*34* / Der Tod ist schnell...

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Manchmal ist es schon sehr entspannt, wenn unsere Sanis aus dem RTW arbeiten und man selber mal weniger machen kann. Während sie weiter versorgen fange ich dafür das Protokoll an und nehme mir das Tablet aus dem NEF. Es versteht auch niemand, wieso wir nicht einfach mit auf dem Tablet des RTW schreiben können und es alles nochmal extra schreiben müssen. Naja die Bürokratie verlangt es so. Als Frau Weber wie ich eben erfuhr auf der Trage liegt muss ich selber kurz die Zähne zusammenbeißen. Sie hat echt viele Schürfwunden und jeder weiss, dass es mega weh tut. Und das obwohl ja grade mal die oberste Hautschicht betroffen ist. Sie wird noch eine Weile Freude (Achtung Ironie) haben. <Sie wird im RTW gefahren aber wir begleiten nicht.. Also ab zurück zur Wache... Und zum Kaffee.> sagt Alex und kommt mit der Medi Tasche zurück zum NEF. <Okey.> erwidere ich und gebe ihm das Tablet. Schließlich muss ich jetzt ja wieder fahren. Er schließt hinten die Klappe und steigt dann ebenfalls ein. Irgendwie grummelt mir der Magen und ich verspüre Hunger. <AAAALLLLLLLEEEEEEEXXXXXXXXXXX????> frage ich ihn lang gezogen und er stoppt den Vorgang einzusteigen. <Jaaa??> fragt er unsicher und lacht. <Ich habe Hunger.> sage ich ihm und er steigt ein. <Na dann ab zum Bäcker.> erwidert er grinsend und schnallt sich an. Ich fahre los und drücke dann den richtigen Status. <Hier der 1NEF2. Die Patientin wird in die nächste Klinik gefahren aber wir begleiten nicht... Meine Notfallsanitätein ist hungrig und wir würden eben einen Bäcker ansteuern... Bitte lasst uns nur eben etwas kaufen und sie etwas essen... Sonst wird sie eskalieren oder so.> funkt er während ich von der Promenade fahre und ich muss lachen. <Du fährst mit Emmi oder?? Na dann lasse ich euch Mal, wenn es möglich ist.. Sieht aber gut aus.. Guten Appetit.> wünscht Sabine aus der Leitstelle und ich nicke zufrieden. Es ist Zeit für eine Käse Schinken Brötchen oder sowas. Hauptsache mit Käse überbacken.
Nicht weit entfernt ist eine sehr gute Bäckerei (sie gehört der Mama von Mimi = Frau von Marc) und ich finde sogar direkt davor einen Parkplatz. Wir steigen aus und gehe in die Bäckerein nachdem ich abgeschlossen habe. Melanie arbeitet sogar und begrüßt uns freundlich. <Was darfs denn sein?> fragt sie und da Alex noch überlegt bestelle ich schonmal. <Ich hätte gerne 2 Käse Schinken Brötchen und einen großen Kaffee.> <Gerne.> sagt sie während sie meine Brötchen einpackt und ich hole schonmal Geld aus der kleinen Tasche an meiner Koppel. Ich hasse es, dass Geld so in der Jacke oder so zu haben und habe mir recht schnell ein kleines Gürtelportmonee gekauft. <Das macht dann einmal 2,50 bitte.> sagt Melanie und ich bezahle. Einsatzkräfte bekommen bei ihr immer Rabatt. Total lieb. Alex bestellt auch und ich schütte Milch in meinen Kaffee. <Ciao Mel..> verabschiede ich mich als Alex fertig ist und ich meinen Kaffeebecher zugedreht habe und verlasse kauend das Geschäft. Wie gut es grade tut, etwas zu essen. Kauend gehe ich zum Auto und schließe wieder auf. Da die Straße grade leer ist kann ich sofort einsteigen und stelle meinen Kaffeebecher in die Tür. Da sie quasi die Schwiegermutter meines Bruders ist habe ich ein paar Kaffee To go Becher bei ihr stehen die auch nur ich bekomme und bringe sie dann halt regelmäßig zurück. Total praktisch.
Alex und ich sitzen eine Weile still kauend nebeneinander im Auto und beobachten das Geschehen auf den Straßen. Nachdem mein Hunger gestillt ist starte ich den Motor und mache mich auf den Weg zurück zur Wache. Es ist gleich 8 Uhr und somit haben wir 3 Stunden bereits überstanden. <Ich glaube ich werde das Auto gleich mal eben kärchern.. Mich nervt das Streusalz.> sage ich zu Alex während ich an einer roten Ampel stehe und er lacht auf. <Wenn du unbedingt willst bitte.> erwidert er und schüttelt lachend den Kopf. Ich biege auf den Hof ab und bei unseren Einsatzfahrzeugen öffnet sich die Schranke sofort. Singend fahre ich vor den Eingang um Alex rauszulassen. <Viel Spaß beim Protokoll.> sage ich frech grinsend und er knallt die Tür zu. Ja auch er ist kein Fan davon. Die Waschhalle ist grade frei und ich fahre rein. Dann steige ich aus und nehme mir den Kärcher.
Nach 15 Minuten steht der NEF wieder auf seinem Platz und ich gehe mit meinem Essen und meinem Kaffee hoch ins Büro um das Protokoll zu unterschreiben. Kaum haben es fertig ausgefüllt vibrieren unsere Pieper auch schon wieder. <ManV auf dem Rhein.> fängt die Ansage an und ich sehe Alex erschrocken an. <Hat sie grade AUF dem Rhein gesagt?> frage ich ihn und er nickt. Das kann nichts Gutes heißen. Ich lasse meine Sachen auf der Fensterbank stehen und laufe erneut mit Alex runter zum NEF. Da ich die Hose angelassen habe brauche ich nur meine Schuhe zu tauschen und das geht nochmal deutlich schneller.
9 Minuten später sind wir am Sammelplatz auf den Poller Wiesen angekommen und sehen das Ausmaß. Ein Ausflugsschiff und ein Öltanker haben sich auf eine Art und Weise getroffen, wie man es besser nicht tun sollte. Der Öltanker brennt lichterloh und das Personenschiff befindet sich in einer beachtlichen Schieflage. Nachdem wir ausgestiegen sind und unsere Helme aufgesetzt haben suchen wir die Einsatzleiter für weitere Informationen.
Als alle zugeteilten Rettungskräfte anwesend sind versammeln wir uns und bekommen eine Ansprache von Stephan <Die Crew des Öltankers ist, wie der Kapitän es mir mitteilte unverletzt komplett von Board.. Sie müssen nur eine Stelle finden, an der sie gefahrlos von ihrem Rettungsboot können.. Dafür brauchen sie aber eine Sondergenehmigung der Stadt. Schwieriger ist die Bergung der Personen auf dem Ausflugsschiff. Gemeldet sind dort über 100 Passagiere + Crew. Die Wasserrettung muss das Schiff erst stabilisieren bevor wir die Leute bergen können. Unsicher ist zusätzlich ob es einen Brand auf dem Schiff gibt. System gilt wie bei jedem ManV. 2 Teams machen die Triage. Alles was ein Not im Arbeitsbegriff hat teilt sich auf gelb und rot auf. Notärzte natürlich vorwiegend in den roten Bereich.. Es werden mehrere Schwerverletzte vermutet.> Ich sehe Alex an und dieser fragt <Dein zweiter ManV oder?> Ich nicke und dann bekommen wir ein Zeichen, dass das Rettungsboot 100 Meter weiter auf den Rheinstrand gefahren ist. Alex und ich laufen zum NEF und fahren ca 200 Meter weiter hinter die Südbrücke...
<Em wir gehen in die Sichtung.> trägt Alex mir auf während wir aussteigen und ich hole mir eine der Triage Sets aus dem Kofferraum. Ich weiss nciht wieso, aber ich mag die Triage. Man muss konzentriert sein und Verletzungen einschätzen können. Mal eine größere Herausforderung. Zusammen mit Alex gehen wir zum Rettungsboot wo die ersten Crew Mitglieder aussteigen. Doch bereits beim näher kommen höre ich jemand stark husten. <Kommen Sie bitte schnell.. Mein Vater hat einen Fremdkörper im Rücken.> ruft uns eine hysterische junge Frau zu und wir beschleunigen unser Tempo. Die beiden Teams aus den RTWs nehmen sich der Familie und der Crew an während wir ins Boot klettern. Neben dem verletzten Mann sitzt eine ältere Frau und weint. <Hallo der Rettungsdienst. Was ist passiert?> kündige ich uns an und knie mich daneben. Sofort suche ich den Puls und die Frau erzählt <Er sorgte dafür, dass wir alle vom Schiff kommen und war selber verletzt was er aber wohl nicht merkte. Nachdem wir hier strandeten brach er zusammen.> <Em wir haben rechts keine Geräusche mehr!> sagt Alex alarmiert und ich schiebe die Frau vorsichtig raus. Jetzt erkenne ich auch, dass Jacky ebenfalls hier ist und rufe ihr zu <Jacky wir brauchen euch gleich hier als Helfer. Lungenverletzung.> Sie nickt und übernimmt erstmal die Frau. Ich gehe wieder zu Alex rein welcher grade den Gegenstand begutachtet. <Das ist ein Metallsplitter.. Steckt wohl genau rechtsseitig in der Lunge. Wir brauchen einen Heli. Eine Fahrt würde er definitiv nicht überleben.> <Einsatzleitung für den 1NEF2 bitte kommen.> funkt Stephan und ich ziehe die Funke von meinem Gürtel. <Der 1 NEF2 hört.> erwidere ich und warte <Wie ist die Lage?> <Wir haben einen Schwerverletzten mit Lungenverletzung. Sind sonst noch beim Screening.> melde ich und Stephan funkt sofort zurück <Ein Hubschrauber ist bereits unterwegs. Den bekommt ihr direkt. Seelsorger sind auch unterwegs zu euch. Over.> Ich stecke die Funke zurück an den Gürtel und schneide dem Patienten dann den Pulli auf.

Ex hoc momento pendet aeternitas - omnia vincit amorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt