Kapitel 10

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In der Schule angekommen verabschieden ich, Milan und Finn uns von Melina, Mia, Carlitos, Simon, Henry, Paul und Luca und gehen in unser Klassenzimmer.

Im Unterricht schaue ich einmal nach hinten zu Milan und Finn. Sie unterhalten sich gerade mit Noah. Plötzlich spüre ich wieder dieses Gefühl von Energie und Finn wird zu einem Feenmann. Das überrascht mich aber nicht so sehr, wie dass Noah eine Schwanzflosse wächst. Sie schimmert blau und wird von oben bis unten immer heller. Milan seine Klamotten haben sich auch geändert, wie kann das sein? Plötzlich trägt er Reitklamotten und hat eine seltsame weise Tasche um die Schulter hängen. Die Tasche schaut irgendwie aus wie eine Arzttasche.

Wie kann das alles sein? Und was hat das zu bedeuten? Ich muss nur eine Person länger anschauen, dann spüre ich diese Energie und dann verändert sich plötzlich ihr Aussehen. Ich bin völlig verwirrt. Feen und Meerjungfrauen gibt es doch nicht! Vor allem zweifele ich daran, dass es männliche gibt. Und wieso sollten sie ausgerechnet in meiner Klasse sein? Aber was ist das dann? Was sehe ich da? Ich bin mir ganz sicher, dass es real ist. Und was ist mit Milan? Wieso hat er plötzlich Reitklamotten und diese weiße Tasche? Fragen über Fragen schießen in meinen Kopf.

,,Liliane,  hier vorne spielt die Musik. Die Jungs kannst du noch den ganzen Nachmittag anschauen." ,weckt mich unser Mathelehrer aus meinen Gedanken. Ach du scheiße, schon wieder ein peinlicher Moment. Vielleicht sollte ich einen Weltrekord aufstellen. Auf jeden Fall lacht jetzt die ganze Klasse und ich drehe mich langsam wieder zu unserem Mathelehrer um.

Er lächelt mich kurz an und erklärt weiter, was gebrochen rationale Funktionen sind. Dieses Thema haben wir schon letztes Jahr an meiner alten Schule behandelt, weshalb ich nur mit halben Ohr zuhöre.

Der Unterricht bis zur Pause vergeht, abgesehen von der Mathestunde, aber ziemlich schnell. Ich versuche so gut mitzuarbeiten wie es geht und melde mich auch jedes mal wenn ich etwas weiß.

In der Pause suche ich nach Katharina und Emma, weil sie auch Volleyball machen und ich jemanden brauche, der mir die Sporthalle zeigt. Da sehe ich Katharina wie sie mit Finn an der Wand steht und sich mit ihm unterhält. Ich traue mich nicht so wirklich zu ihnen zu gehen und sie zu stören. Also warte ich 5 Minuten.

Ich lausche ein bisschen. ,,Bruder, du weißt, dass wir es niemanden sagen können. Die Gefahr auf Hexen ist viel zu groß.", höre ich Katharina zu Finn sagen. Was er dann sagt, kann ich nicht mehr hören. Wieso nennt Katharina Finn Bruder? Sind sie verwandt? Kommt mir aber eher nicht so vor, weil sie ein komplett verschiedenes Aussehen und auch einen verschiedenen Charakter haben. Und was ist mit es gemeint? Und welche Gefahr wegen Hexen?

Eigentlich war es ja ein Privatgespräch und ich hätte nicht lauschen sollen, aber Finn ist echt geheimnisvoll und ich würde gerne Antworten auf meine ganzen Fragen finden.

Ich gehe schließlich auf Katharina zu, um sie wegen des Volleyball Trainings zu fragen. ,,Äh Katharina, hallo. Ich habe eine Frage.", stammele ich. Aber Finn und Katharina schauen mich entgeistert an. Wieso schauen die denn so verwirrt?

Plötzlich kommt Ryan, der hässliche Junge, der mir den Stuhl weggezogen hat, vorbei. Er sagt spöttisch zu seinen Freunden: ,,Schaut mal. Die neue unterhält sich mit der Wand." Daraufhin lachen alle seine Freunde und sie gehen weiter.

Ich bin ziemlich verwirrt. Da stehen doch Finn und Katharina. Wieso antworten sie mir nicht? Und warum meint Ryan, dass ich mit der Wand rede? Sieht er unsere Klassenkameraden etwa nicht? Aber es kann nicht sein, dass ich mir das alles nur einbilde. Ich strecke meine Hand nach Finn und Katharina aus. Sie beide schauen völlig verängstigt, als ich mit meiner Hand durch ihren Körper durchlange. Sie sind wie Geister, man kann einfach durch sie durchgehen. Aber trotzdem sind sie da. Mein Herz pocht wie verrückt und ich kriege furchtbare Angst.

Hier am Licorne-Gymnasium herrscht ein großes Geheimnis und ich bin mir sicher, dass alles was ich sehe keine Einbildungen sind. Ich werde diesem Geheimnis auf den Grund gehen. Ich werde auf alle Fragen, die in meinem Kopf spucken eine Antwort finden, dass schwöre ich mir.

Plötzlich fühle ich mich wie eine Forscherin, oder eine Abenteuerin. Ich werde dieses Geheimnis schlichten. Ich drehe mich von den geisterhaften Katharina und Finn um und stetze mich auf eine Bank.Dort esse ich mein Pausenbrot und grübele über die seltsamen Geschehnisse nach.

,,Ding-dong-dong", es gongt zum Schulende. Jetzt gleich beginnt das Volleyball Training. Zu meiner Überraschung muss ich Katherina und Emma aber gar nicht fragen, ob sie mir helfen, denn die zwei Mädchen kommen, nachdem sie sich von ihren Freundinnen verabschiedet haben, von selbst zu mir und bieten mir ihre Hilfe an. Auch im Training sind sie ziemlich nett zu mir, spielen sich mit mir gemeinsam ein und gehen Chantals Clique aus dem Weg. Vielleicht habe ich mich doch in ihnen getäuscht und wir könnten Freundinnen werden.

Nach dem Einspielen kriegen wir die Aufgabe den Ball so oft wie möglich nach oben zu spielen und dabei Rechenaufgaben zu lösen. Ich mache die Aufgabe als erste von uns dreien und bin auch ziemlich gut darin, die Rechnungen zu lösen, die mir Katharina stellt.

Als nächstes ist Katharina dran mit Spielen und Emma stellt ihr die Aufgaben. Ich schaue Katharina dabei zu, wie sie immer wieder den Ball nach oben befördert. Sie ist eine viel bessere Spielerin als ich, das muss ich zugeben.

Plötzlich aber schießt wieder diese Energie in mir hoch. Ich habe immer mehr Bedenken, dass es keine Energie, sondern Magie ist, meine Magie. Vielleicht sollte ich vorsichtiger damit sein, schließlich haben Finn und Katharina ja etwas von gefährlichen Hexen gesagt. Jedenfalls steht vor mir jetzt Katharina mit pinken Feenflügeln. Die Flügel haben die gleiche Form, wie die von Finn. Aber sie glitzern viel stärker. Es blendet mich schon fast.

Leider kann ich Katharinas Feengestalt aber nicht länger betrachten, denn jetzt ist Emma an der Reihe und ich bin für die Rechenaufgaben zuständig. Als ich kurz meine Augen schließe, spüre ich wie diese Energie, oder eher gesagt meine Magie, wieder zurrück geht.

Die Rechenaufgaben stelle ich nur ganz nebenbei, denn ich konzentriere mich darauf, meine Magie herbeizurufen, um zu sehen, ob Emma sich auch verwandelt. Was ist, wenn alle Menschen so sind? Aber nein, dass kann nicht sein, schließlich haben die seltsamen Dinge ja erst hier in Licorne angefangen. Genau gesagt, am ersten Schultag, als die Schule von jedem meiner Familienmitglieder etwas anders gesehen wurde. Vielleicht sind aber alle Menschen in Licorne so. Das alles muss ich unbedingt herausfinden.

Diesmal schießt meine Energie aber nicht so langsam wie immer hervor, sondern sie überwältigt mich mit einem heftigen Schlag, der ziemlich schnell kommt. Es fühlt sich an, als ob meine Magie lehr ist und ich sie zu viel benutzt habe. Ich falle in einem hohen Bogen auf den Boden, wobei ich kurz aufschreie, doch dann wird mir schwarz vor den Augen.

Magie gibt's nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt