied umarmen wir uns und dann gehen wir schon in verschiedene Richtungen.

,,Die Königin der guten Magie", murmele ich leise und nachdenklich vor mich hin, als ich in die Richtung meines Zimmers gehe.

Magie gibt's nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt