23. pain

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Ich halte ihre Hand als wir auf dem Weg ins Krankenhaus sind, sage aber nichts.

Auch sie sagt nichts, ist aber bei vollem Bewusstsein.

Ein Sanitäter ist bei uns und sorgt sich um sie.

Ich will etwas sagen, würde ihr so gerne sagen, was sie angerichtet hat, bin aber sprachlos.

Sie hat mich verraten, ich hätte drüber hinweg sehen können...

Nein, nein das hätte ich wohl nicht.

Das Schicksal meint es doch wirklich nicht gut mit mir.

Ich liebe sie, liebe sie von ganzem Herzen und sie tut mir so etwas an.

Sie wollte zuerst Matteo beseitigen und dann Mariell.

Mein Blick wandert wieder hoch zu ihrem Gesicht, welches mich ansieht.

Während ich sie ansehe spüre ich nichts, kein kribbeln mehr, aber auch kein Hass.

All die Monate mit ihr waren eine Lüge, eine Ausnutzung.

Sie brauchte Schutz und ich habe ihr diesen ohne zu zögern gegeben.

Ich war hin und weg von ihr.

Vergangenheit.

Als wir das Krankenhaus erreichen, hat sie bereits so viel Blut verloren.

Doch meine Gefühle bleiben unverändert.

Ich muss unweigerlich daran denken, was ich eigentlich hätte tun müssen.

Ganz recht, ich hätte sie töten müssen.

Ohne zu zögern und ohne Gefühle.

Sie hat immerhin unseren Eid abgelegt, sie hat auf ihre Treue geschworen und kannte die Bestrafungen.

Ohne zu wissen wohin ich gehen soll oder was ich tun soll, stehe ich beim Empfang des Krankenhaus, blutverschmiert und mit leerem Blick.

Ich habe Schmerzen in der Brust, die sie mir bereitet.

Sie hat mir das alles angetan.

Sie hätte mit mir reden sollen und ich hätte ihr geholfen.

Ich hätte ihr natürlich geholfen.

Ich hätte sie und das Baby beschütz, um alles auf der Welt, doch sie hat sich gegen mich entschieden.

Ich komm einfach nicht klar, das alles fühlt sich so enorm surreal an.

Eine Hand legt sich auf meine Schulter, ich bin aber zu kraftlos um zu schauen, wer es ist.

Matteo stellt sich zu mir und umarmt mich, ,,Ti amo lieber Bruder, es tut mir so leid" flüstert er und drückt mich noch etwas fester.

Ich aber erwidere diese Umarmung nicht, warum auch.

Wir setzen uns auf die Stühle des Wartezimmers.

Mein Blick bleibt starr auf die Tür, wo sie bei der Ankunft herein geschoben wurde.

Ich atme laut aus und stelle meine Ellenbogen auf meine Knie ab.

,,Ich weiß nicht, was ich sagen soll" beginne ich und reibe mir das Kinn.

Da legt Matteo mir seine Hand auf die Schulter, ,,Du musst nichts sagen" sagt er und nickt.

Er weiß, dass ich mich entschuldigen will.

Er weiß, dass ich im Unrecht war und ihm Unrecht getan habe.

Ich hätte ihm vertrauen sollen.

Ich setzte mich auf und sehe ihn an, ich zittere und spüre die kommende Welle die mich übernimmt.

Omertà & Pentito Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt