Es dauert nicht sehr lang, bis wir das Krankenhaus erreichen.
Die ganze Fahrt über merke ich wie meine Beine zittern.
Ich habe ihn tausend Mal gesehen und trotzdem ist es grade, als würde ich ihn das erste mal treffen.
Ich habe Angst.
Keine Ahnung.
Angst, ihn als jemand anderen anzutreffen.
Meine Gedanken sind durcheinander.
Natürlich habe ich keine Angst vor ihm!
Die hatte ich noch nie.
Nicht einmal wirklich bei unserem ersten aufeinander treffen.
Aber er hat jemandem umgebracht, jemanden aus unserer Familie.
Seine Familie, sein Onkel und auch irgendwie ein Teil seines Vaterbildes.
Keiner kann fassen was er getan hat.
Im Krankenhaus schreite ich vorran, während seine Onkel mir hinterher kommen.
Mein Magen macht sich bemerkbar.
Es ist als hätte ich Stunden nichts gegessen und doch weiß ich, dass es bloß die Anspannung ist.
Dieser Schmerz und diese Übelkeit.
Ohne weiter und groß drüber nachzudenken, gehe ich an die Rezeption und frage nach seinem Namen.
Ich bekomme die Zimmernummer, ohne ein wenn und aber.
Jeden Schritt den wir näher auf das Zimmer zu machen, lässt mich mehr schaudern.
Als wir das Zimmer erreichen, treten die beiden bereits ein, während ich noch draußen warte.
Ganz leise kann ich seine Stimme erkennen, sie lässt mir Tränen in die Augen steigen.
Ihm ist nichts passiert und das ist das heiligste.
Er lebt und das alles ist jetzt vorbei.
Wieder haben wir es beide geschafft, auch wenn es für ihn ein EinMannKrieg war.
Er fühlt sich mir so fremd an, ich ertrage es nicht.
Dieses Gefühl, diese Distanz.
Matteo navigiert den beiden an, wo sie zu stehen haben.
Der eine vor dieser Tür hier und der andere an der Neugeborenen Station.
An das Baby habe ich bereits kaum noch gedacht und gesehen habe ich selbst auch noch nicht.
Zu viel Trubel war in den letzten paar Stunden und Tagen.
Ich denke unwillkürlich daran, dass das Kind nie seine Mutter kennenlernen wird.
Es kann von Glück reden, dass es noch sein Vater hat.
Ich weiß nur zu gut, wie es sich anfühlt.
Dieses Kind soll es nie spüren.
Nach einer Weile treten die beiden raus und schließen die Tür nach sich.
Ich schlucke und atme einmal tief durch.
Wieso bin ich so nervös? Immerhin ist es mein Mann darin.
Als ich die Tür öffne, sieht er nicht gleich zu mir sondern bleibt mit dem Rücken zu mir und sieht auf Fran.
Mein Blick heftet kurz an Francesco.
Er hat eine Schusswunde, wie ich mitbekommen habe.
Ein paar Kratzer im Gesicht und ganz blasse Haut.
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Omertà & Pentito
Novela JuvenilOmertà. Das Gesetzt des Schweigens. Vize-Anführer zu sein, die Last zu tragen einmal Anführer zu werden, das macht ihn aus. Das macht Matteo Valentin Lucchase aus, doch es lastet ebenso eine Liebe auf seinen Schultern, die er nicht verbergen kann, d...