|9|

4.6K 277 21
                                    

Gespannt sah ich dabei zu, wie die sechs Menschen sich etwas Buntes aus einer großen Pfanne auf ihre Teller schaufelten.
"Gemüsepfanne"
So nannten sie das Bunte auf ihren Tellern.
An sich sah das ganze ziemlich hübsch aus, aber dennoch würde mich nichts auf der Welt dazu bringen so etwas zu mir zu nehmen.

Wenig später erfuhr ich dann auch wieso dem so war - es war "vegan", ohne tierische Produkte - ein rotes Tuch für einen Vampir wie mich.
Dennoch sah ich gespannt dabei zu, wie die sechs Menschen ihr veganes Essen zu sich nahmen.
Ich fand es ziemlich interessant dabei zu zu sehen und war fast schon ein bisschen neidisch, dass Menschen aus verschiedenen Lebensmitteln Energie schöpfen konnten.
Wir Vampire waren einzig und alleine auf Blut angewiesen.

»Wieso isst du nichts, Owen?« Ich blickte in die braunen Augen von Klara und lächelte sie unsicher an.
»Nun ja... Ich bin ein Vampir und wie ihr wisst, können wir und ausschließlich von Blut ernähren. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass euch nicht wohl dabei wäre, wenn ich Blut trinke während ihr eure Gemüsepfanne isst.« Das Mädchen nickte und war anscheinend mit meiner Antwort zufrieden.
Ich mochte Klara. Sie ging ziemlich locker mit meinem Wesen als Vampir um und es schien sie auch gar nicht zu stören, dass ich mich nur von Blut ernähren konnte.
Fast währe ich der Annahme gewesen, dass das allen egal ist, dass ich mich von Blut ernähre, solange es nicht ihr eigenes ist, aber da konzentrierte ich mich auf die restlichen Anwesenden am Tisch.
Alle, abgesehen von Kenzy und eben Klara, waren sichtlich angespannt.
Ihnen war ganz offensichtlich nicht wohl bei den Gedanken, dass ich ausschließlich den roten Lebenssaft zu mir nehmen konnte.
Aber das war mir mehr oder weniger auch egal - schließlich hatte ich es mir nicht ausgesucht... Denke ich.


Plötzlich legte der Junge, der die ganze Zeit nur lange Kleidung trug, lautstark sein Besteck neben seinen Teller, schob seinen Stuhl zurück, stand auf und stürmte förmlich aus der Küche.
Kenzy seufzte kurz, legte ebenfalls sein Besteck neben seinen Teller und folgte dem aufgebrachten Jungen.

Bedrückende Stille herrschte daraufhin am Tisch, was mich irgendwie nervös machte.
»Habe ich was falsches gesagt?« Wollte ich wissen.
»Na ja, weißt du-« Fing Klara an, aber der Junge, der neben ihr saß, Milo sein Name, stieß ihr seinen Ellenbogen in die Seite und brachte sie so zum Schweigen.
»Wenn dann soll er es ihm selbst sagen!« Herrschte der 15 jährige Milo Klara an.
Darauf sah Klara starr auf ihren Teller und spießte eine Tomate mit ihrer Gabel auf, die sie dann zu ihrem Mund führte.
Hm... Anscheinend hatte der Junge mit den langen Klamotten ein Problem mit mir.
Fragte sich nur, ob persönlich mit mir, oder mit mir als Vampir.

Kenzy kam wieder in die Küche und setzte sich wieder an seinen Platz.
»Isaiah lässt sich entschuldigen.« Meinte er daraufhin und fing an, weiter den Rest der Gemüsepfanne auf seinem Teller zu leeren.
Isaiah hieß also der Junge, endlich kannte ich nun auch seinen Namen.

»Bereitet ihr ausschließlich veganes Essen zu?« Stellte ich die Frage offen in die Runde.
»Ja tun wir.« Bekam ich prompt als Antwort von dem ältesten Mädchen am Tisch.
Ihr Name war Claire. Sie war 17 Jahre alt und sah äußerst interessant aus. Sie war groß gewachsen, hatte blonde lange Haare, die sie sich in einem aufwendigen Zopf nach hinten gebunden hatte, und schöne grüne Augen.
Keck sah sie mich aus eben jenen Augen an.
»Gefällt dir das etwa nicht als Vampir, Owen?!« Oha, die Kleine hatte ordentlich Feuer unter'm Arsch!
»Claire, bitte!« Kenzy hatte seine Stimme weder erhoben noch klangen die beiden Wörter sonst irgendwie bedrohlich, aber dennoch reichten sie aus um Claire erfürchtig auf ihren Teller sehen zu lassen.
»Verzeiht mir, Herr.« Sagte sie leise und Kenzy nickte.


Nach einigen Minuten hatten die restlichen fünf anwesenden Menschen die Gemüsepfanne geleert und den großen Tisch ordentlich abgedeckt.
Dann waren alle aus der Küche gegangen und machten sich fertig für's Bett.

Endlich, denn ich hatte wahnsinnigen Hunger und hätte nicht länger für die Sicherheit der Menschen am Tischen garantieren können, wenn ich noch länger nichts zu Trinken bekommen würde.
Kenzy ging zum Kühlschrank, öffnete dessen Tür und nahm ein großes Schraubglas heraus, welches er vor mich hin stellte.
Der rote dickflüssige Inhalt schien mich förmlich zu rufen und ich konnte nicht anders als mit der Zungenspitze mir über die Unterlippe zu lecken.

Kurz bevor ich hastig das Glas öffnen wollte bemerkte ich, dass ich beobachtet wurde. Und zwar von niemand anderes als von Kenzy und Klara. Anscheinend war sie den anderen nicht gefolgt um sich fertig für's Bett zu machen.

Ich schenkte den beiden Menschen einen entschuldigenden Blick, während die beiden mich einfach nur abwartend an sahen.
»Ich bin mir nicht sicher, ob das etwas für euch ist, mir dabei zu zu sehen...« Warte ich die beiden Menschen.
Doch Kenzy hob nur die Hände, während Klara's Lippen ihr großes Lächeln nicht verloren.
»Lass dich nicht stören.« Meinte Kenzy nur und ich nickte darauf.
»Okay, eure Sache.« Mit nervösen Fingern öffnete ich den Deckel des Schraubglases und als mir der Geruch von Blut entgegen kam, schloss ich kurz vor Genuss die Augen.

Endlich!

Dann nahm ich das Glas in die Hand und setzte es an meine Lippen.
Sofort brachen meine Reißzähne aus meinem Kiefer, als nach einer gefühlten Ewigkeit endlich wieder ein Tropfen Blut meine Zunge benetzte.
Es war wie eine Art Reflex von uns Vampiren, dass unsere Fänge sofort bei der Nahrungsaufnahme aus fuhren, ob wir nun zu bissen oder, so wie ich jetzt, das Blut fertig vor uns hingestellt bekamen und dafür nicht mehr jagen brauchten.
Wir konnten gar nichts dagegen machen, selbst wenn wir es wollen würden.

Ich spürte den gespannten Blick von Klara und Kenzy auf meinem Körper, die mich genau dabei beobachteten, während ich das Glas Blut mit wenigen Zügen leer trank.
Es war zwar Schweineblut, aber wenigstens war es wirklich nicht verdünnt gewesen, sondern schenkte mir seine ganzen natürliche Aromen.

Eher zufrieden, als wirklich satt stellte ich das leere Glas zurück auf den Tisch und sah als aller erstes in Klara's große Augen.
Sie sah ohne Furcht oder der Gleichen, sondern eher mit Neugier auf meine Lippen.
Oder eher auf meine Fangzähne, die bestimmt jetzt von dem Schweineblut rötlich zwischen meinen Lippen hervor schimmerten.
»Wow...« Murmelte das Mädchen sichtlich beeindruckt.
Ich leckte meine Fänge vom Blut sauber und grinste bereit, sodass Klara sie noch besser sehen konnte.
»Das ist ja der Wahnsinn!« Hauchte sie völlig fasziniert und im Hintergrund hörte ich Kenzy amüsiert lachen.
»Komm schon, Kleines. Du solltest dich jetzt fertig für's Bett machen. Es ist schon spät, du solltest ins Bett gehen.« Sagte Kenzy fürsorglich, worauf Klara eifrig nickte.
»Sehr wohl, Herr.« Sagte das Mädchen, sprang von ihrem Stuhl und eilte aus der Küche.

Amüsiert sah ich ihr hinterher, bis sie aus meinem Sichtfeld verschwand und ich in Kenzy's Augen sah.
Er tippte sich kurz mit dem Zeigefinger in den rechten Mundwinkel und sofort schnellte meine Zunge hervor um die restlichen Blutstropfen aus meinem Mundwinkel zu lecken.

Mit einem Lächeln sah der attraktive Mann mir dabei zu.
»Hat's geschmeckt?« Fragte er und ich fuhr mir nochmals mit der Zunge über die Lippen um den Geschmack des Blutes erneut in Erinnerung hervor zu rufen.
»Ja, ich denke schon. Es ist schon eine gefühlte Ewigkeit her, seit ich das letzte Mal unverdünnt es Blut getrunken habe. Ich kann mich schon gar nicht mehr daran erinnern...« Murmelte ich und sah Kenzy dankbar an.
»Ich danke Euch, Kenzy. Ich hatte so wahnsinnigen Hunger und Eure Angestellten sahen von Minute zu Minute schmackhafter aus.« Ich sah den Menschen vor mir mit einem schiefen Lächeln an und anscheinend schien Kenzy meine Worte noch nicht mal böse zu nehmen. Ich war nicht der erste Vampir, mit dem er zu tun hatte und er wusste um unser Naturell und dass, wenn wir Hunger hatten, wir wirklich tierischen Hunger hatten und alles als potentielle Beute sahen!

Kenzy nickte.
»Ich danke dir, dass du deine Selbstbeherrschung dafür aufgebracht hast meinen Angestellten kein Härchen zu krümmen und stattdessen gewartet hast, bis du etwas von mir zu Trinken bekommen hast.« Ich schluckte, nickte dann aber als Zeichen, dass ich seinen Worten folgte und anerkannte.
»Aber jetzt solltest du auch schlafen gehen. Ich weiß zwar, dass ihr die Nacht bevorzugt, aber hier in diesem Haushalt wird tagsüber gelebt und in der Nacht geschlafen.« Wurde mir gerade erklärt.
Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern.
»Okay.« Sagte ich nur und Kenzy grinste.
»Gut, dann komm mit.« Der attraktive Mann erhob sich von seinem Stuhl und ich folgte ihm aus der Küche.

Dann gingen wir zusammen die Treppe hoch und Kenzy zeigte mir mein Zimmer.
Klara hatte tatsächlich recht. Das Zimmer, welches sie mir vorhin gezeigt hatte, war tatsächlich für mich gedacht.

LG Fynn ★
~1470~ Wörter

I'm a Slave (⚣)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt