Schweigend saßen wir uns gegenüber. Es war nicht schwer zu erraten woran wir alle dachten. Wir hatten unsere kleine Schwester wieder, welche bewusstlos in dem Bett neben dem Fenster lag. Wir hatten erfahren, dass unsere Eltern verstorben sind. Das alles hatten wir vor nicht weniger als zwei Stunden erfahren und keiner von uns hatte eine Ahnung wie wir Zane diese Fakten darlegen sollten. Ich war schockiert, erleichtert, besorgt, niedergeschlagen und gleichzeitig auch zu tiefst traurig. Ein Gefühlschaos, welches ich so noch nie vorher verspürt hatte und welches mich völlig aus der Bahn warf. Es ging mir die letzten sechs Jahre ohne meine Familie nicht sonderlich gut, doch ich hatte dennoch die Hoffnung gehabt sie alle noch einmal wieder zu sehen, ehe einer von uns starb. Es tat mir mehr als weh, zu wissen das ich meine Eltern nun endgültig verloren hatte. Der Gedanke daran, zumindest meine Schwester wieder bei mir zu wissen, beruhigte mich, er machte mich glücklich. Doch es machte nichts besser, es machte die bittere Tatsache, dass ich nun offiziell die wundervollsten Menschen auf Muttererde verloren hatte kein einziges Stück besser. Es brach mir mein Herz jedes Mal ein wenig mehr, wenn ich daran dachte. Ich wünschte mir, dass ich an etwas anderes denken könnte um die schlechten Gedanken somit ab zu stellen. Dafür sorgen, dass die heißen Tränen in meinen Augen verschwanden, die Enge in meiner Brust sich löste und ich wieder atmen konnte. Das brennen in meinem Magen, welches entstand sollte verschwinden, die zunehmende Übelkeit und der Schwindel genau so. Ich wollte mich nicht so fühlen. Ich wollte nicht das Gefühl haben, jeden Moment umkippen zu können und mich schwach zu fühlen. Zu schwach zum aufstehen, zu schwach um mich zu bewegen, zu schwach um mich auf andere Gedanken zu bringen. Viele verwechselten das mit Faulheit, doch es war viel eher eine Taubheit. Bewegungsunfähigkeit, Schwäche. Schwäche die ich nicht brauchte, die ich mir nicht leisten konnte. Mentale Schwäche war in Ordnung, ich konnte damit leben. Doch sobald die Mentale Schwäche Einfluss auf den Körper nahm, war man verloren, dann war ich verloren. Ich kannte dieses Gefühl nur zu gut, früher, ging es mir oft so. Kurz nachdem wir weg gelaufen waren, ging es mir fast tagtäglich so. Man konnte dieses Gefühl auch mit Kreislaufbeschwerden vergleichen, man fühlte sich, als würde man jeden Moment kollabieren. Doch man tat es nicht. Als müsste man sich jede Sekunde übergeben, doch auch dies passierte nicht. Man wünschte sich, dass man sich endlich übergeben könnte. Man wünschte sich endlich ohnmächtig zu werden und von der schwärze erlöst zu werden. Doch es passierte nicht, egal wie sehr man es sich wünschte, egal wie sehr ich es mir wünschte, ich war gefangen in meinem eigenen Körper. Gefangen, in meinen Gedanken und gefangen in der nicht enden wollenden Schwäche.
Plötzlich öffnete sich die Tür und ein schlecht gelaunter Zane betrat den Raum. Er ließ seinen Blick einen Moment schweifen, ehe dieser an Hope hängen blieb. Verwirrt runzelte er die Stirn, was vermutlich auch an dem fetten Verband an ihrem Kopf liegen musste. "Was habt ihr jetzt schon wieder angestellt", tönte er teils genervt und teils verwirrt. "Ihr vermutlich das Leben gerettet", antwortete ich leise und brüchig. Ich weinte immer noch. Dies schein Zane nun auch auf zu fallen. "Wieso weint ihr? Wer ist sie?", kam es nun sehr besorgt aus seiner Richtung. Er sah uns einzeln an und runzelte die Stirn. Verständlich, er war so ein Verhalten von uns nicht gewohnt. Doch er bekam keine Antwort, keiner von uns wollte ihm die Schmerzen zumuten die wir gerade verspürten. Außerdem waren wir nicht bereit das unvorstellbare aus zu sprechen. "Jungs, ich warte", knurrte er nun mehr als ungeduldig. Ich holte tief Luft und setzte gerade zu einer Antwort an, als Aiden mir zuvor kam. "Hope. Das... das ist Hope", mehr verließ seinen Mund nicht und mehr war auch nicht notwendig um Zane jegliche Farbe aus dem Gesicht weichen zu lassen. "Was?!", hauchte er nun atemlos und unter schock. Ich schloss meine Augen und antwortete auf die unausgesprochene Frage. "Ich hab sie von der Straße geschupst, als ein Wagen gerade im Begriff war sie zu überfahren. Sie ist mit ihrem Kopf auf dem Bordstein auf gekommen und seit dem ohnmächtig". "Wie lange ist das her?", fragte er wie aus der Pistole geschossen. "Knapp zwei Stunden", antwortete diesmal Adam. "Wie konnte das passieren ? Was tut sie hier? Wo sind Mom und Dad? Sind sie auch hier?, bombardierte er uns gleich mit mehr Fragen. Mir schossen wieder Tränen in meine Augen, welche gleich darauf ihren Weg über meine Wangen fanden. Frustriert schluchzte ich auf. Es war zu viel, viel zu viel. Ich wollte, nein ich konnte es einfach nicht aus sprechen. Es schnürte mir die Luft nur noch mehr ab. "S-sie i..ist a-allein. Mom und Dad sind... sie sind tot", brach Aidens Stimme zum Ende hin und ich sah wie sehr er mit den Tränen kämpfte und wie er vergeblichst nach Luft japste. Zane riss seine Augen erneut, aus Schock auf, aber es verließ kein einziges Wort seinen Mund. Es schien, als hätte ihn die Nachricht noch nicht erreicht. Ich konnte sehen wie surreal ihm dieses Szenario vorkam und wie sein Verstand aufhörte zu arbeiten. Doch dann, ganz plötzlich schienen die Informationen auf ihn ein zu brechen. Gnadenlos erfassten sie ihn und es flossen immer mehr und mehr Tränen aus seinen Schock geweiteten Augen. Dieser Anblick brach mir mein Herz nur noch mehr. Den 27. Jährigen so zu sehen traf mich sehr unerwartet. So hatte ich ihn noch nie sehen müssen, und ich wollte es auch nicht. Meinen eigenen Bruder, welcher mich die letzten sechs Jahre, wie seinen Sohn aufgezogen hatte, so zu sehen zerstörte mich. Es zerstörte mich, wie gebrochen und verzweifelt er mich ansah. Ich musste meinen Blick abwenden. Es war wieder zu viel, ich konnte mir diesen Anblick einfach nicht zumuten. Es war viel zu schmerzhaft. Ein Markerschütterndes Schluchzen ertönte, und ich wusste genau, dass es von Zane kam. Er hat unsere Eltern vermutlich am meisten Vermisst, und ich wusste das er sich die Schuld daran gab, das unsere Familie so abrupt auseinander gerissen wurde. Er machte sich täglich unzählige Vorwürfe und konnte sich selbst nicht verzeihen. Ich wusste auch, dass der einzige Grund wieso wir unsere Eltern nie besucht hatten, der war, dass er sich so sehr schämte. Doch nun sah ich eindeutig die Reue in seinen Augen und die Verzweiflung, welche ihn aufzufressen schien.
Mein Blick landete auf meiner kleinen Schwester, welche sich zu winden begann. Sie bewegte sich mehrere Male hin und her, während sie schmerzerfüllte Töne von sich gab. Sie würde jeden Moment ihre Augen öffnen, dass sah man ihr an. Doch bevor dies passieren konnte, war Zane schon aus dem Raum gestürmt und hatte die Tür mit einem lauten Knall zugeworfen.
Halloo, ich hoffe ihr seid gesund und euch hat das Kapitel gefallen. Über Feedback und Votes würde ich mich mehr als freuen. ^-^
1132 Wörter.
Sara<3
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Hope
Teen FictionEiskalt gebrochen kurz vor dem Abgrund. Diese Dinge beschreiben die 16 jährige Hope Black, aka Rose Parker ,aka ShadowQueen ganz genau. Alles Dinge von denen sie sich vor sechs Jahren nicht einmal zu träumen gewagt hätte ,das sie auch nur Ansatzwe...