Kapitel 25

67 8 0
                                    

Die nächsten Tage vergehen wie im Flug. Jeden Tag sitze ich im Bus mit meinen neuen Freunden zusammen und unterhalte mich mit ihnen, sitze in der Schule neben Finn und rede die ganze Unterrichtsstunde mit ihm und Noah. Meine Noten schwächeln deshalb komischerweise trotzdem nicht und sind immernoch super. Die Nachmittage verbringe ich mit Hausaufgaben und lernen.

Kira kommt mir dabei zum Glück nicht in die Quere. Trotzdem habe ich aber Angst davor, dass Lina von ihrer Klassenfahrt zurrück kommt. Die ganze Zeit schon muss ich daran denken, was dann passieren soll. Schließlich können wir ja nicht mehr ganz normal im gleichen Haus wohnen und so tun, als ob nichts gewesen wäre. Ich denke aber auch, dass Lina das nicht tun würde. Ich bin fest davon überzeugt, dass es im Vorhaben meiner Schwester liegt den Anweisungen ihrer bösen Katze zu folgen und mich zu töten.

Hoffentlich kommt Milan bald wieder. Er kann mir mit diesen Problemen bestimmt helfen. Zumindest hoffe ich das. Aber klar wird er mir helfen. Das hat er immerhin schon ein paar mal gemacht. Die Frage ist nur, ob er es auch kann.

Bei dieser Frage muss ich wiederrum daran denken, wie er mir denn bitte helfen soll. Was soll er genau machen? Es ist erschreckend, dass ich für das alles keine Lösung finde. Nur eins weiß ich: Beim Töten von Lina brauche ich keine Hilfe. Das werde ich nämlich ganz sicher nicht machen. Ich würde niemals darüber hinwegkommen, dass Lina meinetwegen stirbt und selbst töten könnte ich sie erst recht nicht.

Seitdem Milan weg ist, bin ich leider nicht nochmal mit Melina ausgeritten. Wir schreiben heute eine Schulaufgabe und dafür musste ich lernen. Hoffentlich werde ich in Zukunft mehr Zeit haben, um sie mit Pferden zu verbringen.

Ich benutze auch meine Magie nicht mehr. Ich habe einfach zu viel Angst, dass sie wieder leer werden kann. Erst wenn Milan wieder da ist und mir zur Seite steht, werde ich wieder Menschen und Tiere anschauen. Irgendwie ist anschauen eine seltsame Bezeichnung dafür, was bei der Benutzung meiner Magie passiert, aber es gibt auch keine andere, die besser passt.

Mit Milan habe ich auch nicht mehr geschrieben oder telefoniert. Ich vermisse ihn so sehr, dass schon mein Herz weh tut. Ich hätte nie gedacht, dass man jemanden so stark vermissen kann, doch jetzt erfahre ich genau das selbst.

Gerade sitze ich in der Küche und esse zu Frühstück. Dabei denke ich die ganze Zeit an Milan. Wann er wohl wiederkommt? Ich vermute, dass es nicht heute sein wird und das der heutige Tag genauso wie die letzten ablaufen wird. Mal sehen.

Ich esse schnell fertig, schnappe mir meine Schultasche und gehe zur Bushaltestelle. Der Bus kommt wie immer ein bisschen zu spät. Während der Fahrt unterhalten meine neue Freunde und ich uns wieder und in der Schule setzte ich mich auch genauso, wie in den vergangenen Tagen in die letzte Reihe neben Finn.

Jetzt müssen wir gleich in der ersten Stunde Frau Bellys aushalten. Pünktlich stürmt sie in das Klassenzimmer. Ich träume vor mich hin und denke, dass dieser Tag mal wieder ein ereignisloser wird.

Doch da habe ich mich getäuscht. Die Türklinke bewegt sich plötzlich und da steht Milan. Es ist wirklich Milan! Omg, er ist zurrück! Plötzlich bin ich sofort hellwach und überglücklich. Während Frau Bellys mit ihm schimpft, dass er zu spät ist, kann ich es einfach nicht verhindern, dass ich quietschend nach vorne laufe und Milan um den Hals falle.

Als ich ihn umarme, habe ich ein wunderbares Gefühl. Am liebsten will ich ihn nie wieder loslassen. Mir ist auch vollkommen egal, dass die ganze Klasse jetzt nach vorne schaut. Eigentlich ist mir alles egal. Hauptsache Milan ist da.

Er legt auch seine Arme um mich, was mich noch glücklicher macht, als ich ohnehin schon bin. Aber leider lösen wir uns wieder viel zu schnell voneinander. Wir schauen uns ins Gesicht und lächeln beide. Das ist ein wunderschöner Moment. Ich werde sein Lächeln, das er jetzt gerade lächelt nie vergessen.

Frau Bellys ist nach meiner Reaktion total aus dem Häuschen. Sie packt wieder ihre Nachsitzzettel aus und reicht sie uns. Diemal ist es Milan und mir aber total egal.

Bevor die Strafe jedoch noch größer wird, packe ich schnell meine Sachen und verschwinde auf meinen alten Platz. Emily würdigt mich dabei keines Blickes. Komisch, ich habe doch gar nichts getan. Aber egal, vielleicht hat sie einfach nur einen schlechten Tag.

Als Milan sich auf seinen Platz setzt, geht der Unterricht weiter. Am Ende von Frau Bellys Stunde, fragt Milan jedoch, ob unsere Klasse sich in der Pause nochmal mit ihr im Klassenzimmer treffen kann. Angeblich hat er eine ganz tolle Idee.

Ich persönlich finde es aber nicht sehr verlockend, die Pause mit Frau Bellys zu verbringen. Auch der Rest der Klasse wirft Milan böse Blicke zu. Er bleibt ganz cool und grinst einfach weiter.

Gerade als ich zu Milan gehen will, kommt der Lehrer der zweiten Stunde in das Klassenzimmer und weist mich zurrück. Enttäuscht setze ich mich auf meinen Platz. Wenn wir gleich die ganze Pause mit Frau Bellys verbringen, kann ich auch nicht mit ihm reden, stelle ich traurig fest.

Emily und Emma reden die ganze Zeit nicht mit mir. Sie schauen mich noch nicht einmal an. Ich bin völlig verwirrt, warum sie jetzt nicht mehr mit mir sprechen. Beim ersten Volleyballtraining waren wir ja schon so gut wie Freunde. Zumindest habe ich das gedacht.

Nach einigem Nachdenken spreche ich sie darauf an: ,,Wieso ignoriert ihr mich?" Emma und Emily scheinen sich nicht angesprochen zu fühlen, also tippe ich Emily an. ,,Was ist?!", zischt sie wütend. Ich frage sie nochmal und sie erwidert zickig: ,,Du setzt dich einfach hinter zu Finn. Also nur das eins klar ist, Freundinnen an zweiter Stelle wollen wir nicht sein."

Oh nein. Das wollte ich nicht. Was soll ich jetzt nur machen? Manchmal bin ich schon echt dumm, muss ich zugeben. Ich hätte fast Freundinnen gehabt, aber natürlich mache ich wieder was falsch.

Ich schaue meine Banknachbarin hilfslos an. Sie aber wird immer wütender. Irgendwann beginne ich mich zu verteidigen, doch so entsteht nur ein großer Streit.

Der Lehrer mischt sich ein: ,,Hört auf! Sofort! Ich bitte eure Klassenlehrerin umzusetzen. Das Arbeitsklima ist ja erschreckend."

Ich muss mich alleine in die Ecke der letzten Reihe setzen. Emily und ihre Freundinnen scheint dies glücklich zu machen. Traurig und enttäuscht verbringe ich dort den Rest der Stunde.

Magie gibt's nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt