Wäre ich kein Vampir und dadurch mehr oder weniger von Pflicht befreit atmen zu müssen, währe ich spätestens jetzt anhand von Sauerstoffmangel zumindest ohnmächtig geworden.
Zwei verschieden farbige Augen sahen mich unbeeindruckt an.
Blau und Grün.
Grün und Blau.
Wow...
Das sah so wunderschön aus!Und die Narbe, die vertikal über Kenzy's grünes Auge zog, hatte den Glaskörper nicht beschädigt.
Was auch immer dazu geführt hatte, dass das weiche Narbengewebe Kenzy's attraktive Gesicht zierte, hatte gerade so das schöne grüne Auge verfehlt - zum Glück!»W-wie-« Ich holte Luft.
Ab und zu vergaß ich es, schließlich war es eigentlich für mich nicht notwendig, aber zum sprechen musste man bekanntlich Luft holen.
Außerdem war es ein schönes Gefühl tief einzuatmen, es fühlte sich so an, als würde man die Lunge waschen.»Wie kann das sein? Zwei Farben...« Kenzy wirkte kurz irritiert, als wüsste er nicht wovon ich sprach.
Dann aber schien er zu realisieren, dass ich seine Augen meinte und er verzog seine Lippen zu einem amüsierten Grinsen.
»Ja, zwei verschieden Augenfarben. Das kommt öfters vor, als du denken magst. Vielleicht jetzt eher weniger, da die Menschheit reichlich an Population verloren hat, aber früher war das nicht sooo besonders. Iris-Heterochromie nennt man das.« Weiterhin sah ich die zwei Farben an und ignorierte total, dass es Kenzy's Augen waren, die so schöne Farben trugen.
»Wunderschön...« Hauchte ich und Kenzy sah mich mit einem weichen Lächeln an.
»Danke!« Meinte er ernst.
»Wieso die Augenklappe? Mit dem Auge ist doch alles in Ordnung.« Wollte ich wissen.
Kenzy schmunzelte.
»Na ja, das stimmt schon. Aber denk doch mal an deine Reaktion zurück, als du mein blaues Auge gesehen hast. Du schienst noch nicht mal gewusst zu haben, dass es anders farbige Augen gibt, als die von euch Übernatürlichen... So wie dir geht es auch anderen, du bist nicht der erste, der überrascht war. Immer wenn ich auf Fremde treffe, geht es ihnen genauso. Wir Menschen sind bei vielen in Vergessenheit geraten, schließlich könnt ihr euch ja auch anderweitig ernähren, deswegen sind viele überrascht, wenn sie mein blaues Auge zu Gesicht bekommen. Ich will nicht noch unnötig Öl ins Feuer gießen indem ich ihnen zeige, dass mein anderes Auge eine andere Farbe hat. Zudem da andere Wesen auch schon so genug Interesse an meinem blauem Auge zeigen. Interesse, die mir nicht wirklich gefällt.« Ich dachte an das Gefängnis zurück.
An den Tag, als ich den Formwandler getötet hatte und sich gleich ein Dämon auf seine lila Augen gestürzt hatte.Ich nickte verstehend.
»Okay, verständlich. Und die Narbe ist-«
»- Einfach ein göttlicher Zufall und den ich für mein Versteckspiel missbrauche.« Ich grinste. Am liebsten würde ich jetzt auch fragen, wie es zu der Narbe kam, aber das war für mich noch zu dünnes Eis. Vielleicht wenn ich etwas länger hier war, würde ich fragen.»Aber jetzt was ganz anderes. Schließlich habe ich dich hier herein gebeten.« Ich nickte und gab damit zu verstehen, dass ich ihm folgte.
»Also... Du bist ein Vampir und trinkst dementsprechend Blut...« Ich lachte, lehnte mich zurück und legte meinen Arm auf die Rückenlehne.
»Ganz offensichtlich.« Kenzy schenkte mir ein schiefes Grinsen, womit er sich vermutlich entschuldigen wollte, schließlich wusste ich ja am besten wovon ich mich ernährte.
»Und da ich dich ja in Zukunft versorgen werde, müsste ich noch einiges bezüglich deiner Ernährung in Erfahrung bringen.« Wieder ein Nicken meinerseits.
»Und da wollte ich dich fragen, ob du irgendwas bevorzugst.« Ich lehnte mich vor, verschränkte meine Finger ineinander und sah Kenzy lauernd an.
»Ich bevorzuge frisches.« Sagte ich und leckte mir über einen meiner Fangzähne, die ich während des Sprechens ausgefahren hatte.Kenzy lachte kurz auf, eh er mich mindestens genauso lauernd an sah, wie ich ihn.
»Das dürfte schwierig werden. Frisches Blut ist... Schwer aufzutreiben.« Ich lachte kurz und lehnte mich wieder zurück.
Eigentlich war das nicht schwer.
Zusammen mit ihm waren sechs Menschen in diesem Haushalt.
Von ihnen konnte eigentlich getrost der eine oder andere mir etwas Blut spenden.
Aber ich wusste was Kenzy davon hielt, also behielt ich diesen Gedankengang für mich.
»Ich verstehe schon. Aber nein, sonst habe ich nichts, was ich bevorzuge. Hauptsache Blut. Unverdünnt! Und bestenfalls kein tierisches. Das schmeckt... Fad.« Kenzy hob amüsiert eine Augenbraue.
»Also bevorzugst du doch etwas.« Ich grinste schief.
»Anscheinend...« Kenzy nickte, öffnete eine Schublade seines Schreibtisches und zog ein Blatt heraus, welches er vor sich auf die Tischplatte legte. Dann nahm er einen Füller, ebenfalls aus einer der Schubladen und sah mich auffordernd an.
»Also... unverdünntes Blut, kein tierisches.« Ich nickte.
Kenzy tat es mir gleich und schrieb etwas auf.Als er fertig war, legte er seinen Füller zurück in eine der Schubladen und legte seine Hände zusammen auf den Schreibtisch.
»Es tut mir leid, aber heute wirst du noch mit tierischem Blut auskommen müssen.« Ich grinste schief.
»Ich denke, dass ich das gerade so überlebe werde. Schließlich wurde ich im Gefängnis auch damit abgespeist. Aber solange es nicht mit einem Hektoliter Wasser verdünnt ist, ist alles okay.« Sagte ich und freute mich schon innerlich auf mein Abendessen.
Kenzy wirkte zufrieden und lehte sich auf seinem Schreibtischstuhl zurück.
»Weißt du was, Owen? Du faszinierst mich. Du bist anders als die anderen Vampire, denen ich begegnet bin.« Ich hob meine Augenbrauen.
»War das ein Kompliment?« Wollte ich neugierig wissen, doch Kenzy zuckte unschlüssig mit den Schultern.
»Ich weiß auch noch nicht so ganz. Ich weiß nur, dass du anders bist, aber nicht auf welcher Art...« Okay. Sehr beruhigend.
»Wie lange warst du im Gefängnis?« Fragte Kenzy mich und ich dachte angestrengt darüber nach.
»Keine Ahnung. Ein paar Monate?« Der attraktive Mann zog die Augenbrauen zusammen.
»Und was ist mit deinem Leben vor deinem Aufenthalt im Gefängnis?« Zum Glück war der attraktive Mann ja gar nicht neugierig.
»Weiß ich nicht.« Jetzt sah Kenzy mich überrascht an.
»Wie?« Ich zuckte mit den Schultern.
»Ich kann mich nicht daran erinnern.«
»Du kannst dich nicht an dein Leben außerhalb des Gefängnisses erinnern?!« Fragte Kenzy ungläubig und ich nickte.
»Sagte ich doch gerade.«
»Hhmm...« Machte der Mensch vor mir und schien über irgendetwas nachzudenken, ließ mich jedoch an seinen Gedankengängen nicht teilhaben.Dann schüttelte er kurz den Kopf, sodass seine dunkeln Haare für eine kurze Zeit hin und her folgen und darauf schenkte Kenzy mir ein sanftes Lächeln.
»Es dürfte jetzt Zeit für's Abendessen sein. Kommst du mit?« Kenzy erhob sich von seinem Stuhl und sah mich einfach nur an.
Obwohl es eben wie eine Frage klang, war es ganz klar eine Aufforderung runter in die Küche zu gehen und am Abendessen teilzunehmen.
Dennoch nickte ich und erhob mich ebenfalls von meinem Stuhl.
Dann folgte ich Kenzy runter in die Küche, wo die fünf Menschen schon offensichtlich auf uns warteten.
Na ja, eher auf Kenzy als auf mich.Hm... Wirklich kurz, dennoch hoffe ich, dass dieses Kapitel euch ein kleines bisschen Freude bereitet.
LG Fynn ★
~1142~ Wörter
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I'm a Slave (⚣)
Vampir(...)Zwei Wärter hielten mich an meinen Armen fest, während mir ein anderer gewaltsam eine Schiene unten und oben über meine Zahnreihen und die kleinen Widerhaken in mein Zahnfleisch drückte. Mein aggressives Fauchen störte ihn dabei anscheinend ke...