Kapitel 24. Hopes Sicht:

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Ich lief, reichlich müde, den Gang zu meinem Spind entlang. Auch, wenn wir gestern wesentlich weniger trainiert hatten, als das letzte Mal, fühlte ich mich einfach kaputt. Es lag gar nicht wirklich am Training, sondern eher an meinem Schlafmangel. Diesmal war es nichts bestimmtes, dass mir den Schlaf raubte. Es ging mir einfach nicht so gut und ich konnte kaum ein Auge zu tun, es war schrecklich. Vor allem, da ich noch nicht einmal wusste, was mich denn genau belastete. Es erstaunte mich jedoch immer wieder, das selbst etwas so simples wie schlafen, für mich nahezu unmöglich schien. Ich träumte fast nie, und doch hatte ich Probleme beim einschlafen. Mein Schlaf war immer etwas unruhig, und recht nervenaufreibend. Ich hob meinen Blick, und begegnete gleich dem von Zack, mir war der Vorfall auf dem Schulhof echt peinlich, daher senkte ich rasch den Blick und lief zügig weiter.  Ich wusste einfach nicht, ob es so eine gute Idee wäre, wenn ich mich einfach so wieder zu ihnen begeben würde, es war wohl für alle beteiligten das beste, wenn ich mich einfach fern hielt. Fern von allem und jedem. Ich tat den Menschen um mir herum nicht gut und verletzte sie nur, ob nun körperlich oder seelisch, aber so war ich nun mal. Ich atmete kurz frustriert auf als plötzlich ein heftiges keuchen erklang und irgendwer anfing drauf los zu schreien. Langsam drehte ich meinen Kopf in die Richtung und bemerkte eine Schlägerei, die bereits voll und ganz im Gange war. Ich wollte mich bereits desinteressiert abwenden als ich plötzlich hörte wie der eine Junge dem anderen ins Ohr Schrie. "Du kleiner scheiß Ni**** wirst mich gefälligst nie wieder ansehen, haben wir uns verstanden? NIE WIEDER", und plötzlich viel es mir auf: der eine Junge war wesentlich demolierter und vor allen dingen Jünger als der andere. Das er dunkelhäutig war, fiel mir erst jetzt richtig auf. Kurz darauf tönte ein lauter, weiblicher Schrei, ein Mädchen, etwa im Alter des Jüngeren schrie wie am Spieß und bettelte darum, dass er ihren Freund doch endlich los lassen solle. Mich packte plötzlich eine unglaubliche Wut, denn wenn ich eins über alles auf der Welt hasste, dann waren es, rassistische, intolerante und systematisch unterdrückende Menschen. Ich machte mich auch automatisch mit schnellen und festen Schritten auf den Weg zu ihnen, als dieser dreckige Bastard, den blutenden Jungen plötzlich einfach zu Boden warf und sich dem schreienden Mädchen zu wand. Ich verschnellerte meine Schritte und konnte nicht vermeiden das plötzlich eine Art Panik in mir aufstieg. Panik darüber, was er dem Mädchen jetzt antun könnte. " HALT DEINE FRESSE DU KLEINE, DRECKIGE SCHL-", er flog mit voller Wucht gegen einen der Spinde, er war gerade im Begriff gewesen, diesem Mädchen einfach ihr Kopftuch herunter zu reißen. Diese Tatsache machte mich noch rasender, und er kassierte daraufhin sofort einen Tritt in seinen Magen. Mit lodernden Augen schaute er mich an, "Was zur Hölle soll das!?", zischte er mit zusammengebissenen Zähnen. "Was das soll? WAS DAS SOLL!? DU KLEINER DRECKSSACK! Was fällt dir ein, dieser Junge ist viel jünger als du und hatte gar keine Chance gegen dich, und was fällt dir überhaupt  ein einfach ein Mädchen an zu greifen?!", ich vertrat zwar nicht die Meinung, dass man Mädchen nicht schlug, dieses war allerdings eindeutig zu jung und schwach um sich selbst zu verteidigen. "Hh, du hast doch keine Ahnung, der Pisser hat's nicht nicht anders verdient. Der ist genau so wenig Wert, wie der Dreck unter meinen Schuhen, wobei, selbst der, ist mehr Wert als er. Und was die Terroristin angeht, so viele Menschen wie ihre Leute bereits auf dem Gewissen haben, verdient sie es nicht einmal leben zu dürfen. Die sollen sich beide wieder in ihre Länder verpissen und uns hier in Ruhe lassen.", er sprach das alles mit so viel Überzeugung in der Stimme, dass mir übel wurde, doch kurz darauf keimte wieder die Wut in mir auf. Was sollte das? Was erlaubte er sich hier? Was dachte er wer er war? Und vor allen dingen, wieso zur Hölle war ich die einzige die hiergegen etwas unternahm? Ignorierten es die anderen, oder schwiegen sie es einfach Tod, da es sie nicht interessierte? Rassismus sollte doch, in unserer heutigen Gesellschaft nicht mehr existieren, es sollte ausgestorben sein. Mir war zwar klar, dass die Welt nicht Friede, Freude, Eierkuchen war, doch es schockierte mich trotzdem jedes mal aufs neue zu tiefst, wenn ich sah, wie diese Menschen behandelt wurden. 

Meine Fingerspitzen kribbelten nun und ich hatte das Gefühl, dass pure Aggressivität durch meine Adern floss, ich sah rot. Ich packte den Jungen vor mir am Kragen und boxte ihm so feste wie irgend möglich auf seine Nase. Es ertönte ein unangenehmes Knacken und er begann zu bluten. Somit hatte ich mein gewünschtes Ziel erreicht. Ich packte ihn an seinem Nacken und zwang ihn zu Boden, direkt vor den kleinen Jungen, der sein helles Shirt bereits völlig durch geblutet hatte. "Siehst du das? Siehst du sein Blut? Siehst du, dass ihr beide blutet,dass ihr beide rot blutet? Oder irre ich mich? Ihr habt das selbe Blut! Er ist ganz genau so viel Wert wie du, wenn nicht sogar viel, viel mehr. Denn ich bin mir sicher, dass  er wenigstens Character besitzt, dass er eine Persönlichkeit hat, im Gegensatz zu dir. Im Gegensatz zu deiner intoleranten, wieder wertigen Existenz. Du bist es, der weniger als der Dreck unter seinen Schuhen Wert ist. Er gehört der selben Rasse wie du an. Der Rasse des Menschen! Genau wie sie", dabei deutete ich auf das nun weinende Mädchen von eben. "Genau so wie, er, er, sie und sie", dabei zeigte ich auf willkürliche Schüler die sich um uns herum befanden und übte immer mehr und mehr Druck auf sein Genick aus. Er sass auf seinen Knien und weinte nun. Plötzlich war es, als hätte man einen Schalter in meinem Inneren umgelegt und ich ließ ihn los. Ich erhob mich vom Boden und schaute auf die klatschende Menge vor mir. "HÖRT SOFORT DAMIT AUF. IHR ALLE HABT NICHT DAS RECHT ZU KLATSCHEN UND MIR ZU ZUSTIMMEN. ICH WEIß AUCH SO, DASS DAS WAS ICH GESAGT HABE DER WAHRHEIT ENTSPRICHT. KEINER VON EUCH, HAT SICH AUCH NUR EINEN ZENTIMETER HIER HER BEWEGT UM EINEM VON IHNEN ZU HELFEN! DABEI WÄRE DAS SELBSTVERSTÄNDLICH. IHR DENKT, IHR HÄTTET NICHTS UNRECHTES GETAN UND DAS ICH EUCH ZU UNRECHT ANBRÜLLE. DOCH INDEM IHR SCHWEIGT UND NICHT HELFT, MACHT IHR AUTOMATISCH MIT. IHR SCHWEIGT ES TOD UND SOMIT SEID IHR VERDAMMT NOCH MAL MITVERANTWORTLICH WENN EINEM DIESER KINDER ETWAS ZUSTÖßT. IHR SEID MITTÄTER. KEIN EINZIGES STÜCK BESSER ALS ER UND MENSCHEN DIE SIND WIE ER. INDEM IHR EINFACH WEG SCHAUT UND NICHTS TUT.", ich brüllte die Schüler vor mir unkontrolliert an und meinte jedes einzelne Wort wie ich es sagte. Ich meinte es so und mir stiegen plötzlich tränen in die Augen. Ich war erschüttert darüber, was hier gerade passierte, dass ich das tatsächlich sagen musste, obwohl es selbstverständlich sein sollte. Obwohl es hierzu eigentlich nichts zu sagen gab, da es verdammte Scheiße nochmal Selbstverständlich war. 

Mit eiligen Schritten auf den Jungen zu und half ihm sich auf zu setzen. Meiner Rede war nichts hinzu zu fügen. Ich wollte gerade mit einer notdürftigen Verarztung beginnen als ich vom hinten an der Schulter gegriffen wurde. "Rosalie, wir müssen uns unterhalten", tönte es mit dunkler Stimme von Cody. "Nicht jetzt, wie du siehst!", fauchte ich ihn an. "Meine Brüder kümmern sich um ihn, jetzt komm mit mir". 



Hallo, ich hoffe ihr nehmt euch zu Herzen, was ich hier heute geschrieben habe. Ich bitte euch, schaut nicht weg, wenn ihr sowas seht. Helft den Menschen, seid Menschlich und bitte, bitte kümmert euch in solchen Fällen um die Verletzten und lasst sie nicht liegen. Bleibt gesund und schreibt mir gerne Feedback in die Kommentare. <3

1245 Wörter.

Sara<3




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