Eine angenehm kühle Brise wehte durch die Luft.
Endlich! Es hatte seit Wochen nicht mehr geregnet.
Die trockenen Blätter der Bäume raschelten aneinander, als der Wind durch sie hindurch fegte.YN saß auf einer Parkbank und legte ihr Buch beiseite, sie sog die frische Luft tief ein. Es war das erste Mal seit Langem, dass sie wieder frei atmen konnte. Die schwüle Hitze war unerträglich und so oft es ging, war sie abends nach der Arbeit draußen, saß im Park, der sich auf dem Weg zwischen der Arbeit und ihrer Wohnung befand, und las ein Buch.
Denn Zuhause war es kaum auszuhalten. Ihre kleine 1-Zimmer Wohnung heizte sich bei den Temperaturen auf und erst spät nachts wurde es etwas kühler, bevor morgens die Sonne wieder auf Yorknew City brannte.
Der Park war überraschenderweise wenig besucht, nur hier und da saßen ein Pärchen oder eine Gruppe von Menschen zusammen und verbrachten gemeinsam ihre Zeit.
Ihre Augen flogen über die Buchstaben und Wörter, doch sie nahm gar nicht wahr, was sie soeben gelesen hatte. Sie würde einige Seiten zurückblättern müssen. Ihre Gedanken waren bei der Arbeit.
Morgen wird ein anstrengender Tag, ihr Chef hatte schon so etwas angedeutet. Sie würde einen neuen Kollegen einarbeiten müssen und es hing davon ab, wie gut er sich anstellte und ob der Neue überhaupt motiviert war.
Es musste schon nach halb 11 sein, denn die Dämmerung setzte ein und das schummrige Licht der Straßenlaternen wurde immer deutlicher.
Die meisten Leute waren bereits verschwunden, nur noch eine Dreiergruppe junger Männer war im Park.
Aus dem Augenwinkel merkte sie, wie sie beobachtet wurde. Menschen merken es meist, wenn sie angestarrt werden und YN wusste sofort, dass schräg hinter ihr jemand stand und sie anstarrte.
Was für ein Idiot glotzt mich da an?
Sie zog ihr T-Shirt am Rücken herunter. Es war ein Reflex. Sie wusste, dass es nicht hochgerutscht war, aber so fühlte sie sich, als ob sie etwas gegen das Starren unternommen hatte.
Da es bereits deutlich dunkler wurde, stand YN auf, um sich auf den Nachhauseweg zu begeben. Das ungute Gefühl des Starrend bestätigte sie in diesem Entschluss.
In dem Moment, als sie sich erhob, standen auch die drei Männer auf. Es konnte nur ein blöder Zufall sein, schließlich wird es allmählich dunkel.YN ging schnellen Schrittes durch den Park, sie wollte nach Hause. Die jungen Männer schienen ihr zu folgen, denn sie schlugen dieselbe Richtung ein.
Die müssen zufällig in die gleiche Richtung.
Sie umklammerte ihre Tasche und dachte schon daran, diese als Waffe zu benutzen. Nur für den Fall der Fälle.
Wenn ich den richtigen Schwung habe, trifft mein Buch den Kopf des einen und die anderen beiden würden es dann nicht mehr wagen, mir näher zu kommen. Zur Not schreie ich.
Allein beim Gedanken laut schreien zu müssen, stellten sich ihre Nackenhaare auf. Das würde sehr viel Aufmerksamkeit erregen und wenn sie sofort abhauen, sieht es so aus, als ob ich verrückt wäre.
Lieber verrückt als ... tot!
YN beschleunigte ihre Schritte. Natürlich war keine Menschenseele auf der Straße und in diesem Randgebiet von Yorknew City war nie viel los.
Es ist wie in einem schlechten Film, ich biege gleich in die dunkle Seitengasse ein und dann haben sie mich vermutlich umstellt.
Bis zum nächstgelegenen belebten Platz muss ich bestimmt fünf Minuten laufen. Auf der Plaza des Glückes wären bestimmt mehr Menschen unterwegs, die mir helfen könnten.Plaza des Glückes. Dabei handelte es sich um ein kleines Casinoviertel mit mehr oder weniger zwielichtigen Bars und Kneipen. Dort trafen sich die Mafiosi von Yorknew City, es war ein offenes Geheimnis. Die Polizei wusste davon, unternahm jedoch nichts, solange es keine medienwirksamen Gewalttaten gab. Ab und zu kam es vor, dass ein verzweifelter Spieler alles an Geld verlor oder jemand im Rausch eine Schlägerei anzettelte. Doch das waren Dinge, die hingenommen wurden - nichts Besonderes eben.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich dort hilfsbereite Menschen aufhielten, war relativ gering.Sie bog in die dunkle Seitengasse ein. Hier war, seit sie hier wohnte, die Straßenlaterne außer Betrieb. Und wie vorhergesagt, stand tatsächlich eine Person vor ihr am Ende der Gasse, kurz vor ihrem Zuhause. YN blieb abrupt stehen. Die düstere Gestalt stand mit verschränkten Armen vor ihr, vielleicht 30 Meter entfernt. Als sie sich umsah, konnte sie die drei weitere Personen erkennen.
Wenn sie zu viert sind, habe ich keine Chance.
Sie schmunzelte, weil ihr bewusst wurde, dass sie sich bei lediglich drei Gegnern eine reelle Chance ausgemalt hatte.
Ihr Herz pochte, das Adrenalin ließ ihre Ohren kribbeln, ihre Atmung wurde immer schneller. YN drehte den Kopf hektisch hin und her, wer würde den ersten Schritt machen? Sie konnte nur geradeaus oder zurück und keine Option sah vielversprechend aus.
Plötzlich machte der einzelne Mann eine erste Bewegung auf sie zu. Er ging langsamen Schrittes auf sie zu, immer weiter in ihre Richtung.
Unwillkürlich machte YN einen Schritt rückwärts, wohl wissend, dass auch dort kein Ausweg war. Als sie sich erneut umdrehte, um die Entfernung zu der Gruppe abzuschätzen, stellte sie fest, dass diese sich bisher nicht einen Millimeter gerührt hatten.
Sie warten ab. Dass ich blindlings in ihre Arme taumele.
Wieder schaute sie zu dem großen Kerl herüber, jetzt konnte sie mehr erkennen, denn der Abstand hatte sich mittlerweile gewaltig verringert.
Erneut drehte sie sich um...
Die kleine Kreuzung war leer. Die drei Männer waren nicht mehr da.Gehören die vier gar nicht zusammen? Gegen einen Gegner kann ich immer noch mit meiner Tasche ankämpfen und wenn ich kann, laufe ich bis zur Plaza des Glückes.
Bevor sie ihren letzten Gedanken abgeschlossen hatte, stand der Fremde direkt vor ihr.
YN sog scharf die kühle Abendluft ein. Eine Hand berührte ihre Schulter und nun konnte sie sein Gesicht erkennen.
"Guten Abend."
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Gelegenheit macht Liebe
FanfictionFanfiction in Arbeit. Hisoka × Reader Du führst ein völlig normales Leben - fast schon ein langweiliges. Bis plötzlich Hisoka in dein Leben tritt und einiges durcheinander bringt. Es beginnt ganz harmlos, aber früher oder später könnt ihr nicht me...