Omertà & Pentito

23.

Mariell

Mein Kopf dröhnt.

Den Rest meines Körpers spüre ich nicht.

Tränen rollen über meine Wangen.

Ich weiß nicht, ob Matteo es dort raus geschafft hat.

Das letzte mal als ich ihn sah, war er auf dem Boden und prügelte sich mit einem Typen.

Ich lasse meine Augen geschlossen.

Alleine die Vorstellung ihm könnte etwas zugestoßen sein.

...

Ich weiß genau wo ich bin.

...

In den Klauen meines Vaters.

Ich spüre eine Hand an meiner Wange.

Wie sie meine Tränen trocknet.

Es fühlt sich an wie mit Matteo.

Diese Erinnerung lässt mich laut seufzen.

Ich kann nicht mehr.

Gezwungen öffne ich meine Augen und sehe ihn vor mir.

Doch er ist es nicht.

Er ist ein neuer Mensch.

Ein fremder.

Ich sehe, dass ich an ein Stuhl gebunden bin.

Wie die Gefange die ich hier bin.

Meine Augen gehen zurück zu ihm.

So dicht wie er vor mir steht und so sehr er mich auch an ekelt.

Mein Vater hält mein Kinn zwischen seinen Finger und zwingt mich ihn anzusehen.

,,Das Kleid habe ich immer an dir gemocht" sagt er so leicht und ungezwungen.

,,Wie konntest du nur?" bringe ich zwischen meinen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Eine Träne rollt über meine Wange.

Doch diese Träne gilt nicht ihm.

,,Es musste sein, mein Engel" ich reiße mein Kinn von ihm weg.

,,Ich dachte du wärst Tod" schreie ich ihn an, ,,Du hast mich glauben lassen, du wärst Tod. Ich habe all die Jahre in einer Lüge gelebt" füge ich wütend hinzu.

,,Du hast all die Jahre in Sicherheit gelebt" berichtigt er mich mit erhobenen Finger.

Die Tür des Raumes öffnet sich und bringt kalte Luft mit sich.

Mein Atem stockt.

Mein Ebenbild.

Meine Schwester.

Mein Zwilling.

Sie sieht mir so ähnlich.

All die Jahre war sie da.

Doch sie ist eine von ihnen.

Wieso war sie all die Jahre hier in dieser Unterwelt?

Ist sie ebenso eine Gefangene?

Sie stellt sich neben Vater und sieht mich mit einen Grinsen auf den Lippen an.

Ist sie nicht.

,,Ich habe den Jungen erwischt" erzählt sie stolz Vater, dabei sieht sie mich an.

Mein Herz bleibt für einen Moment stehen.

,,Den Vizeboss" spricht sie langsam aus mit Blick auf mir.