*27* / ...for christmas

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<Kommt ihr alle runter? Wir wollen los!> ruft Mama und ich löse mich aus den Armen meines Freundes. <Wir müssen.> sage ich lächelnd zu ihm und rufe dann <Jaaahhaaa.> Ich nehme mir meine Jacke sowie die Handtasche vom Bett und öffne meine Zimmertür. Während wir die Treppe runtergehen ziehe ich meine Jacke an und schließe den Reißverschluss. Mama steht schon bereit vor der Tür und fragt <Bei wem fahre ich mit?> Der Touareg ist momentan aufgrund eines fehlenden Teiles außer Betrieb und ich fahre, weil bei Leon nur 4 Personen reinpassen. Papa bleibt hier, da einer auf das Essen achten muss.
<Ich fahre!> erkläre ich ihr und wir folgen ihr raus in den dunklen und kalten Abend. Leon und Mimi folgen uns und ich schließe mein TöffTöff auf. <Geh du mal nach vorne Isabel.> sagt Flo und hält ihr die Tür auf. Habe einen gut erzogenen Freund. Mama bedankt sich lachend und setzt sich neben mich auf den Beifahrersitz. Währen Mimi sich hinter mich setzt, "streiten" Flo und Leon sich grade wer in der Mitte sitzt. <Herrschaftszeiten.. Leon auf der Hin und Flo auf der Rückfahrt!> bestimmt Mama im ernsten Ton und keiner traut sich ihr zu widersprechen. Mimi und ich lachen die Jungs aus, und ich starte den Wagen. Die letzte Tür geht endlich zu und ich kann losfahren. Wie im Kindergarten hier.
Ich fahre nach links auf die Feldstraße und beschleunige. <Wann bekommst du eigentlich den neuen Wagen?> fragt Leon mich und ich überlege. <Müsste im August rauskommen und dann habe ich den auch direkt.> antworte ich ihm und Mama fragt <Was für einen gibt es?> <Wieder ein I30. Aber dieses Mal der I30N. Ist n bisschen schneller.> erkläre ich und setze den Blinker. <Bisschen.> meint Leon lachend und ich sehe ihn über den Rückspiegel böse an. <Mama er hat nur 70 PS mehr als euer Touareg.> beruhige ich sie sofort und fahre auf den Parkplatz in der Nähe der Kirche.
Mein Onkel Michael und sein Freund Alex warten neben der Einfahrt und ich blinke sie an. Ich stelle meinen Wagen in eine freie Lücke und steige sofort aus. <Michhaaa.> rufe ich ihm erfreut zu und gehe hin. Wir umarmen uns und er sagt <Schön, dich wiederzusehen.> <Danke dito.> erwidere ich und begrüße dann Alex. Alex ist bereits seit 12 Jahren Teil der Famlie und ich mag ihn sehr. Wir waren früher sehr oft gemeinsam Rad fahren, wenn Micha unterwegs war. Ich drücke den Knopf um mein Auto abzuschließen und nehme dann die Hand von Flo. <Also Flo das ist mein Onkel Micha und sein Freund Alex. Und das ist Flo. Mein Freund.> stelle ich vor und drehe mich in seinen Arm. Mama, Leon und Mimi kommen dazu und Leon stellt Mimi ebenfalls vor. Jonas fährt auch auf den Parkplatz und wir warten noch eben auf die Beiden, die Jana schon zu Papa gebracht haben.
Nach freudigen Umarmungen gehen wir in die Kirche und ich sitze zwischen Flo und Micha. Habe meinen Onkel echt vermisst. Als Pilot ist er viel unterwegs und man sieht sich selten. Wir waren echt knapp dran, und der Gottesdienst beginnt kurz nachdem wir sitzen. Ich hatte grade mal Zeit Tante Gerti zu begrüßen.
Irgendwie ist es schön, im Kreise der Familie wie früher hier zu sitzen. Doch irgendwie habe ich das komische Gefühl, dass heute etwas passiert. Unruhig schaue ich mich in der Kirche um und Flo bemerkt es. <Was ist los?> fragt er mich flüsternd und ich meine <Weiss nicht. Hab das Gefühl gleich passiert etwas.> Er kennt das Gefühl und wir deuten es als Sinn des Rettungsdienstes. Doch das der Notfall mir näher sitzt als mit lieb ist war mir noch nicht klar. Das Krippenspiel der Konfirmanden läuft grade und ich versuche mich zu entspannen. Wenn was passiert, sind wir mindestens schonmal 2 Sanis.
Als das Krippenspiel vorbei ist klatschen wir doch Micha tippt mich nervös an. <Mit Alex stimmt etwas nicht!> sagt er und ich sehe rüber. Alex ist weiß wie eine Wand und schwitzt. Er hat seine Hand auf seine linke Brust gepresst und sämtliche Alarmglocken in meinem Kopf gehen an. Dann kippt er auch schon seitlich von der Bank und ich springe auf. Ich knie mich neben ihn auf den Boden und suche zuerst seinen Puls. Florian ist einige Sekunden nach mir da und fragt <Puls?> <Tachy und hyperton.> antworte ich knapp und ziehe seinen Oberkörper hoch. <Leon? Nimm dir bitte meinen Autoschlüssel aus der linken Jackentasche und hol die Notfalltasche aus meinem Wagen.> bitte ich meinen Bruder und dieser rennt mit dem Schlüssel los. <Ich weiss es ist schwer, aber versuch ruhig zu bleiben.> bitte Flo Alex und ich sehe zu Micha. Er ist blass vor Schreck und muss hier raus. <Mimi und Jonas? Könnt ihr bitte mit Mama und Micha rausgehen. Sie sollten nicht hier sein!> bitte ich dann Mimi und Jo und der Pfarrer kommt zu uns. <Haben den Rettungsdienst angerufen. Der möchte dich sprechen.> meint er und gibt mir das Telefon.

E: Ja hallo. Emilia Ahrends hier. Bin Notfallsanitäterin in Köln.
R: Hallo Frau Ahrends. Der Pfarrer hat es mir schon grob erklärt aber was genau ist passiert?
E: Ich vermute, er hat einen Verdacht auf Myokardinfarkt.. Ich warte noch auf meine Notfalltasche für die Parameter.
R: Okey ich schicke direkt einen Notarzt dabei. Da es wie mir mitgeteilt Ihr Bekannter ist, kommen Sie klar?
E: Ja danke. Mein Freund ist auch Sani also bin ich ja auch nicht alleine.
R: Sehr gut Frau Ahrends. Rettungsdienst ist unterwegs. Können auflegen.

Ich gebe das Telefon zurück und die Menschen verlassen die Kirche über den Seitengang. Leon liefert mir die Tasche ab und fragt <Kann ich noch etwas tun?> <Danke.. Geh zu Mimi und hilf ihr!> sage ich ihm und Flo fängt an den Blutdruck zu messen. Ich überstrecke den Kopf von Alex sanft, damit er einfacher atmen kann und sehe Flo an. <Fast hypertensiv.> meint er und legt es zur Seite. Alex kippt schon wieder zur Seite weg und ich suche fix seinen Puls. <Scheiße Flo. Asystolie!> fluche ich und wir legen ihn flach auf den Boden. Ich nehme die Umwelt nur noch nebensächlich wahr und merke, wie mein Puls schneller wird. Flo fängt sofort an zu drücken, während ich eigentlich nur noch funktionierend den Ambu aus der Tasche ziehe und schnell vorbereite. Ich hocke mich in meine Reanimationsposition und überstrecke seinen Kopf wieder. <29...30..> zählt Flo und ich beatme Alex. Ich weiss nicht, wie viel Zeit vergeht bis der Notarzt endlich in die Kirche läuft, aber es fühlt sich an wie eine Ewigkeit. Flo und ich haben zwischendurch getauscht und ich drücke grade. Da Flo seine Rippen schon gebrochen hat, ist es für mich einfacher. Gosh wenn ich könnte, würde ich einen Teil von meiner Lebensenergie ihm geben. Er darf nicht sterben.
<Asystolie seit ungefähr 10 Minuten.> erkläre ich ihm sofort und er fragt <Können Sie noch?> Ich nicke mit Tränen in den Augen und lasse Flo eben beatmen. Der Notarzt nickt ebenfalls und sie fangen sofort an zu arbeiten. Ich weiss was sie tun und konzentriere mich nur auf die Rea. Sämtliche Päckchen werden aufgerissen, Stoff geschnitten und Medikamente vorbereitet. Zuerst verkabeln sie Alex und legen dann einen Zugang um Supra reinzudrücken. Die Sanis vom RTW kommen kurze Zeit später, lösen uns ab und Flo zieht mich sanft auf die Beine. Da ich zitter bin ich nicht in der Lage zu laufen und er drückt mich auf die Bank. Ja ich fange bei solchem Stress immer an zu zittern. Im Job zum Glück nicht.
<Dein Gefühl hatte Recht... Und du hast das super gemacht.> meint Flo aufbauend und legt seinen Arm um mich. Die eigene Familie zu behandeln ist mit am Schwersten. <Wir haben einen Sinusrhytmus und Puls.> sagt der Notarzt erleichtert und ich sehe auf die Uhr. 30 Minuten haben wir gebraucht um ihn davon zu überzeugen zu bleiben. Hoffentlich macht sein Kopf das mit. Sie lagern ihn und bringen ihn dann auch schon zum RTW um schnell ins Krankenhaus zu kommen. <Sie haben das gut gemacht.. Wir bringen ihn ins St Willibrord Spital in die Kardiologie.> sagt der Notarzt noch zu uns und geht dann hinterher. <Ich möchte nach Hause Flo.> sage ich zu meinem Freund und stehe auf. Wir nehmen alle unsere Jacken und Taschen und der Pfarrer sagt <Ich werde morgen einmal vorbeischauen.. Kommen Sie solange zurecht?> Ich nicke stark und atme tief durch. Für meine Familie muss ich stark bleiben. Es ist für sie schon schlimm genug. Pfarrer Alexius kennt mich schon seit ich 5 bin und geht jetzt zum du über. <Bleib stark Emilia. Du hast mehr für ihn getan, als wir alle es je hätten tun können.> sagt er und geht dann in die Sakristei. Flo und ich gehen über den Haupteingang nach draußen zu meiner Familie.

Ex hoc momento pendet aeternitas - omnia vincit amorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt