Kapitel 43

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Wir stürmen alle in das Männerklo. Es ist schwer meine Füße voreinander zu setzen, weil meine Knie so weich sind und ich am ganzen Körper zittere. Herr Müller, welcher vorneweg gesprintet ist, reißt die Tür auf.

Milan kämpft mit Frau Bellys. Sie ist eine Hexe und hat sich verwandelt. Mit ihrem Zauberstab will sie auf ihn schießen, doch er hat diesen auch in der Hand und schafft es zu verhindern, dass sie auf ihn zielen kann. Milans andere Hand greift an Frau Bellys Hals und versucht sie zu erwürgen. Frau Bellys zweite Hand versucht aber das gleiche. Ihre Hexennägel krallen sich so stark in Milans Nacken, dass schon Blut fließt. Beide atmen sehr hektisch.

Herr Müller und die Jungs, die keine Magie haben, schauen so aus, als ob sie gerade ihren schlimmsten Traum erleben. Zuerst stehen wir alle wie in Stockstarre da, doch dann kommen Finn und Noah Milan zur Hilfe. Sie greifen Frau Bellys an den Armen und halten sie fest. Sie zappelt, versucht sich zu befreien und schreit. Laut, qualvoll und schrecklich. Hexenschreie halt. ,,Wegschauen.", warnt Milan. Ich sehe wie sich die anderen umdrehen, aber ich höre nicht auf ihn.

In der nächsten Sekunde wird mir klar, dass ich es hätte tun müssen. Milan schlägt Frau Bellys mit seiner Faust mitten ins Gesicht und man hört, wie ihre Nase bricht. Ihr Gesicht färbt sich bläulich und wird von Blut überströmt. Sie spuckt einen Zahn raus. ,,Ihr verdammten Miststücke.", schreit sie. Milan schlägt gleich nochmal zu. Mein Herz verkrampft sich. Wie kann er einen Menschen denn so schlagen? Am liebsten wäre es mir, dass er jetzt sofort aufhört, dann aber muss ich wieder daran denken, dass Frau Bellys eine Hexe ist. Sie muss sterben.

Beim dritten Schlag wird sie bewusstlos. Wie bei jedem Schlag zucke ich wieder zusammen und muss damit kämpfen mich nicht zu übergeben. Dennoch schaue ich weiterhin zu. Dass Frau Bellys bewusstlos ist, reicht Milan nicht, denn er schlägt noch ein paar mal zu. Bis es sicher ist, dass sie tot ist. Finn und Noah tragen die Leiche in eine Klokabine und die Jungs waschen sich ihre mit Blut verschmierten Hände im Waschbecken ab.

,,Ich glaube wir müssen etwas erklären.", wendet sich Emma an Herr Müller. Dieser schaut sie schokiert an und nickt leicht. Er und die anderen Jungen brauchen ewig, um alles zu verstehen. Ja: es könnte wirklich einen Krieg geben, ja: wir könnten alle sterben, nein: es wird nicht auf der ganzen Welt sein. Irgendwann ist es in ihren Hirnen angekommen. Angst breitet sich auf ihren Gesichtern aus, aber trotzdem entscheiden alle auf unserer Seite zu sein.

Zum Glück müssen wir nicht auf diese Party und dürfen sofort schlafen gehen. Niemand kriegt mit, dass ich im Zimmer der Jungs verschwinde und in Milans Bett schlüpfe. Seitdem wir zusammen sind, schlafen wir zusammen ein. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, alleine in einem Bett zu schlafen. Mir würde seine Wärme und seine Stärke fehlen. Ohne ihn könnte mich ein Böser einfach im Schlaf töten... Mit schönen und schlechten Gedanken an meinen Freund schlafe ich ein. Die schlechten zeichnen sich zum Beispiel darin aus, wie er heute Frau Bellys getötet hat. Das war sehr brutal.

Gähnend wache ich am nächsten Morgen auf. Wenige Minuten später sitze ich mit dem Rest der Klasse an einem Frühstückstisch. Alle sind noch sehr geschockt wegen gestern und vorgestern. Weil Herr Müller keine Ahnung von und auch keine Lust auf Frau Bellys Zeitplan hat, beschließt er, dass wir einfach wieder an den Strand gehen.

Am Strand angekommen, breiten wir unsere Handtücher aus und legen und drauf. So wirklich Lust etwas zu machen, hat niemand von uns.

Nach einiger Zeit steht ein Junge vor uns. Er stellt sich vor: ,,Hi, ich heiße Logan und wohne hier. Als ich euch Gleichaltrige gesehen habe, dachte ich, ich spreche euch mal an." Es kann ja nie schaden, jemanden zu aurern, also mache ich das mal. Zu meinem Entzücken schießen zwei hellblaue Flügel aus Logans Rücken. Wir sollten uns auf jeden Fall mit ihm anfreunden. Desto mehr Soldaten für die gute Magie, desto besser. Langsam wundere ich mich immer mehr um mich selbst. Vor ein paar Tagen fande ich die Idee, Soldaten zu sammeln total absurd, jetzt kommt es mir genau wie meine Aufgabe vor.

Finn begrüßt ihn: ,,Hallo, ich bin Finn. Wir können sicherlich etwas gemeinsam machen." Danach stellen wir anderen uns auch ihm vor. Dabei betrachte ich ihn genauer. Er hat braune Haare und grünbraune Augen. Ein nettes Lächeln zieht sich über sein Gesicht.

Zuerst gehen wir gemeinsam schwimmen, danach laufen wir am Strand entlang. Da kommt mir eine Idee: Wir könnten Logan ja einfach unsere Gestalten verraten und er verrät den anderen seine.

Ich sage: ,,Logan, keine Angst, aber wir wissen, dass du ein Feenmann bist. Blaue Flügel."

Er fragt entgeistert: ,,Wer von euch ist die Königin?!" Dabei schaut er uns Mädchen eins nach dem anderen an. Wem würde er es wohl am ehesten zutrauen? Sicher nicht mir. Vielleicht Emma, weil sie so mutig ist.

Logan kann leider nicht mehr raten, denn Milan verrät es ihm: ,,Lili." Er deutet auf mich und lächelt mich an. Logan lächelt auch und wir verraten ihm alle unsere Gestalten.

Als Milan den Schluss gemacht hat, sagt Logan: ,,Echt unglaublich, dass ein Einhornanführer unter euch ist. Davon gibt es nur drei auf der Welt." Milan ergänzt: ,,Einst mal zehn." Er guckt traurig und in dem Moment wird mir klar wie hoch die Überlebenschance in einem Krieg ist. Nicht sehr hoch. Es herrscht betretene Stille und wir starren traurig vor uns hin.

Logan fängt das Gespräch wieder an: ,,Ich habe eine Karte, die euch sehr interessieren würde. Meine Vorfahren waren mit der früheren Königin befreundet." Was für eine Karte? Irgendwie kommt mir keine Idee wovon diese Karte sein soll. Ich denke angestrengter nach, habe jedoch immer noch keinen Plan. Katharina fragt neugierig: ,,Was für eine Karte?" Zum Glück bin ich nicht die einzige die keine Ahnung hat, alle anderen beäugen Logan ebenfalls neugierig.

,,Eine Weltkarte der Städte der Magie." Meine Augen beginnen zu leuchten. Alle Städte! Alle! Ich schaue die anderen an. Auch auf ihren Gesichtern breitet sich ein Grinsen aus.

Magie gibt's nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt