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Yaren

Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, überzeugte ich Emre, dass es mir wirklich gut ging. Er hatte ein Termin und musste gehen, doch war sich unsicher dabei, weil er mich in so einer Situation nicht alleine lassen wollte. Jedoch versicherte ich ihm mehrmals, dass ich nichts hatte, bis er nachgab und ging.

Ich konnte meine Gedanken nicht kontrollieren. Könnte es wirklich sein, dass Enes es geplant hatte?
Jede Sekunde wurde der Schmerz in meiner Brust größer. Ich hatte das Gefühl, dass es mich innerlich zerfleischte. Immer wenn ich dachte es könnte nicht schlimmer werden, erfuhr ich etwas was mich noch mehr zerstörte.

Vor unserem Haus blieb ich stehen. Wahrscheinlich würden meine Brüder mich jetzt umbringen. Ehrlich gesagt war der Schmerz in mir viel größer als die Angst. Dann sollen sie mich eben umbringen, vielleicht hört dieser Schmerz dann auf.

Mit zittrigen Beinen ging ich auf die Tür zu und wollte sie gerade öffnen, bis sie von Innen geöffnet wurde. Berat, der genau rauswollte, blieb stehen und musterte mich. „Gehts dir gut?", zog er seine Augenbrauen zusammen. Warum schrie er mich nicht an? Warum war er so gelassen? Ich dachte, er würde mich jetzt umbringen.

„M-Mir gehts gut", stotterte ich etwas nervös. Ich wollte gar nicht wissen wie ich aussah. Meine Augen sind bestimmt angeschwollen von dem ganzen Weinen. „Bist du dir sicher?", fragte er besorgt. Ich atmete tief ein und aus, bevor ich mir ein gezwungenes Lächeln aufsetzte.
„Ich bin nur müde", log ich.

Ehrlich gesagt wunderte es mich, warum er nicht nachfragte wo ich die ganze Nacht lang war. Der Berat den ich kannte, hätte mich schon längst umgebracht und die Tiere im Zoo mit meiner Leiche gefüttert. „Dann geh schlafen. Du siehst aus wie ein Zombie", zog er mich ins Haus rein und wollte gehen, bis ihm etwas einfiel und er sich zu mir drehte.

„Achja...Wenn du das nächste mal bei deiner Freundin übernachtest, sagst du uns davor Bescheid. Wir sind vor Sorge gestorben, bis Gül meinte, dass du bei ihr eingeschlafen bist", warnte er mich und stieg in sein Auto, während ich immer noch verwirrt herumstand.

Ich hatte doch nicht bei Gül geschlafen. Wieso hatte sie sowas gesagt? Sie hatte mich gerettet. Meine Brüder würden mich sonst lebendig vergraben. Hätte ich mein Handy, würde ich ihr jetzt schreiben, doch mein Handy war noch bei Enes zu Hause.

Ich schloss die Haustür und wollte so schnell wie möglich in mein Zimmer, doch plötzlich stellte sich Arda vor mich und sperrte mir somit meinen Weg. „Darf ich durch?", meine Stimme war sehr leise und kaum hörbar. „Was ist los mit dir Yaren?", zog er seine Augenbrauen zusammen. Arda war sehr schlau und konnte mir aus den Augen alles ablesen.
Ich hasste diese Gabe.

„Nichts", log ich und sah ihm in die Augen, damit er mir glaubte. Er schüttelte seinen Kopf. „Die anderen kannst du anlügen, aber mich nicht. Was ist passiert?", verlangte er Antworten von mir. Er sollte aufhören mich so bemitleidend anzugucken, denn der Schmerz in mir wurde größer und die Tränen stiegen mir ungewollt erneut in die Augen.

Sofort blinzelte ich sie weg. „Ich habe wirklich nichts-", wollte ich erneut ansetzen, doch er unterbrach mich. „Wer hat dich verletzt Schwesterherz?", verengte er seine Augen und durchbohrte mich mit seinen Blicken. Wie machte er es jedesmal nur? Wie konnte er immer meine Gefühlslage wissen?

„Ich h-habe Stress mit einer Freundin und das n-nimmt mich etwas mit, aber...aber das klärt sich schon", erfand ich eine neue Lüge und hoffte, dass er mich diesmal in Ruhe lassen würde. Sein Blick lockerte sich etwas und er machte mir Platz, sodass ich in mein Zimmer konnte.

Ich wusste, dass für ihn das Thema noch nicht beendet war, doch er mich nicht drängen wollte. Er ließ mir Zeit, wenn ich es brauchte. Er verstand mich.
In meinem Zimmer angekommen, knallte ich die Tür zu und lehnte mich dagegen, bevor ich die Tränen, die ich ganze Zeit unterdrückt hatte freiem Lauf ließ. Ich setzte mich langsam auf den Boden und schluchzte.

Ich wollte alles zerstören, kaputt schmeißen, meine Seele rausschreien. Ich wollte sterben. Dieser Schmerz wurde jede Sekunde noch größer und es hörte nicht auf. Ich dachte, dass ich es vergessen könnte, doch so war es nicht. Erst jetzt realisierte ich, dass alles kein Traum war. Es war real.

Seine Blicke, seine Eifersucht, seine beschützerische Art, sein Lächeln, seine Augen, seine Berührungen... Alles was ich an ihm liebte waren eine Lüge. Meine Liebe war eine Lüge. Er war eine Lüge.

Warum weinte ich so jemandem hinterher? Wieso verschwand ich für so ein Abschaum meine Tränen? Ich schluchzte ein letztes mal, bevor ich mir meine Tränen wegwischte.

Sie werden alle dafür büßten.
Sie werden für jeden meiner einzelnen Tränen heimzahlen. Enes hatte nicht nur unsere Liebe umgebracht, sondern auch mich.
Ich werde nie mehr die sein, die ich einmal war...

Aus Goodgirl Yaren wird jetzt ein Badgirl...
Sollte sie sich rächen? Was macht Enes eigentlich?
Habt ihr Bock auf seine Sicht in der Gegenwart?

Alles ist Para - Mero 428Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt