Kapitel 20. Hopes Sicht:

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Panik breitete sich wie ein Lauffeuer in meinem Inneren aus und nahm mich vollkommen ein. Ich war nicht mehr Herrin über meinen Körper, in meinem Kopf drehte sich alles und meine Gedanken überschlugen sich. An atmen war gar nicht zu denken und plötzlich überkam es mich wie eine einzige Wucht. Ich sprang auf und war im Begriff weg zu rennen als ich dann doch wie angewurzelt stehen blieb. Ich atmete tief durch und ließ die Wut die Kontrolle über meinen Körper übernehmen. Ich drehte mich langsam um und starrte ihm mit all dem Hass den ich besaß, mit all dem Hass den ich für ihn empfand in seine viel zu bekifften Augen. In die Augen die mich Tag und Nacht verfolgten, die Augen dich mich zerstört hatten, die Augen die meinen Untergang bewirkt hatten.Die Augen die mich einfach nicht los ließen. Erhobenen Hauptes lief ich auf ihn zu, Schritt für Schritt und ich machte erst halt als ich direkt vor ihm stand. Ohne das ich es mitbekam, ohne das ich es kontrollieren konnte flog meine Faust in sein Gesicht und traf sein Auge. Ich holte immer und immer wieder aus ohne es wirklich zu wollen, oder doch? Wollte ich das? Wollte ich ihm weh tun, so wie er mir damals weh tat? Ich bekam alles nur wie durch eine Wand mit, es war als läge ein Schleier über meinen Augen und meinem Bewusstsein.Ich schlug und schlug immer mehr auf ihn ein und erst als er bewusstlos und blutend am Boden lag kam ich wieder zu mir. Schockiert blicke ich ihn an, meine Hände waren völlig Blut verschmiert und ich sass auf ihm. Wann zur Hölle hatte ich mich auf ihn gesetzt?! Noch etwas benommen stand ich auf und blickte auf ihn runter, Tränen bildeten sich in meinen Augen, dass war fast wie ein Déjà- vu, nur dass diesmal nicht ich sondern er blutend und bewusstlos am Boden. Mit dem einzigen Unterschied das es sein Gesicht war das blutete. Mir flossen immer mehr und mehr Tränen die Wangen runter, also drehte ich mich um und rannte los, rannte so schnell wie nur irgend möglich bis ich zu Hause an kam. Ich hatte keine Ahnung wie schnell ich war oder wie lange es gedauert hatte bis ich ankam doch ich kramte mit zittrigen Händen meinen Schlüssel hervor und versuchte die Tür auf zu schließen. Doch das klappte erst nach mehreren Versuchen und ich konnte endlich rein gehen.Ich beeilte mich und als ich endlich drin war schlug ich die Tür zu und lies mich an ihr runter gleiten, schluchzend kauerte ich mich zusammen und ließ zu das mich eine Art von Panikattacke überkam. Ich zitterte, bekam Schmerzen am ganzen Körper, ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Es fühlte sich an als würden die Wände auf mich zu kommen und mein Atem war stockend. Ich konnte nicht einatmen, mir wurde immer und immer wieder schwarz vor Augen und mir war heiß und kalt zu gleich. Ein Gefühl das ich über alles verabscheute, mein Herz fühlte sich an als würde es jeden Moment stehen bleiben. Aber das schlimmste von allem war die Angst, die Angst die das alles verursachte und die mich nicht verlassen wollte.

Ich quälte mich damit eine ganze Stunde ehe es endlich besser wurde und ich mich auch wenn noch etwas wackelig erheben konnte. Ich war völlig Blut verschmiert, es war überall, an meiner Kleidung, in meinen Haaren, in meinem Gesicht und an meinen Händen. Ich entschied mich dazu duschen zu gehen und als ich damit fertig war ging ich an meine Tasche und suchte mir Kleidung raus. Nachdem ich mich umgezogen hatte griff ich nach meinem Telefon und bestellte mir eine Pizza nach Hause. Anschließend nahm ich meinen Laptop und buchte mir ein Rückflugticket für den nächsten Tag, es war ein Fehler her zu kommen. Ein Fehler zu glauben das es mir danach auch nur ansatzweise besser gehen könnte. Ich vermisse meine Eltern einfach nur schrecklich und ertrug es nicht länger ohne sie. Es war zwar tröstlich das ich bei meiner Tante wohnen durfte aber sie konnte meine Eltern nicht ersetzten. Das konnte niemand, niemand kann je ihre Plätze in meinem Herzen einnehmen genauso wenig wie die meiner Brüder. Das war einfach unmöglich und da waren sechs große Löcher in meinem Herzen. Sechs Löcher zu viel.

Auch als ich dem Lieferanten die Pizza abnahm und ihn daraufhin bezahlte war ich noch etwas zittrig. Nachdem ich gegessen und einige Serien geschaut hatte vielen mir die Augen zu und ich war froh das ich mir meinen Wecker schon im Voraus gestellt hatte. Als ich dann am nächsten Morgen aufwachte und mich bereit machte um das Haus zu verlassen kam ich zufälliger Weise an eine Schublade im Wohnzimmer und als ich sie öffnete bekam ich einen Stich. Es waren zerbrochene und zersplitterte Bilder Ramen mit den zugehörigen Bildern. An den meisten Glassplittern war noch mein vertrocknetes Blut zu sehen. Ich griff blind nach einem Bild und betrachtete es. Der Tod meiner Eltern traf mich so unerwartet das ich einen Tag nachdem mich die Nachricht erreicht hatte einen Aussetzer hatte. Etwa so ähnlich wie gestern auf dem Friedhof. Ich war wie eine Verrückte durch das Haus gerannt und riss alles mögliche um und zerbrach unendliche Vasen, auf die Bilder Ramen boxte ich so lange ein bis sie zerbrachen und auf dem Boden landeten. Ich hatte mir die Fäuste so Blutig geboxt das ich Tagelang mit Verbänden rum laufen musste. Nachdem ich mich dann aber beruhigt hatte warf ich sie einfach in diese Schublade und ließ sie bis Heute geschlossen.

Ich schloss sie rasch wieder und verließ das Haus. Ich nahm mir ein Taxi das mich zum Flughafen brachte und als ich im Flugzeug sass zog ich mir meine Kapuze so tief ins Gesicht wie nur irgend möglich. Ich verschlief den gesamten Flug und als ich Abends wieder in Florida ankam ließ ich mich zu meinem Motorrad fahren und fuhr anschließend damit wieder nach Hause. Dort parkte ich es wie gewöhnlich in der Garage und begab mich nach drinnen. Dort traf ich meine Tante die mich Wütend anschaute, "Wo zur Hölle warst du?!", fauchte sie mich an. Sie schien wütend, enttäuscht, besorgt und erleichtert zu gleich. "Hab ich dir doch geschrieben", antwortete ich irritiert. "Lüg mich nicht an Hope! Ich weiß zwar nicht wo du warst, aber in der Schule ganz sicher nicht. Die hat mich nämlich heute Morgen angerufen und gemeint das du nicht dort warst.", schimpfte sie nun und ich wusste das es keinen Zweck hatte sie weiter an zu Lügen. Mir traten Tränen in die Augen und meine Unterlippe begann zu zittern ehe ich ihr antwortete:" In New York, bei, bei Mom und Dad." Nun schaute sie mich entsetzt an, "Was meinst du mit 'ich war bei Mom und Dad'?". "Ich habe sie an ihrem Grab besucht, ich ertrage es einfach nicht mehr ohne sie, ich vermisse sie verstehst du das denn nicht?", schrie ich sie unter Tränen an. "Wieso hast du mir nichts gesagt? Ich wäre mit dir gegangen und wäre für dich da gewesen.", sagte sie nun auch unter Tränen. Ich schüttelte heftig mit dem Kopf "Nein, dass musste ich alleine machen. Ich habe einfach ein bisschen Zeit für mich gebraucht. Ich hatte noch nicht die Chance das alles zu verarbeiten und jetzt explodiere ich.", schluchzte ich. Meine Tante kam auf mich zu und schloss mich in ihre Arme und ich klammerte mich an sie wie eine Ertrinkende an einen Anker.

Hallo Leudee,  ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen und ihr seid Gesund. Über etwas Feedback und ein paar Votes würde ich mich sehr freuen^-^

1240 Wörter.

Sara<3

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt