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Er antwortet nicht.

Sieht mich lediglich erwartungsvoll an.

,,Ich habe der Tochter von Elio Paisley geholfen" sage ich und sehe direkt seinen aufbrausend Gesichtsausdruck.

Also fahre ich schnell fort, ehe er mich unterbrechen kann.

,,Mariell, sie ist unschuldig. Sie hat keine Ahnung von dieser Welt. Sie ist ein gewöhnliches Mädchen, sie trägt keine Schuld nur weil ihr Vater Elio ist."

Vater sieht mich an.

Emotionen sind aus seinem Blick nicht heraus zu erkennen.

Er unterbricht mich auch nicht.

Selbst nicht, als ich einige Sekunden brauche.

,,Ich habe ihr von ihrer Familie erzählt, doch sie hat es nicht geglaubt. Ich habe ihr auch von mir erzählt. Ich habe sie vor Fran versteckt und mich mit ihr unterhalten, als ich das Haus bewachen sollte. Ich habe gegen die Regeln verstoßen und es tut mir leid" sage ich.

Bin aber immer noch nicht fertig.

Vater sieht mich noch immer unbeeindruckt an.

,,Ich habe mich in sie verliebt. In die Tochter von Elio Paisley. Es tut mir leid" ich neige den Kopf vor meinem Boss.

Vor meinem Vater.

Ich sehe ihn wenige Sekunden später wieder ein.

,,Matteo" bringt er heraus.

Er fährt sich über sein stoppliges Kinn und fährt sich dann durch die Haare.

,,Du hast mich enttäuscht" fängt er an, ,,Du weißt, wie jeder andere, dass es so etwas wie Liebe zwischen Rivalen nicht gibt" sagt Vater.

,,Ich habe Respekt vor dem Mut, dass du mir die Wahrheit erzählst, doch ich werde es nicht unterstützen. Ich werde es unterbieten. Vergiss dieses Mädchen genauso schnell, wie du dich in sie verliebt hast. Sie ist es nicht Wert, Sohn. Du musst jetzt für deine Familie da sein" legt er mir bei.

Ich nicke.

Nicken und gehorchen.

,,Es tut mir leid" sage ich erneut und senke mein Kopf.

Ich habe ihn wirklich enttäuscht.

Ich bin die reinste Enttäuschung.

Es ist meine Bestimmung.

,,Mir tut es auch leid" höre ich mein Vater und sehe danach, wie er sich von mir abwendet.

Er steht auf und geht ans Fenster.

Vater steht mit dem Rücken zu mir, doch ich bleibe stark und stehe zu meiner Aussage.

Ich muss lediglich die Entscheidung von Vater annehmen.

Ich soll Sie vergessen.

Doch ich weiß, dass ich es nie tun werde.

Nie wieder.

Vater sieht mich wieder an und lehnt ans Fenster.

Er ist wirklich enttäuscht.

Ich sehe und erkenne es an seiner Mimik und Gestik.

Er fährt sich verzweifelt durch seine Haare und durchs Gesicht.

Sein Gesicht ist ernst gezogen.

Er bereut es wohl mich als sein Nachfolger ernannt zu haben.

,,Ich habe diese Familie enttäuscht" sage ich.

Aus dem einfachen Grund, weil Vater es hören muss.

Er nickt und stößt sich vom Fenster ab.

,,Das hast du, Matteo. Aber weißt du was? Ich werde dir verzeihen und die anderen nie erfahren. Ich stelle dich vor einer einzigen Bitte. Nein. Es ist keine bitte. Es ist deine Wiedergutmachung."

Ich nicke und warte auf seine Anweisungen.

,,Du wirst sie umbringen" sagt er und es lässt mein Herz aufhören zu schlagen.

Mariell

Ich lerne wie man eine Waffe benutzt, wie man sie lädt und entlädt und das in einem wahnsinnigen Tempo, doch ich lerne nicht zu schießen.

Sie vertrauen mir nicht genug, eine Waffe in die Hand zu drücken.

Das kann ich verstehen.

Ich würde mir in dieser Situation auch nicht trauen.

Den ganzen Tag habe ich nichts von Camilla gehört.

Nachdem ich sie mit Vater weg gehen sah, hatte ich sie auch nicht wieder gesehen.

Einer meiner Cousins brachte mir das mit der Waffe bei.

Mit leerem Magazin.

Natürlich.

...

Nachtruhe.

Alle gehen auf ihre Zimmer.

Bis auf die wenigen älteren, die den Abend damit verbrachten Alkohol zu trinken und zu lachen.

Grade als ich meine Tür schließen will, platz Camilla noch rein und schließt nach sich die Tür.

Es ist jetzt also schon 3 weitere Tage her, nachdem sie mich hier rausbringen wollte.

Ich gewöhne mich an diesen Alltag schneller als mir lieb ist.

Gewöhne mich an diese abstoßenden Menschen und an Vater.

Camilla schließt die Tür mit einem Schlüssel, den nicht einmal ich habe.

,,Es ist soweit" sagt sie und sofort bin ich wieder ich.

,,Ich schleuse dich jetzt raus" flüstert sie und hält mir danach den Mund zu.

Schritte auf dem Flur.

,,Gute Nacht" höre ich die Stimme von Vater vor der Tür.

Mein Herz bleibt für einen Momemt stehen.

Camilla kneift mich.

,,Gute Nacht, Vater" sage ich schnell und drücke mir danach selbst die Hand auf den Mund.

Dann Schritte der Entfernung.

,,Autsch" sage ich leise und reibe mir über mein Arm.

,,Autsch" äfft Camilla mich nach, ,,Konzentriere dich gefälligst, noch bist du hier nicht raus" sagt sie und sieht mich streng an.

Omertà & Pentito Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt