Kapitel 37

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,,Komm schon, du schaffst das. Denk nur so fest daran, wie du kannst."

Schon seit zwei Stunden versuche ich mich zu verwandeln oder mich unsichtbar zu machen -ohne Erfolg. Obwohl ich es noch kein einziges Mal geschafft habe, läuft mir der Schweiß über die Stirn. Ich hätte nie gedacht, dass es so schwierig und anstrengenden sein kann. Milan gibt mir tausende Tipps und hat es mir schon mehrmals gezeigt, indem er sich selber verwandelt hat oder sich unsichtbar gemacht hat, doch es klappt einfach nicht. Allmählich gebe ich auf. Mein Trainer auch.

Er seufzt: ,,Genug. Es reicht für heute. Ich glaube du brauchst ersteinmal eine Pause."

Ich höre aus seiner Stimme raus, dass er enttäuscht von mir ist. Ich bin aber viel enttäuschter von mir. Wieso schaffe ich es einfach nicht? Ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, dass ich es vielleicht gar nicht kann, aber daran denke ich lieber gar nicht. Was wäre denn eine Königin, die keine Gestalt hat und sich auch nicht unsichtbar machen kann? Ja genau, nichts.

Milan lächelt mich an und lässt sich in den Sand plumpsen. Ich setze mich zu ihm. ,,Irgendwann schaffst du es.", ermuntert er mich und streicht mir eine Sträne aus dem Gesicht. Und tatsächlich machen mir diese Worte etwas Hoffnung.

Es wird später und später. Wir beiben sehr lange und schließlich geht die Sonne unter. Es entsteht ein wunderschöner Sonnenuntergang und der Himmel färbt sich in verschiedenen Rottönen. Einfach total romantisch.

,,Hast du Lust hier zu übernachten. Ich mein, wenn wir früh genug wieder in das Hotel zurrückkehren, merkt es keiner.", schlägt Milan vor.

Ich zögere kurz. Wird es sicher keiner merken? Und wenn doch? Was passiert dann? Und was werden sich die anderen denken, wenn sie merken, dass wir nicht rechtzeitig in das Hotel zurrück kommen? Aber eigentlich wäre es schon supercool. Ich bin zwar ein kleiner Angsthase, aber Milan ist ja bei mir.

,,Okay.", sage ich also. Obwohl es schon ziemlich dunkel geworden ist, entdecke ich ein Strahlen auf dem Gesicht meines Freundes. Meinen Zimmergefährten schreibe ich einfach, dass ich bei ihm übernachte und er schreibt seinen, dass er bei mir übernachtet.

Entspannt breitet sich Milan auf dem Sandstreifen aus, der nicht vom Wasser erreicht wird. Ich lege mich auf seine Brust. Gemütlich beobachten wir den schönen Sonnenuntergang und schließlich die Sterne. Heute muss eine besondere Nacht sein, denn es sind besonders viele.

,,Eine Sternschnuppe", ruft Milan plötzlich übertrieben laut. Ich bedeute ihm ruhig zu sein, schaue aber gespannt in den Nachthimmel. Wieso habe ich die Sternschnuppe nicht gesehen? Echt schade. Was hätte ich mir wohl gewünscht? Ich überlege. Also entweder, dass wir den Krieg gewinnen, dass es nie einen geben wird, oder dass Milan und ich für immer zusammen bleiben.

Und schon sehe ich eine Sternschnuppe. Und noch eine. Da drüben sind gleich zwei auf einmal! Milan und ich schauen gespannt in den Himmel. Heute muss Sternschnuppennacht sein, denn ich habe mir schon alles mehrmals gewünscht.

Als wir keine Lust mehr haben, nach Sternschnuppen Ausschau zu halten, holen wir alle Magiebücher aus dem Versteck und lesen sie gemeinsam. Genauso, wie bei der Verwandlung von Noah und Emma, oder auch der von Milan, spüre ich die Magie in der Luft, als wir behutsam die alten Seiten des Buches umblättern. Darin steht eigentlich alles was ich schon weiß. Als Milan aber das letze Buch, magische Tiere, öffnen will, fällt mir etwas ein: der Zoo. Wieso will er unbedingt dort hin?

Ich frage also: ,,Warte. Bevor wir das Buch lesen. Wieso willst du so dringend zum Zoo?"

,,Achso, stimmt. Das weißt du ja gar nicht. In einem Krieg wird ein kleines Meerschweinchen mit Flügelchen, ein Kaninchen, oder eine Katze nicht sehr nützlich sein. Ein geflügelter Löwe hingegen. Der würde uns etwas bringen. Du musst wissen, die Tiere können in einem Krieg sehr viel entscheiden."

Was? Er will die Tiere aus dem Zoo entführen? Man kann doch nicht einfach Tiere klauen und außerdem werden dann alle auf der Suche nach uns sein. Außerdem können wir ja keinen Löwen verstecken. Was ist, wenn er gefährlich ist? Ein Raubtier könnte uns verletzten.

Milan sagt: ,,Ich weiß was du denkst. Es ist auch ziemlich verrückt. Wir können ein Tier nur mitnehmen, wenn zufällig der dazugehörige Mensch in unserer Klasse ist und diese Chance ist auch sehr gering."

Ich wiederspreche: ,,Aber... Aber wir können doch nicht einfach ein Tier klauen. Wie bitte willst du zum Beispiel einen Löwen verstecken? Das ist doch verrückt!"

Er erklärt, jetzt schon weniger ruhig: ,,Unser Schicksal ist das, was verrückt ist. Wir müssen das tun. Eine Stadt der Magie mit einem Zoo ist unsere Chance."

Ich nicke und sage nichts mehr. Der Gedanke, einen Löwen zu klauen gefällt mir gar nicht. Als ob mein Leben nicht schon beunruhigend genug ist. Ich merke, dass ich mal wieder viel zu sehr an mich selbst denke. Milan steckt auch in der Sache drin und er ist viel entspannter wie ich. Ich sollte es auch sein.

,,Sorry, dass ich so nervig bin.", entschuldige ich mich. Er lacht und schüttelt den Kopf, so dass seine Haare um ihn rumfliegen. ,,Du bist nicht nervig, lass uns jetzt das Buch lesen."

Gesagt, getan. Danach versuchen wir einzuschlafen, aber irgendwie schaffen wir es nicht. Ich liege mit geschlossenen Augen auf Milan und muss zugeben, dass er nicht gerade bequem ist.

Irgendwie muss ich doch eingeschlafen sein, denn jetzt spüre ich ein Rütteln an meiner Schulter. Ist es schon Früh? Ich öffne die Augen und will schon was sagen, doch dann erkenne ich in Milans Gesicht, dass er sich vor irgendetwas zu fürchten scheint. Irgendetwas, das hinter uns, in der Dunkelheit ist. Ich spüre seinen schnellen Herzschlag in meinem ganzen Körper und ich kriege auch eine rießengroße Angst. Ich klammere mich an sein T-shirt und drehe langsam meinen Kopf, um zu schauen was dort ist.

Magie gibt's nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt