Francesco
Müde von dieser Situation stoße ich meinen Atem aus.
Ich blicke runter auf meinen schlafenden Bruder.
Matteo. Ich kann mich nicht an ein letztes mal erinnern, als ich nicht nach Rat fragen konnte.
Als er für mich nicht ansprechbar war.
Mein Blick geht zu Mariell, die sich zu ihm setzt und seine Hand in ihre nimmt.
Mit ihren Lippen gibt sie ihm einen kleinen Kuss auf seinen Handrücken.
Sie flüstert etwas zu ihm und fährt ihm dann über die Haare und Wange.
Dann sehe ich zu Tina und Theo die mit angestrengten Blicken zum Doc sehen.
Sein Gelaber blende ich beinah völlig aus.
Ich hasse ihn.
Dann sehe ich ihm wieder ins Gesicht und bemerke, dass er mich ansieht.
,,Haben Sie mir zugehört Francesco?" fragt er und schiebt seine Brille wieder mit seinem Zeigefinger hoch.
Ich hebe meine Augenbrauen und verschränke meine Arme vor die Brust.
,,Ich habe gesagt, dass Sie ihn schonen sollen" wiederholt er für mich.
Ich atme laut aus und rolle mit meinen Augen.
,,Was sonst?" frage ich provozierend und wütend.
Er setzt sich die Brille ab und lässt sie sich vor die Brust fallen.
,,Sonst kann es so weit kommen, dass Ihr Bruder stirbt" sagt er kühn.
Ich schlucke, damit habe ich nicht gerechnet.
Ich habe überhaupt nicht richtig nachgedacht.
Mein Blick geht vom Doc zu Theo, der mich genauso ansieht, wie ich ihn.
Er denkt genau das gleiche wie ich.
Er fragt sich genauso wie ich, wie es nun weiter gehen soll mit ihm und mit uns auch.
Kurz darauf verlässt uns der Doc und Theo und ich tragen Matteo vorsichtig rauf und legen ihn in sein Bett.
,,Wenn er erwacht, bitte informiere mich" sage ich kühn zu Mariell und sehe ihn noch ein letztes Mal an.
,,Ich werde dich umgehend informieren" verspricht sie mir und schenkt mir ein ehrliches und aufmunterndes Lächeln.
,,Wir müssen reden" höre ich Theo, als ich die Tür zu Matteos Zimmer schließe.
Ich schüttle mein Kopf und will mich an ihn vorbei drängen.
Doch er packt mich am Arm und hält mich zurück, ,,Es ist wichtig. Du bist unser Vize und musst für ihn einspringen."
,,Ich hab jetzt keine Zeit" zische ich und reiße mich von ihm los.
Ich hab in der ganzen Zeit noch nicht mit Marta gesprochen und ihr schon wieder zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
Das muss ich unbedingt ändern, vor allem jetzt wo ich weiß das sie unser Kind erwartet.
Nachdem ich sie unten nirgendwo sehe, gehe ich rauf zu unserem Zimmer.
Dort sitz sie in ihrer selbst erbauten Leseecke, sitz dort aber nur und sieht raus.
Sie bemerkt mich sogar erst garnicht, erst als ich mich an die Rückenlehne lehne.
Sie schreckt zusammen und sieht mich dann mit einem Blick an, den ich noch nie an ihr gesehen habe.
,,Schlechtes Gewissen?" frage ich, um die Stimmung zu lockern.
Doch sie geht garnicht drauf ein, ,,War irgendetwas wieder wichtiger?" fragt sie bloß und sieht wieder raus.
,,Matteo ist krank" sage ich nur ernst, in der Hoffnung das sie es versteht.
Ich frage mich, was aufeinmal mit ihr los ist.
Wieso ist sie so anders und distanziert von mir seit sie wieder da ist?
Was ist bei den Bonnanos passiert, was sie mir nicht erzählt?
Sie nickt daraufhin nur, ,,Hoffentlich wird er schnell wieder gesund" höre ich sie nur.
Es klingt so anders, so falsch.
Wo ist sie aufeinmal hin?
Ich hocke mich vor den Sessel in der Hoffnung, dass sie mir ihren Blick schenkt.
,,Was ist bei denen passiert? Haben sie dir was angetan oder dir etwas erzählt?"
Sie wirkt plötzlich wütend, ,,Ich hab dir bereits alles erzählt" grummelt sie nur, steht auf und will an mir vorbei.
Da fällt mir ihr Bauch auf, der in ihrem Shirt total zur Geltung kommt und bereits größer ist wie gedacht.
Ich halte sie behutsam an ihrer Hand fest und lege meine Hände an ihren Bauch.
Es ist der Wahnsinn.
Sie und ich werden bald eine Familie gründen und ein Baby haben.
Ich merke, dass sie sich nicht wohl fühlt und lasse niedergeschlagn meine Hände sinken.
Sofort schafft sie Abstand zwischen mir und ihr.
,,Ich liebe dich" hauche ich immer noch auf Knien vor dem Sessel.
Während sie fast am Bad ist, sie dreht mir den Rücken zu und bleibt einen Moment stehen.
Erwidert aber nichts und es fühlt sie an, wie ein Stich in mein Herz.
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Omertà & Pentito
Fiksi RemajaOmertà. Das Gesetzt des Schweigens. Vize-Anführer zu sein, die Last zu tragen einmal Anführer zu werden, das macht ihn aus. Das macht Matteo Valentin Lucchase aus, doch es lastet ebenso eine Liebe auf seinen Schultern, die er nicht verbergen kann, d...