*68* / die Aussprache

668 20 2
                                    

Püntlich um 4 klingelt mein Wecker und ich öffne meine Augen. Ja so kann das Leben doch schon eher weitergehen. Ich fühle mich deutlich besser und stehe sogar grinsend auf. Mein erster Weg geht ins Bad wo ich meine Blase leere und mich dann wasche. Meine Haare sind zwar mega zerzaust aber meine Hautfarbe wieder gesünder. Ich ziehe mich aus und springe unter die Dusche um mir meine Haare einmal fix zu waschen. Und das eigentlich auch nur, damit sie halbwegs gut liegen.
Frisch geduscht wickle ich mich in frische Handtücher und laufe barfuß runter in die Küche, wo Flo schon Kaffee gekocht hat. <Danke!> meine ich und grinse kurz. Nach gestern habe ich keine Lust mehr auf noch mehr Stress. Wir reden später und dann sehen wir einfach weiter. Unnötige Wut hilft mir grade auch nicht weiter.
Nach meinem Kaffee gehe ich wieder hoch um mich umzuziehen und finde sogar eine Jeans wieder, welche ich seit einigen Wochen suche. Ich ziehe sie an und fühle einmal durch die Taschen. Wieso hatte ich 50 Euro in der Tasche? Egal 50 Euro reicher. Aber da ist noch was drin. Ich ziehe einen Zettel raus und falte ihn auseinander. Eine kurze Liebesnachricht von Flo. Er war damals hackenstramm. Schnell überfliege ich die Zeilen und grinse. Ja es ist nicht einfach aber auch das kann man schaffen. Ich pinne es an die Magnetwand und ziehe mich dann zu Ende an. Wir fahren heute trotzdem zusammen zur Arbeit und tief in mir drin möchte ich mich ja vertragen. Dafür muss ich ihm aber später zuhören.
Ich gehe wieder in die Küche um mir meine Nahrung aus dem Kühlschrank zu holen und packe es in die Sporttasche die sich echt bestens eignet. Zum Glück haben wir noch Koffeintabletten, wovon ich mir einen Streifen erstmal wieder einpacke. Nur zur Sicherheit.
<Kommst du Em? Wir müssen los!> fragt Flo aus dem Flur und ich schultere meine Sporttasche. <Kann losgehen.> erwidere ich dann und wir verlassen gemeinsam die Wohnung. Ich muss gleich echt mein Handy laden und dann Jonas schreiben. Hoffentlich sorgt er sich nicht allzu sehr.
Wir fahren los zur Wache und reden während der Fahrt normal über den anstehenden Tag. Er ist mit Tolga auf einem RTW und ich wieder mit Alex auf dem NEF. Irgendetwas war gestern, dass sie Julia doch schon komplett aus dem Rettungsdienst gezogen haben. Sie darf die restlichen Wochen nur noch ins Krankenhaus in die Ambulanz. Man gebe ihr 2 Wochen bevor sie daheim Amok läuft. Ich muss später dringend mit ihr telefonieren. Bei meinem Glück weiss sie eh von gestern und wird mir höchstpersönlich die Hölle heiß machen. Da ich eh noch bis mindestens Ende des Monats Psychotherapie habe werde ich einfach nochmal beim nächsten Termin drüber sprechen. Nach den letzten 2 Wochen brauche ich den nächsten Termin aber auch wirklich nochmal.

Fertig umgezogen und eingeloggt stehe ich um 10 vor 5 im Aufenthaltsraum und umarme Alex grinsend. <Freut mich, dass es dir anscheinend besser geht!> meint er und reicht mir sofort eine Tasse Kaffee. <Schlaf soll helfen!.. Danke dir.> erwidere ich und nehme die Tasse an. <Freust du dich schon, deinen Geburtstag mit uns auf der Wache zu verbingen? Also mit mir, deinem Papa und ganz vielen weiteren Menschen?> fragt er grinsend und ich verdrehe die Augen. Momentan habe ich noch weniger Lust auf meinen Geburtstag als eh schon. <Boah Alex? Geh einfach weg eh!> mecker ich aber irgendwie trotzdem grinsend und schubse ihn. <Oli deine Tochter ist frech!> beschwert er sich bei Papa, welcher grade rein kommt und dieser schüttelt nur den Kopf. <Ich bin nicht dran Schuld! Mit der Erziehung habe ich nichts zutun!> kontert dieser und hebt entschuldigend die Arme. <Da hat er Recht. Das waren Jonas und Leon!> meine ich lachend und umarme dann Papa. <Es tut mir leid!> entschuldige ich mich und er legt ebenfalls seine Arme um mich. <Schon okey.. Ich habe einfach immer so eine Angst um dich, wenn du plötzlich nach einem Streit mit jemandem einfach weg bist.> meint er dann und ich bin froh, dass er nicht mehr sauer ist. <Iiiieeehhhh Familienkitsch.> meint Justin und bekommt dafür direkt einen von Alex drüber <Justin lass sie in Ruhe. Besser als Streit.> <Ist ja schon gut.> erwidert Justin lachend und legt die Brötchentüten auf den Tisch. <Oouuhh my gosh. ESSEN!> sage ich höchst erfreut und irgendwie jeder lacht mich gefühlt aus. <Lasst mich!> sage ich daraufhin nur und klaue mir ein Croissant aus der Tüte. <Ahrends du bist so berechenbar!> meint Flo und irgendwie möchte ich jetzt mit ihm reden. Ich mag nicht mehr bis heute Abend warten. <Es ist halt mit Käse überbacken.. Und jetzt nimm dir einen Kaffee und komm bitte einmal ins Büro.> bitte ich ihn und verschwinde durch die Tür rüber ins Büro. Er kommt ohne Kaffee nach und ich deute auf den Stuhl. <Ich möchte nicht bis heute Abend warten.. Sagst du es mir bitte jetzt?> frage ich ihn und setze mich auf die Fensterbank. <Nun gut... Also am letzten Tag vor dem Urlaub... Also als du in der Halle warst.. Da bekam ich einen Anruf aus Hannover.. Vom Jugendamt.. Ich soll mit einer früheren Beziehung eine Tochter haben. Es war nur eine kurze Sache und sie zog plötzlich weg. Ich habe danach nie wieder etwas von Manu gehört.. Sie ist jetzt letzte Woche gestorben und ich bin ein eingetragener Erziehungsberechtigter. Sie hat es vor kurzem erst geändert... Ich soll eine Tochter haben.. Sie ist jetzt 4.. Ich konnte es dir nicht erzählen, weil ich Angst hatte, dass du gehst wenn ich plötzlich schon Vater bin.. Das Testergebnis vom DNA Test kommt die Woche.. Dann hätte ich es dir auch sofort gesagt!> erzählt er und schaut schuldbewusst auf den Boden. Jetzt wird mir einiges klar. <Oh ich hasse dich so sehr dafür, dass du nicht redest wenn es dir schlecht geht. Du Idiot hättest jederzeit mit mir reden können... Ich würde doch nicht wegen sowas gehen!> meine ich, rutsche von der Fensterbank und gehe zu ihm. Dann knie ich mich hin und sehe in seine Augen, in denen sich Tränen gebildet haben. Sanft nehme ich seine Hände und drücke sie. <Ich hatte Sorge, du hättest eine Andere.. Das war viel schlimmer, als der Fakt, dass du evtl eine Tochter hast.> sage ich und er schaut mir wieder in die Augen. Dann befreit er eine Hand, holt sein Handy raus und zeigt mir die letzten Nachrichten und SMS Verläufe um mir zu beweisen, dass es um das Mädchen geht. Aber ich glaube ihm auch so. Er steht auf, zieht mich mit hoch und zieht mich in seine Arme. <Mach sowas nie wieder!> sage ich dann nochmal ernst und umarme ihn ebenfalls. <Versprochen!> meint er und drückt mir einen Kuss auf den Scheitel. Wir streiten gelegentlich wegen Kleinigkeiten, aber das was der schlimmste Streit den wir bis jetzt hatten.

Ex hoc momento pendet aeternitas - omnia vincit amorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt