*17* / Sterben oder leben?

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*Sicht Robin*

Wir laufen der Person, die Julian anscheinend kennt hinterher und ich mache mir Sorgen. Da keiner weiss wie sie reagiert, hat ihr Bruder uns nach ihrem Weglaufen alarmiert. Natürlich hat sie ein freies Aufenthaltsbestimmungsrecht, aber aufgrund der aktuellen Situation müssen wir dafür sorgen sie selber zu schützen. Jeder Mensch reagiert anders aus Ausnahmesituationen heraus.
Sie rennt grade die Treppe zur Südbrücke hoch und wir natürlich hinterher. Hastig sprinten wir die Treppen hoch und kaum bin ich oben sehe ich, dass Emilia auf der Mitte der Brücke hinfällt. Während Julian zu ihr hinläuft funke ich mit der Leitstelle. <Hier der 1523 für Arnold bitte kommen... Wir haben Emilia Ahrends an den Pollerweisen gefunden. Sie ist weggelaufen und jetzt auf der Südbrücke gestürzt...> sage ich und bin dann auch bei ihr angekommen. <Okey, keine Ahnung, was sie hat aber ich glaube ein Notarzt wäre praktisch. Sie atmet komisch und hat schon blaue Lippen!... Sie reagiert nur wenig.> melde ich der Leitstelle und suche dann ihren Puls. <Du kennst sie oder? *Julian nickt* Sie hat nicht irgendwie ein Asthmaspray oder so bei sich oder?> frage ich ihn dann und dann sehe mir Emilia an. <Nein! Wieso?> fragt er dann und ich antworte <Wenn mein Sohn einen Asthmaanfall hat hört er sich genauso an.. Lass sie mal aufrecht hinsetzen.> Dann knie ich mich an ihren Kopf und zieht sie so an mich ran, dass sie aufrecht sitzt. <Hast du Asthma?> fragt Julian sie dann und sie nickt schwach. Er fühlt nochmal ihren Puls und das scheint ihm schwerzufallen, denn er zittert selber. Hoffentlich wird er nicht noch der nächste Notfall.
<Puls ist da, aber dieser rast... Hoffentlich kommt die Rettung gleich.. Sie ist die Freundin von meinem besten Kumpel..> erzählt Julian mir dann und ich sage <Wenn du dir nicht sicher bist lass mich das machen. Bin das gewohnt.. Wir können grade keinen zweiten Notfall gebrauchen!> Ich gebe ihm das Funkgerät denn die Leitstelle meldet sich grade. <Der 1523 hört... Ja das ist verstanden danke.> <Robin? RTW und Notarzt sind in knapp 2 Minuten da.> ruft er mir zu und sehe dann auch das Blaulicht der Kollegen. <Emmi halt bloß durch ja.> fleht er sie halb an und läuft dann den Kollegen der Rettung entgegen um Tragen oder so zu helfen.

*Sicht Alex*

Uns wurde eine gestürzte Person mit Atemnot auf der Südbrücke gemeldet und wir fahren grade hin. <Was meinst du haben wir dieses Mal? Allergiker oder eher übermotivierter Jogger?> fragt Marion mich, bevor sie das NEF an der Brücke parkt und ich antworte lachend <Hoffentlich eine attraktive Joggerin.> Dann steigen wir aus und der RTW parkt direkt neben uns. <Moin Jungs!> begrüße ich Kevin und Yannick, während ich mir mein Stethoskop in die Hosentasche stecke. Werde es garantiert brauchen. Dann laufen wir gemeinsam auf die Brücke und ich sehe, dass Julian aufgeregt angelaufen kommt. <Okey wenn Polizisten schon auf uns zu laufen haben wir ein Problem.> sage ich zu Marion und beschleunige mein Tempo. <Morgen... Gut dass ihr da seid!> meint er fast atemlos und ich versuche ihn zu beruhigen. <Versuch bitte entspannt zu atmen!.. Was ist denn passiert?> frage ich ihn dann und er stammelt <Emilia Ahrends... Asthmaanfall.. Sie erstickt.> <Oh fuck!> entfährt es Yannick und auch ich bin erschrocken. Kollegen behandeln ist mit das Schlimmste was einem im Rettungsdienst passieren kann.
Wir kommen zügig bei Em an und ich begrüße Robin. Man hört sofort wie sie nach Luft japst und ich sehe ihre blaue Lippen. Schnell hole ich den Oxy aus meiner Hosentasche und klippe ihn ihr an den Finger. <Hey Em. Schau mich einmal bitte an!> bitte ich sie und helfe ihr indem ich ihren Kopf sanft mit meinem Zeigefinger nach oben drücke. Okey immerhin schaut sie mich noch an. Dann schaue ich in ihren Rachen und höre die Lunge ab. <Sättigung 63 und Puls bei fast 140. Schleimhäute blass und geschwollen.> sagt Marion mir und ich frage <Hat sie keinen kleinen Inhalator dabei? Atemwege sind verkrampft und man hört ein deutliches Giemen...> <Nein!> antwortet mir Robin und ich überlege kurz <So jetzt Ohren auf! Wir brauchen einmal das komplette Monitoring. Dann lassen wir sie gleich Salbu inhalieren und geben es zusätzlich mit Prednisolon und Atrovent intravenös, also wäre ich euch verbunden, wenn einer von euch ihr einen Zugang legt. Bis dahin 10 Liter O² über die Maske bitte.> <Was ist mit intubieren?> fragt mich Marion und ich antworte nur <Aktuell keine Chance.. Eventuell später.> Emilia nimmt meine Hand und drückt sie fest. Irgenwie habe ich das Gefühl, dass das hier kein reiner Asthmaanfall ist...
<Emmi? Ich weiss so grob, dass dein Leben momentan chaotisch ist... Hattest du eben eine Panikattacke?> frage ich sie dann und sie bestätigt es mit einem Nicken. <Tavor?> fragt mich Marion und ich antworte <Ja bitte.> Ich nehme den Platz von Robin ein und nehme die Atemmaske entgegen die Kevin mir anreicht. Ich drücke sie Emilia aufs Gesicht und versuche mit Hilfe einer Grifftechnik ihr die Atmung zu erleichtern. Yannick schneidet ihr Top auf, damit wir ihr das EKG kleben können und ich schaue auf ihren Thorax. <Keine paradoxe Atmung!> stelle ich erleichtert fest und tausche dann die Atemmaske mit Sauerstoff gegen die Inhalationsmaske. <Es wird gleich besser!> verspricht Marion ihr und drückt ihr die Spritzen, in den eben gelegten Zugang. <Holt einer eben die Trage? Wir nehmen sie gleich mit ins Krankenhaus!> meine ich zu den Sanis und Kevin läuft sofort los. <Wird es besser?> frage ich sie und sie nickt. Ich höre nochmal ihre Lunge ab und das Giemen ist schon weniger geworden.
Als die Inhalation durch ist, tausche ich die Masken wieder und spanne ihr das Gummiband um den Kopf. <Sättigung jetzt 81. Puls bei 90.> antwortet mir Yannick auf Anfrage und ich schaue mir das EKG an. <Okey, dann umlagern und ab zum RTW!> meine ich, als ich mich dafür entschieden habe, dass sie stabil ist und ändere meine Position. Gemeinsam legen wir Emmi auf die Trage, decken sie zu und schnallen sie an. Ich höre erneut ihre Lunge ab und notiere alle Parameter auf meinem Handschuh. <Und los!> sage ich an und schiebe mit Kevin die Trage während Marion und Yannick eben zusammenpacken. <Sag mal Em. Das war jetzt unser zweiter Asthmaanfall zusammen. Demnächst warnst du mich bitte vor! Dann nehme ich mir frei!> sage ich frech zu ihr, während wir zum RTW gehen und sie rollt mit den Augen. <Das ist die Emilia die ich sehen möchte!> meint Kevin und lenkt die Trage so, dass sie in den RTW kann. <Melde sie bitte für die KAS an. Ist zwar n Stück weiter aber ich hätte sie dort gerne auf der Intensiv.> sage ich zu Kevin und dieser nickt. Dann springe ich mit hinten rein und Kevin funkt schon während ich alles für die Fahrt vorbereite und sichere. <Leitstelle Köln für den 2RTW1 bitte kommen... Einmal bitte eine Anmeldung für die Klinik am Südring. Patientin, weiblich, 21 Jahre mit Zustand nach schwerem Asthmaanfall. Nicht intubiert oder beatmet... Ja fahren mit Notarztbegleitung!... Okey verstanden.> sagt er und dann sind auch die restlichen vom Team da. Yannick verstaut den Rucksack und schließt dann die Türen. <So Hase. Du weisst es kann dir nichts passieren. Sollte die Atmung schlechter werden sagst du mir Bescheid!> sage ich und setze mich auf den Platz neben ihr. Sie ist schwach und noch lange nicht über den Berg. Dann nehme ich mir das Tablet und fange mit dem Protokoll an. Zwischendurch schaue ich immer wieder auf den Monitor oder fühle ihren Puls. Das Tavor wirkt allerdings und sie wird immer ruhiger. <Ach ja Julian informiert ihren Freund und ihren Bruder.> teilt Kevin mir irgendwann mit und ich nicke. <Wieso steigt die Sättigung einfach nicht mehr?> frage ich fluchend einfach in den RTW und drehe die Sauerstoffzufuhr nochmal höher. <Hör mal zu Emmi. Wir können dir nur bis zu einem gewissen Grad helfen... Ob du das heute überlebst oder daran stirbst liegt allein in deinen Händen.. Ich weiss dir fehlt momentan die Beständigkeit, weil immer etwas Anderes passiert aber es wird ruhiger werden... Du hast immernoch deine zweite Familie! Und das sind wir!. Wir bleiben bei dir. Egal was kommt> flüster ich ihr ins Ohr und streiche ihr eine gelöste Haarsträhne aus dem Gesicht.

Weil heute Ostersonntag unter Ausgangssperre ist werde ich gleich wohl noch einen dritten Teil für heute schreiben. Bin grade mega im Flow.. Außerdem kann ich die Situation nicht einfach so stehen lassen..
Der letzte Satz von Alex ist zugegebenermaßen aus einem Film geklaut.

Ex hoc momento pendet aeternitas - omnia vincit amorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt