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Mariell

Es ist noch immer Nacht und es ist noch immer Vollmond.

Meine Gedanken kreisen die ganze Nacht um Matteo, weswegen ich es nicht mehr schaffe zu schlafen.

Deswegen gehe ich in aller Frühe, als noch alle schlafen, duschen.

Dieses mal bleibe ich extra lange unter dem warmen Wasser stehen.

Matteo hat davon geredet, dass ich nicht ewig hier bleiben werde sondern weiter muss.

Ich frage mich wann es Zeit ist weiter zu gehen und wohin ich gehe.

Ich ziehe die Klamotten an, die die Frau von Mauricio mir gegeben hat und bringe anschließend die anderen zurück in das Zimmer in dem ich schlafe.

Als ich auch Stimmen von unten höre, beschließe ich runter zu gehen um zu Frühstücken.

Wir haben grade mal 6 Uhr und dennoch ist es schon brüllend heiß.

Noch auf der Treppe wird mir klar, wie hektisch die Frau von Mauricio in der Küche ist.

Sie spricht auf italienisch mit ihren Angestellten und kümmert sich gleichzeitig um ihre beiden Söhne.

Ich stelle mich in den Türrahmen der Küchentür und bleibe vorerst still.

Als Sie mich hier stehen sieht, wird ihre Miene sanfter und auch trauriger.

,,Setz dich liebes" sagt sie und weißt mir ein Platz neben ihren kleinen Söhnen.

Sie stellt mir ebenfalls ein Teller hin, dieser ist jedoch viel voller wie der ihrer Kinder.

Normalerweise auch viel zu viel für mich.

Auf der Küchentheke erkenne ich meinen großen Rucksack.

Als ich eins und eins zusammen zähle wird mir schnell klar, was los ist.

Sie setzt sich zu mir und sieht mich traurig an.

,,Mauricio ist heute Nacht los gefahren, um der Lucchase Familie zu helfen" sagt sie mit belegter Stimme.

Ich kann ihren Schmerz förmlich spüren.

Denn auch Sie hat nun diese Ungewissheit bei einem Menschen, den Sie liebt.

,,Bevor er aber gefahren ist hat er mir den Briefumschlag mit einem Flugticket gegeben. Ich habe dir ein Rucksack gepackt mit genügend Essen, Kleidung und etwas Geld von Matteo."

Ich presse meine Lippen aufeinander.

Wenn ich jetzt weiter gehen muss, dann weil es zuende geht.

Weil der Kampf gekämpft oder noch ansteht.

Ich will Sie nicht fragen, denn Sie wird es mir nicht erzählen können oder dürfen.

Also nicke ich vorsichtig und beginne langsam zu Essen.

Ich habe keine Ahnung wohin ich gehen werde.

Auch Matteo hat keine Ahnung, wohin ich gehen werde und das macht mir die größte Sorge.

Mir wird von Tag zu Tag klarer, dass er nicht zurück kommen wird.

Dass ich nie zurück zu ihm kommen werde.

,,Gleich wird einer unserer Fahrer dich zum Flughafen fahren" erzählt sie mir und widmet sich wieder ihren Angestellten.

Nicht einmal 5 Minuten nachdem ich meinen Teller leer gegessen habe, steht der Wagen bereit.

Die Frau von Mauricio begleitet mich zur Tür und trägt währenddessen den Rucksack.

Ich fühle mich wie in einem tranceartigen Zustand, indem ich absolut nichts spüre.

Keine Trauer, kein Glück, keine Freude.

Einfach gar nichts.

Ich stehe vor dem Wagen und sehe auf das Haus zurück.

Dabei fühle ich nichts.

Die Frau von Mauricio nimmt mich ermutigend in den Arm und flüstert mir alle möglichen Gebete zu.

Ich steige in den Wagen und spüre absolut nichts.

Während der Fahrt nicke ich ein und erwache somit erst wieder, als wir den Flughafen erreichen.

Ich werde lediglich dort abgesetzt.

Mir wird die Tür des Wagens geöffnet und mir wird tonlos beim Aussteigen geholfen.

Der Fahrer sieht mich nicht einmal an, sondern schließt nach mir die Tür und setzt sich wieder hinter das Steuer.

Ich stehe verdutzt und überfordert einfach noch dort, wo ich ausgestiegen bin und sehe dem Fahrer nach.

Ich sehe dem Fahrer so lange nach, bis er aus meinem Blickfeld verschwindet.

Die Wärme droht mich wirklich zu erdrücken, da beschließe ich mich langsam auf dem Weg zum Check in zu machen.

Doch vorher ziehe ich den Umschlag aus meiner Jackentasche und starre ihn an.

Ich weiß nicht einmal wohin ich gehe.

Da ich ab sofort bis ich an meinem Ziel ankomme auf mich allein gestellt bin, öffne ich den Umschlag.

Als ich lesen kann, wohin ich fliegen werde, erstarre ich für einen Moment.

Sizilien?!

Omertà & Pentito Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt