72. Kapitel

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Krächzend wachte ich auf und ließ noch für einen Moment meine Augen geschlossen. Diesen Geruch, der mich umgab, hatte ich nicht vergessen. Weswegen ich es noch kurz verdrängen wollte.

Doch dann wagte ich es und ich spürte, wie mein Herz kurz aussetzte. Meine Augen wurden augenblicklich ganz glasig und mein Körper fing an zu zittern. Ich versuchte mir meine Tränen wegzublinzeln, um mich besser umschauen zu können.

Nun ja..diesen Raum kannte ich ja bereits, weswegen meine Augen dann zu meinem aufgeschürften Körper wanderten. Ich zischte, als ich mich etwas bewegte und dadurch meine Haut reizte.

Meine Jeans war komplett zerrissen an den Oberschenkeln und hatte eine dunkelrote Farbe bekommen. Verbluten würde ich zwar nicht, aber offen war meine Haut definitiv.

Ich versuchte den brennenden Schmerz zu vergessen und drückte mich dann vom Boden auf. Stöhnend stellte ich mich hin und ging ein paar Schritte. Es tat höllisch weh, aber falls es darauf ankommen würde, musste ich so schnell ich nur konnte weglaufen.

Da konnte ich mir kein Gehumple leisten. Ich musste rennen.

Ich drehte ein paar Runden in dem kühlen Raum und knabberte ängstlich an meinen Fingernägeln.

Doch es war schon mal gut, dass Kayden's Pflegeeltern noch nicht den Raum bisher betreten hatten. Umso mehr Zeit hatte Kayden sich etwas einfallen zu lassen. Niemals würde er mich hier lassen. Ich hoffte nur, dass Kayden nicht alleine kommen würde.

Sonst wäre er nur unnötig in Gefahr und ich könnte es mir niemals verzeihen, wenn ihm etwas passierte. Ständig hatte ich Angst, dass er gefasst wurde. Dabei landete ich durchgehend in diesem Keller.

Es hörte sich verrückt an, aber ich hatte weniger Angst hier in diesem Raum, als wenn Kayden spurlos verschwunden wäre. Ich konnte meine Gefühle und Emotionen nicht in Worte fassen, wenn Kayden immer weg war. Es war einfach nur die Hölle für mich gewesen. Nicht zu wissen, ob es ihm jetzt gut ginge oder er gerade gefoltert wurde.

Lieber ich als er.

Hauptsache ihm passierte nichts. Nie wieder sollte er so etwas schlimmes durchstehen müssen.

Für diesen Jungen nahm ich alle Schmerzen der Welt auf mich. Solange er keine hatte.

Meine Augen huschten über den Boden und ich hielt inne, als ich getrocknetes Blut am Boden entdeckte. Das musste von Kayden gewesen sein. Es war weder die Stelle, als ich meinen Bauchschuss abbekommen hatte noch von meinen Verletzungen von jetzt.

Ich kniete mich hin und strich leicht darüber. Weswegen er wohl so stark geblutet hatte? Ich schluckte, denn mein Hals schnürte sich schmerzvoll zusammen. Tränen flossen über mein Gesicht hinweg und ich stand schniefend wieder auf.

Erst jetzt fielen mir die vielen Blutflecken auf und ich schluchzte auf. Mein armer Junge hatte soviel schlimmes durchstehen müssen. Es zeriss mich innerlich, wenn ich mir vorstellte, was alles passiert war.

Dieses Mal fiel mein Blick auf das alte Regal, welches links neben dem schiefen und fast schon farblosen Gemälde stand. Ich ging darauf zu und auch dort waren rote Handabdrücke zu sehen. Doch das Schlimmste war, dass diese Hände noch so klein waren. Sie hatten ihn tatsächlich als kleinen Jungen schon gefoltert und zum Bluten gebracht.

Meinen Tränen ließ ich einfach freien lauf, sonst hielt ich es nicht mehr aus.

Doch dann funkelten meine Augen neugierig und umfassten einen staubigen Karton. Ich nahm ihn vom Regal runter und stellte ihn am Boden ab. Ich setzte mich augenblicklich daneben hin und öffnete dann gleich den Karton.

In der Schachtel befanden sich viele gemalte Bilder und ich musste anfangen zu grinsen. Ich nahm eines zur Hand. Darauf war ein beiger Hund und ein Junge zu sehen, welche auf einer Blumenwiese, unter der strahlenden Sonne, Ball spielten.

Das mussten dann wohl Kayden und Pudding gewesen sein.

Mein Herz schmolz bei seinen Zeichnungen hin und manchmal musste ich auch grinsen, da die Bilder einfach zuckersüß waren.

Ich nahm alles von dem Karton raus, dabei fiel unter all den Blättern ein kleines, dunkelbraunes Lederbuch heraus. Meine Augenbrauen wanderten nach Oben und ich nahm das Buch zur Hand.

Ich zögerte nicht lange und schlug die erste Seite auf. Dort stand etwas mit Bleistift geschrieben und mein Atem stockte.

Hallo Du,

wer auch immer du bist. Du wirst das hier wahrscheinlich erst nach meinem Tod lesen, aber das ist okay. Falls hier in diesem Haus noch ein Hund ist, kümmere dich gut um ihn. Er ist mein bester Freund und hat jemanden verdient, der ihn genauso sehr liebt, wie ich es tue. Um dir kurz einen Einblick in mein Leben zu verschaffen, stelle ich mich kurz vor. Mein Name ist Kayden, ich bin 13 Jahre alt und meine Eltern sind leider gestorben. Mein Bruder und ich wurden nicht von der gleichen Familie adoptiert und so trennten sich unsere Wege. Zum Glück. Hauptsache er ist nicht da, wo ich bin. Denn meine Pflegeeltern sind alles andere als liebevoll. Sie haben nicht lange gewartet dann haben sie mich mit einem Stock verprügelt. Als nächstes kam das grüne Kissen von der Couch, welches sie mir solange aufs Gesicht gedrückt hatten, bis ich bewusstlos geworden bin. Und ihre Messerklingen haben mir überall auf dem Körper Narben verpasst. Nach einem Jahr haben sie mich dann in der Badewanne angefasst und mich jedesmal viel zu lange unter Wasser gedrückt. Kurz darauf kam..die erste Vergewaltigung. Sie tun das eigentlich ständig und ich verstehe nicht, was ich falsch gemacht habe. Ich kann auch nur brav neben ihnen sitzen und dann flippen sie aus. Sogar meinem Hund Pudding tun sie weh. Damit auch die Welt nach mir erfährt, wer die beiden sind, verrate ich dir ihren Namen. Sollten die beiden davon gekommen sein, bitte ich dich von ganzem Herzen, mit diesem Buch zur Polizei zu gehen. Die Beiden heißen Alice und Henry Walter. Dieses Buch werden sie nie anschauen, da sie selbstgemachten Dingen von mir keine Beachtung schenken. Da habe ich wohl Glück, was?
Ich danke dir sehr, wenn du das der Polizei gibst.

In Liebe, dein Kayden.

In Liebe, dein Kayden

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Meinung zum Kapitel?

Wie fandet ihr den Text vom Buch?

Habt ihr ein Tagebuch?

Ich habe tatsächlich auch eines, aber ich schreibe es nur für meinen verstorbenen Freund:)

Was glaubt ihr passiert als nächstes?

Ich wünsche euch noch ein gute neues Jahr, hoffe ihr werdet alle einen guten Start haben^^

Eure
Melli♡

KaydenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt