Teil 112

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Mittwochmittag:

'Erik, ich möchte gerne essen!', rufe ich und kann mir mein Lachen nicht verkneifen, als Erik mir immer wieder kleine Küsse auf den Mund platziert.

Wir sitzen in der schuleigenen Cafeteria an einem Tisch für uns alleine und haben gleich noch eine stunde Philosophie vor uns, ehe dieser absolut langweilige Schultag zu Ende geht.

Gespielt genervt schiebe ich Erik von mir weg und rutsche ebenfalls ein Stück ab.

'Ich hab jetzt Hunger. Und halt doch mal an dir, alle gucken schon.', meine ich nun etwas ernster und nehme einen winzigen Happen von meinem Kartoffelpüree , bevor ich es angewidert wieder auf meinen Teller klatschen lasse.

'Baby, ich kann nicht. Ich würde dich am liebsten hier auf dem Tisch flachlegen.', sagt Erik und wirft mir ein unschuldiges Grinsen zu.

Geschockt schaue ich mich um.
Anscheinend schien es niemand gehört zu haben.
Gott sei dank.

'Krieg ich dein Kartoffelpüree?', fragt Erik mich und ich schaue ihn entgeistert an, während ich ihm mein Tablett zu schiebe.

Mit einem zufrieden Ausdruck auf dem Gesicht schaufelt er sich die unnatürlich gelbe Pampe in den Mund.

'Du bist so doof, weißt du das eigentlich?', lache ich und er schüttelt nur den kopf.

'Durm, wir müssen reden.', ertönt auf einmal Georges stimme hinter uns ehe er sich einen Stuhl greift und sich zu uns setzt.

'Fuck, George, ich hab die Tausend mal gesagt, dass ich wenn ich mit meinem Mädchen zusammen bin, nicht gestört werden will.', knurrt Erik und greift nach meiner Hand.

'Spiel jetzt nicht die Pussy. Es ist ernst.', meint George düster.

Erik schluckt schwer, bevor er ihm zu nickt.

Ich bemerke Georges fragenden Blick in meine Richtung, doch Erik geht nicht weiter darauf ein.

'Die Buglars haben das Lager und Haus der los Vagos verwüstet und unbenutzbar gemacht. Das einzige was gefehlt hat, war, dass sie es in die Luft gejagt haben. Aber das ging nicht, denn auf der Hauswand stand eine Drohung und die war an uns gerichtet! Du musst sofort mit kommen und wir müssen alles dicht machen und uns vorbereiten. Fernando und seine Truppe sind im Moment auch erst mal bei uns, die wussten nicht wohin.', berichtet George und sofort versteinert sich die Miene meines Freundes.

'Diese Wichser! Nicht mal an Weihnachten.. Alles klar, lass uns los.', murmelt Erik während er immer wieder den Kopf schüttelt.

Dann wendet er sich zu mir.
'Ich komme mit!', sage ich sofort entschlossen.

Erik schüttelt jedoch mindestens genauso entschlossen den Kopf.

'Es ist aber zu gefährlich, was wenn sie hier hin kommen und mich holen!', meine ich und tue verängstigt.

Erik stößt irgendeinen Fluch aus, ehe er sich meine Hand schnappt und mich aus der Cafeteria führt.

*

'Du bist also Carly. Das erste Mädchen, von dem ich Erik mal vernünftig reden gehört habe. Ich wünschte wir hätten uns unter anderen Umständen kennengelernt. Ich bin Fernando', begrüßt mich ein groß gebauter, recht gut aussehender Kerl mit spanischen Akzent als wir in der Villa ankommen.

'Kommt, es reicht. Wir haben andere Probleme.', fährt Erik scharf durch unser kennenlernen und der Spanier zwinkert mir zu, ehe er Erik ins Wohnzimmer folgt.

'Ich denke nicht, dass sie euch hier angreifen werden. Ich meine, das ist immer noch ein Wohngebiet.', sagt einer der Jungs die ich noch nie gesehen habe.

'Du hast recht.', meint Marco und die anderen Stimmen nickend zu.

Das eigentlich sehr große Wohnzimmer platzt nun fast.
Es sind so viele Menschen in diesem Raum, dass sogar ein Paar auf dem Boden sitzen.

Ich hingegen habe es mir da wo ich mich am wohlsten fühle bequem gemacht. Auf Eriks Schoß.

Sein Kinn liegt auf meiner Schulter und sein Daumen malt beruhigend Kreise auf meinen Rücken.

'Eins ist klar, sie beobachten uns und wissen was wir tun.', meint er ruhig.

'Warum?'

'Naja, die Drohung kam direkt nachdem einige von uns euch in Köln besucht haben. Und es ist klar, dass sie euch nicht töten wollten. Sonst hätten sie das getan. Wahrscheinlich beobachten sie uns auch jetzt grade.', erklärt Erik und eine ernsthafte Anspannung liegt in der Luft.

Ich befürchte , dass gleich irgendwer ausrastet und irgendwas durch die Gegend wirft.

'Und was schlägst du vor, was wir jetzt tun sollen?', fragt Mike , der bis grade noch in der hintersten Ecke das Raumes stand.

'Sobald wir dieses Haus verlassen werden sie gewarnt sein.', wirft wieder einer der Unbekannten ein.

'Carly, steh auf.', haucht Erik in mein Ohr und sofort erhebe ich mich.
Er tut es mir gleich.

'Wir brauchen wen von außerhalb der uns hilft. Ich habe noch was gut bei bekannten von mir. Carly und ich fahren jetzt zu denen. Ich nehme meine Sporttasche mit und jeder wird denken, ich fahre nur mit meiner Freundin zum Training.', verkündet Erik und schaut erwartungsvoll in die Runde.

'Ok. Aber du solltest dich sicherheitshalber so kleiden und ausrüsten wie für einen normalen Auftrag.', nickt Marco ihm zu und Erik nickt ebenfalls.

Er greift nach meiner Hand und zieht mich die Treppe hoch in Richtung seines Zimmers.

Dort angekommen wirft er die Sporttasche auf das Bett und geht in einen anderen Raum.
Wie angewurzelt warte ich, dass er zurück kommt.

Erik kommt wieder mit einem ganzen Arm voller Utensilien.

Er wirft eine größere Waffe in die Sporttasche, einen Packen Geld, irgendein Gerät, das ich nicht kenne und weitere kleine Sachen, die ich nicht erkenne, sowie einen kleinen Verbandskoffer.

Eine kleinerer Pistole steckt er sind in ein dafür vorgesehenes Halteband um seinen Bauch.
Darüber wirft er ein lockeres schwarzes tshirt, ehe er aus seinen klobigen Schuhen schlüpft und sich ein schwarzes Paar Nikes anzieht.

'Alles ok bei dir?', fragt Erik vorsichtig und schaut von seinem Schuh auf.

Hastig nicke ich und versuche zu Lächeln.

'Es tut mir leid, Baby. Bald ist es vorbei.', murmelt er und kommt auf mich zu, ehe er mich fest an sich drückt.

'Ich hasse mich dafür, dass du mich so sehen musst und das alles mit erlebst. Fuck.', sagt er und seine Stimme klingt schmerzverzerrt.

'Erik, es ist alles gut.', versichere ihm und gebe ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen.

'Wirklich. Und jetzt lass uns los. Ich liebe dich.', meine ich und versuche entschlossen zu klingen.

Als ich in Eriks Gesicht Blicke lächelt er, doch in seinen kann ich schmerz und Sorge erkennen.

'Ich liebe dich mehr, Carly.'

Love or Law ? (Erik Durm FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt