*56* / Wedding time 1

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<Florian?> rufe ich von oben verzweifelt durch die Wohnung und bin dabei den Tränen nahe. Mein Kleid hakt und ich bekomme es einfach nicht zu. Er kommt erschrocken und mit offenener Krawatte die Treppe hoch gerannt und fragt <Was ist los Schatz?> <Der Reißverschluss hakt!> erkläre ich und drehe meinen Rücken zu ihm. Er zieht vorsichtig dran und sagt dann <Warte mal kurz.. Und Baby hör bitte auf zu weinen. Es bricht mir ja fast das Herz!> Er läuft wieder runter und ich ziehe mir ein Taschentuch aus der Box. Ich habe zu lange für das Make Up gebraucht um es jetzt zu verschmieren.
Flo kommt mit einem Bleistift wieder hoch und bearbeitet den Reißverschluss. Tatsächlich bekommt er ihn dann ohne weitere Probleme zu und ich atme erleichtert auf. Sanft legt er seine Arme von hinten um meine Taille und zieht mich an sich ran. Ich rieche sein Parfüm und spüre dieses vertraute Gefühl von Sicherheit. Er atmet ruhig und gleichmäßig in meine Haare und das kitzelt nach einiger Zeit. Ich löse mich aus der Position und drehe mich um. <Danke!> meine ich grinsend und küsse ihn. Gut jetzt haben wir halt beide Lippenstift auf den Lippen. <Na komm Schatz! Puder nochmal nach und dann müssen wir los!> sagt er lachend und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Ich gehe nochmal oben ins kleine Bad und checke mein Make Up. Ist glücklicherweise noch wie es sein sollte.
Dann schlüpfe ich in meine schwarzen hohen Schuhe welche zu dem blauen Kleid echt gut aussehen und ziehe dann den schwarzen Bolero drüber. Meine Handtasche steht bereits unten und ich laufe vorsichtig die Treppe runter. Flo wartet unten an der Treppe und schaut mich verliebt an. Wie damals im RTW als wir zusammen kamen. Total süß. Aber er sieht auch total heiß aus. Trägt heute extra passend den blauen Anzug.
<Damn Babe. You're the hottest bitch in this place!> meine ich lachend zu ihm und schnappe mir meine Handtasche. Wir verlassen unsere Wohnung und ich laufe die Außentreppe runter zu Florians Audi Q7. Er öffnet es während er geht und ich kann schonmal einstiegen. Heute mit dem kurzen Kleid kein Problem. Bin gespannt wie es morgen wird. Das Kleid für die kirchliche Trauung ist einfach lang. Ich schnalle mich an und sortiere mich kurz. <Haben wir Alles?> frage ich Flo und dieser nickt. Dann setzt er rückwärts von der Einfahrt auf die Straßeund fährt los. Ich bin mächtig aufgeregt, denn immerhin geht es hier um meinen Papa, der mir seit wir und kennen stets zur Seite steht. Obwohl heute ja in dem Sinne nur die standesamtliche Trauung mit einem Essen in kleiner Runde ist.
Eine Umleitung und knapp 40 Minuten später, parkt Flo vor dem Standesamt und wir sind wirklich knapp dran. Auf unserer Strecke gab es einen Unfall in der Umleitung einer Baustelle und wir mussten komplett drum herum. Hektisch schnalle ich mich ab aber Flo hält mich kurz zurück. <Emmi? Reg dich bitte nicht so auf!> meint er und ich atme kurz durch. <Du hast ja Recht!> gestehe ich ein und steige dann ruhiger aus. Papa und meine zukünftig offizielle Stiefmama stehen noch mit den Gästen des heutigen Tages vor der Tür und sind beide mega nervös. Ich finde es irgendwie amüsant aber auch niedlich. Nachdem ich die Autotür geschlossen habe warte ich auf Flo, nehme seine Hand und wir laufen zu meiner bzw ja irgendwie unserer Familie. Klingt weit voraus gegriffen, aber Flo möchte ich nicht mehr abgeben. Er sieht die Tränen hinter meinem Lächeln, die Stärke hinter meiner Angst und die Liebe hinter meiner Wut. Und vor Allem gibt er mich nie auf. Seit wir zusammen sind lag ich häufiger im Krankenhaus und einige Male im Koma. Musste reanimiert werden und hatte keinen Willen mehr zu leben. Doch er war da. Jedes Mal saß er viele Stunden neben seinem Dienst bei mir. Ich wäre dumm, wenn ich ihn verlieren würde.
<Servus!> meine ich grinsend in die Runde und Papa fragt sofort <Emilia! Hast du geweint?> <Nur ein bisschen aus Verzweiflung?> gebe ich zu und wir umarmen uns. <Wer sagt eigentlich, dass Kinder mit dem Alter ruhiger werden?> fragt er dann die Runde und ich umarme Marie. <Boah Papa eh.. Die schlimmste Phase hast du gar nicht mitbekommen.. Naja sei froh... Aber dagegen bin ich jetzt sanft wie ein Reh!> erwidere ich etwas angriffslustig und Flo meint von hinten <Ganz ruhig Bambi!> Okey diese Vorlage musste er einfach nehmen. Anstatt zu kontern führe ich lieber den Handschlag mit meinem kleinen Bruder aus. Der Anzug steht ihm wirklich. Bald muss ich aufpassen, dass die Mädels ihm nicht haufenweise das Zimmer einrennen.
<Na kommt. Wir müssen rein!> meint Marie, als ich grade Alex umarmt habe und wir gehen ins Standesamt rein. Der Trausaal ist echt mega schön und ich setze mich mit Flo in die erste Reihe. Da Papa und Marie Einzelkinder sind gibt es nicht so viel an Familie. Meine Großeltern, die ich nicht kenne, leben Amerika und ihre Flüge wurden vor 2 Tagen gecancelled, weil die Airline pleite ging. Flüge nach Deutschland sind nicht billig und das Geld war einfach nicht mehr da. Hätte sie wirklich gerne kennengelernt. Aber die Eltern von Marie samt Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen sitzen auf der anderen Seite des Ganges und grinsen durchgehend. Holger und Monika (Maries Eltern) sind schon echt süß. Ein paar Freunde aus dem Rettungsdienst und dem Krankenhaus sind auch noch hier aber wir gehen gleich nur im Kreis der engsten Familie + Alex essen, da er Papas Trauzeuge ist.
Nervös stehen Papa und Marie mit ihren Trauzeugen im Gang und warten auf den Standesbeamten.
Marie sieht in dem hellblauen Kleid einfach wunderschön aus. Natürlich trägt Papa eine passende Krawatte. Ich habe ihn und auch Flo dazu gezwungen und war stundenlang mit Flo in der Stadt unterwegs um eine passende hellblaue Krawatte zu finden die gut aussieht. Ich lege meine Hand auf Flos, welche auf meinem Knie liegt und sehe nach vorne. Der Standesbeamte beginnt und ich kann nicht anders, als wie ein Honigkuchenpferd zu grinsen. Papa heiratet endlich die Frau seiner Träume. Zumindest gehe ich davon aus.
Die Trauung ist schon mega süß aber ich freue mich so unendlich auf die kirchliche Hochzeit morgen. Erst heiraten sie kirchlich und dann feiern wir in einem wirklich sehr schönen Festsaal in Mülheim. Jetzt fahren wir aber erstmal ins Restaurant um auch endlich anzustoßen

Da wir morgen alle früh aufstehen müssen verabschieden wir uns nach dem Abendessen und ich lasse mich müde in das Auto meines Freundes fallen. Daheim muss ich mich noch eben abschminken und dann nichts wie ab ins Bett.

Ex hoc momento pendet aeternitas - omnia vincit amorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt