1,5 Stunden und eine Pinkelpause später sind Leon und ich endlich in Kleve angekommen und ich parke grade im Parkhaus ein. Ich habe große Angst vor dem was gleich passiert, doch es muss jetzt sein. Ich schließe ein letztes Mal meine Augen, lehne meinen Kopf an den Autositz und atme tief durch um mich zu beruhigen. Papa hat Leon vorhin geschrieben, dass sie nochmal in den OP musste und er mit Jonas vor der Station sitzt. Sie wissen allerdings noch nicht dass ich mit auf dem Weg bin und ich hoffe einfach, dass Papa mich nicht anschreien wird. <Wir schaffen das Em.> beruhigt Leon mich noch und ich schaue zu ihm. Er nickt mir zuversichtlich zu und ich hätte diese Ruhe grade auch gerne.
Dann steigen wir aus und machen uns auf den Weg ins Krankenhaus. Auf der richtigen Etage angekommen verlassen wir das Treppenhaus und und schnell sehe ich Papa und Jonas auf Stühlen vor der ITS Tür sitzen. Ich gehe etwas langsamer hinter Leon her und trotzdem fixiert Papa mich zuerst. Mir laufen schon wieder Tränen die Wangen herunter und er steht auf. Ich kann das hier nicht. <Emmi!> sagt er dann aber irgendwie doch erfreut und kommt weiter auf mich zu. Als er bei uns ist schiebt er Leon aus seinem Weg zur Seite und öffnet seine Arme. Ich mache 2 Schritte auf ihn zu und falle hinein. Ja ich habe meine Eltern sehr vermisst. Papa umschließt mich fest in seinen Armen und seine Tränen tropfen auf meine Haare. <Es tut mir so leid Papa.> sage ich schluchzend und er erwidert <Nein mir tut es leid. Ich bin so unglaublich froh dich wiederzuhaben!>
Wir lösen uns voneinander und ich umarme meinen anderen Bruder. <Na Kleine. Wie gehts dir?> fragt er mich und schaut dabei prüfend auf die linke Hand. <Ich bin etwas überfordert mit diesem Tag aber sonst gut. Denke ich. Und dir? Was ist überhaupt passiert?> frage ich und setze mich auf einen weiteren Stuhl. <Es gab einen Banküberfall. Mama wollte nur ein Kind beschützen.> erzählt Jo und ich schniefe meine Nase. Wir waren so mit uns beschäftigt, dass wir nicht mitbekommen haben, wie sich ein Arzt genähert hat. <Familie Ahrends? Ich bin Dr Woitowiak, der behandelnde Arzt. Wir haben Ihre Frau und ich nehme mal an Mutter zwar nochmal operieren müssen aber jetzt ist sie stabil. 2 können für maximal 10 Minuten nochmal zu ihr. Sie braucht zwar Ruhe aber ich denke familiäre Nähe wird ihr gut tun!> sagt er und Papa steht auf. <Sorry Jungs aber ich finde Emilia sollte mit!> sagt er und nimmt meine Hand. Ich schaue meine Brüder an und beide nickend aufmunternd und zustimmend. Also stehe ich auch auf und gehe mit dem Arzt und Papa auf die Intensivstation.
Der Arzt bringt uns schweigend auf ihr Zimmer und meint dann <In 10 Minuten hole ich Sie wieder ab.> Wir nicken und dann verschwindet er auch direkt wieder. Automatisch schaue ich auf den Monitor und sehe dass sie irgendwie unruhig ist. Ob sie merkt dass ich da bin? Papa redet schon mit ihr und ich höre wie er ihr erzählt, dass ich da bin. Dann schaut er mich an und ich setze mich ebenfalls zu ihr. Vorsichtig nehme ich mit meiner Rechten ihr Hand und sage <Hey Mama. Es tut mir alles so unglablich leid. Der ganze Streit. Habe heute auch mal gemerkt dass es so kindisch von mir war. Ihr wolltet doch immer nur mein Bestes. Aber ich war zu blind um das zu erkennen. Ich habe dich doch lieb. Mir fehlt meine Mama... Aber ich bin mittlerweile fast Notfallsanitäterin. Bekomme am Freitag mein Zeugnis. Aus mir ist etwas geworden Mama. Ich wünsche mir so sehr ich könnte die Zeit zurückdrehen. 3 Jahre haben wir wegen meiner Dummheit verloren. Vielleicht verliere ich dich jetzt für immer. Bitte bleib Mama. Ich liebe dich!>
Da ich schon wieder weine entschuldige ich mich bei meinem Vater und laufe zügig raus. So viele aufgestaute Emotionen kommen grade raus und eine Panikattacke bahnt sich an. Auf meinem Weg nach draußen renne ich erstmal den Arzt um und lande mit dem Po auf dem Boden. <Ohje. Ist alles okey bei Ihnen?> fragt Dr Woitowiak und ich schüttel den Kopf. <Ganz ruhig. Sie sind die Tochter von Frau Goldstein oder?> fragt er weiter und ich nicke. Heute ist echt nicht mein Tag. <Hat Sie der Anblick Ihrer Mutter jetzt so umgehauen?> fragt die Schwester und ich schüttel wieder nur den Kopf. <Wir bringen sie am Besten mal kurz in mein Büro.> meint der Arzt und ich bekomme 2 Hände welche mich in den Stand hochziehen. <Versuchen Sie weiter so ruhig zu atmen wie es geht.> sagt der Arzt und führt mich in sein Büro. Ich darf mich auf seinen Bürostuhl setzen und bekomme ein Glas Wasser. Dann hole ich mein Asthmaspray aus der Tasche und inhaliere es. <Asthmatikerin?> fragt er und zucke mit den Schulter. <Gelegentlich. Die Ärzte können es sich nicht erklären wann es auftritt.> antworte ich darauf und verstaue das Spray wieder. <Ohje... Naja. Ich bin vielleicht nicht dafür ausgebildet aber wenn Sie über irgendetwas reden möchten können Sie es auch bei mir tun.> meint er nach einigen Augenblicken der Stille und ich schaue weiter auf den Boden.
<Ich habe meine Eltern heute zum ersten Mal nach über 3 Jahren wiedergesehen... Wir hatten damals einen schlimmen Streit. Ich musste mich heute endlich entschuldigen.> erzähle ich leise und Schwester Marie wie ich eben lesen konnte streicht mir sanft über den Rücken. Sie reicht mir ein Taschentuch und ich trockne meine Tränen ein weiteres Mal an diesem Tag. Es klopft an der Tür und der Arzt öffnet sie. <Momo kannst du einmal mit der Familie Ahrends sprechen? Sie sorgen sich um ihre Tochter bzw Schwester und ich bin leider nicht im Bilde.> meint ein Pfleger und der Arzt schaut mich kurz an. <Sie blieben noch ein paar Minuten hier sitzen. Ich komme sofort wieder.> sagt er und geht dann raus. Ich nehme noch einen Schluck Wasser und atme durch. <Besser?> fragt Schwester Marie und ich nicke. <Passiert das denn häufiger?> fragt sie weiter und ich antworte <Nur wenn viel Stress ist. Ich hatte jetzt meine Abschlussprüfungen für den Notfallsanitäter was schon einiges an Stress ist. Und dann war heute Stress pur. Erst das mit Mama, dann ein Wutanfall gefolgt vom Zusammenbruch, Krankenhaus und die Fahrt hierher. Versöhnung mit Papa und dann der Gedanke dass Mama vielleicht nie wiederkommt.> Leider laufen mir schon wieder Tränen übers Gesicht und ich tupfe sie mit dem Taschentuch weg.
Die Tür geht wieder auf und Dr Woitowiak kommt mit Leon rein. <Hey Emmi. Wie schlimm war es dieses Mal?> fragt Leon sofort und ich meine <War schonmal deutlich schlimmer.> <Okey. Wir fahren heute aber nicht mehr zurück. Ich schlafe bei Papa und du bei Jonas. Mareike ist die Woche nicht da, da sie vor der Geburt nochmal einen Wellnessurlaub mit ihrer besten Freundin macht. Und die Autobahn wird verdammt voll sein und ich glaube aus Köln rauszukommen tut uns beiden gut.> meint er und ich nicke. Marie hat währenddessen mit dem Arzt geredet und dieser gibt mir 3 verschiedene Abschnitte von Tablettenblistern. <Für einen ruhigen Schlaf und für den Notfall falls der Stress nochmal zu viel wird.> sagt er zwinkernd und entlässt mich dann in die Obhut von Leon. Dieser legt seinen Arm um meine Schulter und führt mich von der Station runter.
<Ich glaube sie hat deine Worte gehört Emmi. Sie wurde viel ruhiger.> sagt Papa nach einer Umarmung und lächelt schwach. Er ist in den letzten Jahren deutlich älter geworden und sieht müde aus was ihn noch älter macht. Er schaut mich an und fügt dann hinzu <Danke für deinen Mut.> <Ich habe euch vermisst Papa.> sage ich und er meint <Wir dich auch.> <Nun seid ihr ja wieder vereint.> fügt Jonas hinzu und dann verlassen wir gemeinsam das Krankenhaus. <Nimmst du einfach meinen Wagen Leon? Dann fahren Ella und ich mit ihrem zu mir. Und heute Abend kommt ihr zu uns zum Abendessen. Ich glaube wir haben viel zu bereden.> fragt er in die Runde und alle nicken. Zum Glück habe ich mal wieder meinen kleinen Koffer im Kofferraum. Ich hatte ihn noch komplett mit Wechselkleidung und einer Kulturtasche im Wagen gelassen. Nachdem wir die Autos ganz mysteriös durchgetauscht haben teilen wir uns auf uns machen uns auf den Weg zu Jonas und Mareikes Wohnung.
Ich liebe diese Wohnung, denn von der kleinen Dachterrasse hat man einen super Blick auf den Rhein. Er parkt im Hof des Hauses und wir steigen aus. Schnell nimmt Jonas mir meinen Koffer ab und wir laufen die Treppen hoch in die 2. Etage zu seiner und Mareikes Wohnung. Ich bin eigentlich häufiger hier und kenne sie dementsprechend. Er stellt meinen Koffer im Flur ab und ich ziehe direkt meine Adiletten aus. <Ich muss mal eben Nachrichten schreiben.> sage ich dann zu Jonas während er schonmal in der Küche verschwindet. Dann hole ich mein Handy aus meiner Handtasche und schaue drauf. Ich habe 3 Nachrichten von Flo und lese sie schnell durch. Ebenso schnell antworte ich ihm und lege mein Handy dann wieder weg um zu Jo in die Küche zu gehen. <Ne ne ne Madame. Du ruhst dich etwas aus! Ich koche und wecke dich bevor Papa und Leon kommen!> sagt er und schiebt mich wieder aus der Küche. Da Widerstand eh zwecklos ist gehe ich ins Wohnzimmer und lege mich auf die Couch. Eigentlich wollte ich nur ruhen doch ehe man sich versieht bin ich tief und fest eingeschlafen.
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Ex hoc momento pendet aeternitas - omnia vincit amor
Fanfiction"Ich bedanke mich bei ihr und nehme es lächelnd entgegen. Grinsend schüttel ich noch dem Herrn vom Gesundheitsamt sowie unserem Kursbetreuuer und Dozenten Stefan die Hände und bedanke mich bei ihm für alles. Wir machen das einzel Abschlussfoto und i...