*12* / Birthday

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Nachdem ich mein Gesicht mit Puder und Mascara etwas ausgebessert, sowie mich frisch gemacht habe, fühle ich mich besser und beschließe den Traum einfach komplett zu vergessen. Das bedeutet auch, dass ich mir schnellstens etwas einfallen lassen muss, falls jemand meine dunklen Ränder unter den Augen bemerkt. Concealer hält auf der Arbeit nie wirklich und Puder deckt die Ränder nicht ab. Schnell kippe ich mir meinen Kaffee runter und gehe nochmal zur Toilette. Ich bin echt spät dran, bemerke ich als ich meine Uhr anlege und muss mich beeilen. Wie ich es hasse morgens zu hetzen. Aus Zeitgründen entscheide ich mich zu Sandalen zum Kleid, denn da muss ich nur reinschlüpfen und den Reißverschluss zuziehen.
Als das getan ist nehme ich meine Handtasche und hole die Kuchen für die Arbeit aus der Küche. Flo hat mich gefragt ob ich für ihn backen kann da er anscheinend zu unfähig ist. Dafür kann der Kerl kochen wie kein Zweiter. Mit den Formen und meiner Tasche verlasse ich die Wohnung und mache mich auf den Weg ins den Hof zu meinem Auto. Jedesmal ein Träumchen mein graues TöffTöff zu sehen. Ich schließe mein Auto schon beim Gehen auf und stelle die Kuchen in den Kofferraum. Dann lege ich meine Tasche daneben und schließe die Klappe bevor ich nach vorne gehe und einsteige. Gefühlt starte ich den Motor, mache Musik an und schnalle mich gleichzeitig an aber schnell bin ich abfahrtbereit. Kaum habe ich den Hof verlassen ruft Julia mich an. Ich drücke auf den Knopf am Lenkrad und nehme den Anruf an.

E: Elefantejagdverein hier. Tötet was trötet.
J: *lachend* Boah Emmi eh... Kannst du einmal vernünftig an dein Handy gehen?
P: Ihr macht mich jetzt schon wahnsinnig. Zum Glück ist Julia heute im Krankenhaus stationiert.
J: Ja für Bürokratie. Das hasse ich an meinem Beruf.
E: Dafür habt ihr mich angerufen??

Ich halte an der Ampel, die gefühlt jeden verdammten Morgen rot ist und öffne in der Zeit das Fenster.

J: Ne eigentlich nicht. Wir haben nur ein Problem mit dem Geschenk für Flo. Der Lieferant hat gestern das Paket fallen gelassen. Natürlich kaputt.
E: Das gibt es doch nicht. Und jetzt?
P: Wir haben einen Gutschein fertig gemacht... Der Paketdienst erstattet uns das Geld und die zukünftigen Portokosten.
E: Na immerhin. Hab aber die kleine Torte dabei. Die Große gibt es heute Abend dann.... Boah du scheiß H**e. Jetzt schon wieder ein absoluter Kacktag... Oh shit. sorry leute

Ich musste grade eine Vollbremsung hinlegen weil so ne Irre meinte einfach aus der Straße ziehen zu müssen ohne zu schauen. Die Beleidigung hat sie gehört und zeigt mir den Mittelfinger. <Bitch man sieht sich immer zweimal.> murmel ich und höre dann Phil energisch sprechen.

P: Ehm Emmi? Was ist passiert?
E: Irre Autofahrerin im Cabrio. Reicht das?
J: Ja.. So ich gehe dann mal in die Klinik. Ruhigen Dienst ihr zwei. Bis später
E: Bye Juli.

Sie legt auf und ich rege mich weiter über die Frau von eben auf welche die ganze Zeit vor mir fährt bis ich endlich auf das Gelände der Feuerwache abbiegen kann. <Herr schenk Hirn.> fluche ich während ich meine Karte an den Sensor halte und warte dass sich die Schranke öffnet. Natürlich finde ich nur einen Parkplatz ganz hinten und habe immer schlechtere Laune. Was kommt heute noch? Regen? Missmutig steige ich aus und knalle die Tür zu. Wäre ich einfach im Bett geblieben...
Naja es hilft ja alles nichts. Also atme ich mehrfach tief durch und hole dann die Sachen aus dem Kofferraum. <Warte Emilia. Ich helfe dir!> bietet Kevin an welcher grade keine Ahnung woher kommt und nimmt mir einen Kuchen ab. Wenn es um Essen geht ist hier wirklich jeder hilfsbereit. <Guten Morgen. Danke dir.> meine ich nett und schließe dann mein Auto ab. Gemeinsam gehen wir in Richtung Eingang. Kurz bevor wir da sind erkenne ich meinen Freund welcher grade aus der Halle kommt und ich rufe nach ihm. Dann stelle ich den Kuchen sowie meine Tasche auf dem Boden ab und laufe auf ihn zu. Freudig springe ich in seine Arme und küsse ihn. <Alles Gute zum Geburtstag Schatz.> sage ich und klammere mich an ihm fest. <Danke Baby... Ich glaube das war die euphorischte Begrüßung an meinem Geburtstag ever.> bedankt sich Flo lachend und hält mich an den Beinen fest. Seine Nähe tut mir gut und all die Emotionen vom Morgen sind wie weggeblasen. Sogar meine schlechte Laune von eben. Vorsichtig setzt er mich ab und nimmt dafür meine Hand. Wir gehen zu Kevin, welcher Flo erst gratuliert und dann beide Kuchen reinträgt. Ich sag ja wenns um Essen geht...
Pünktlich um 5 registriere ich fertig umgezogen meinen Pieper auf den 1NEF1 und mache dann mit Oli die Kontrolle des Autos. Vertrauen ist gut aber Kontrolle eben besser. Natürlich sind ihm meine Ränder unter den Augen aufgefallen und irgendwann fragt er <Was bereitet dir Kummer Emmi?>
Alex hat mir irgendwann mal erzählt, dass Oli ein dünnes Fell hat. Er merkt wohl fast immer, wenn es jemandem nicht gut geht, aber das macht ihm zu einem super Notarzt. <Sieht man es so schlimm?> frage ich schwach grinsend zurück und er anwortet nur <Wenn man dich nur anders, also frisch kennt, ja.> <Ohje... Hab nicht so gut geschlafen...> antworte ich ihm dann und das ist ja eigentlich die Wahrheit. <Du weisst, wenn was ist kannst du immer mit mir reden.> meint Oli aufmunternd lächelnd und ich bedanke mich. Sowas bedeutet mir sehr viel.
Als der Wagen vollständig überprüft ist gehen wir hoch in den Aufenthaltsraum und ich mache uns Kaffee fertig. Flo fährt heute mit Marion und die beiden wurden eben zu einem Einsatz gerufen. Mit meiner Kaffeetasse in der Hand setze mich zu Oli, Nick und Kevin auf die Couch und schaue eben auf mein Handy. Papa hat mir geschrieben, dass er losgefahren ist und dann später an der Wache vorbei kommt um mir den Schlüssel zu bringen. Ich antworte ihm schnell und stecke mein Handy in die Seitentasche meiner Hose. Abwesend schaue ich eine Weile in meine Tasse bis Oli mich anstupst. Erschrocken schaue ich hoch und sehe ihn an. Waren Nick und Kevin nicht eben noch da? <So jetzt Tacheles Emilia. Ich sehe doch, dass dich etwas ziemlich bedrückt.> sagt Oli bestimmt und ich versuche es zu bestreiten. <Du hast nicht mitbekommen, dass Nick und Kevin zum Einsatz mussten. Es ist definitiv irgendetwas. Grade bin nur ich hier, aber es kann jederzeit ein Einsatz reinkommen. Da brauche ich dich voll und ganz anwesend..> klagt er an und ich starre wieder in meinen Kaffee. Tränen brennen mir in den Augen, doch ich möchte nicht weinen. Es war nur ein Traum.
<Ich habe wie bereits erwähnt nicht sonderlich gut geschlafen. Habe einen übelsten Bullshit geträumt aber es fühlte sich so echt an. Wieder diese Angst Mama zu verlieren... Und ich habe geträumt, dass alles zerbricht... Leon wollte mich wecken und ich habe ihn geschlagen. Er hat ein Hämatom am Auge...> erzähle ich leise und sinke immer mehr in mir zusammen. <Träume können hart sein. Vielleicht fiel deinem Kopf ein, dass er das noch nicht verarbeitet hat. Drei Jahre hast du nicht mit ihnen gesprochen. Das ist eine lange Zeit. Umso wichtiger ist es, dass du dir klar machst, dass das Geschichte ist. Ihr habt euch vertragen. Ihr habt euch verziehen... Und wir beide haben einen Einsatz.> sagt er und wir springen auf. Irgendwie hat es geholfen mit ihm drüber zu reden. Auch wenn es nur kurz war. Ich weiss nicht, wieso ich Oli so sehr vertraue.
Ich mache schnell den Abstecher über den Funkraum und hole den Einsatzzettel ab. Damit laufe ich in die Fahrzeughalle und ziehe meine Stiefel an. <Was haben wir?> fragt Oli während er einsteigt und ich antworte ihm während ich selber einsteige. <Nachforderung vom 1RTW8. Patient nach Sturz von einer Leiter. Hat starke Schmerzen und EKG Veränderungen.> erzähle ich ihm und starte den Wagen. In der Zeit öffnet sich das Tor und ich kann sofort los.
Der Einsatzort ist nicht weit entfernt und draußen wartet eine aufgeregte Frau. Es ist die Dame aus dem Cabrio und ich verdrehe die Augen. <Ich sag ja immer zwei mal.> sage ich leise vor mich hin während ich mit Handschuhe schnappe und aussteige.

Ex hoc momento pendet aeternitas - omnia vincit amorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt