Gelegenheit macht Liebe

Teil 46 - Hausmann des Jahres

Tage und Wochen zogen ins Land. Aus den unerträglich heißen Temperaturen wurden spätsommerlich angenehme Tage. Die Abende wurden kürzer und morgens, wenn YN zur Arbeit ging, lag feiner Nebel in den Straßen und auch wenn der Sommer die im Allgemeinen beliebteste Jahreszeit war, freute sie sich auf die kommenden herbstlichen Tage.

Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Sie konnte sich bildlich vorstellen, wie sie mit Hisoka auf der Couch sitzen würde, umgeben von Kissen und Decken, und wie sie gemeinsam kuscheln würden; genau das und nicht ein bisschen mehr waren notwendig, dass sie wahrheitsgemäß behaupten konnte, dass sie glücklich war.
Ein langer Arbeitstag lag hinter ihr, in dem sie durch die halbe Universitätsbibliothek gelaufen war, um Bücher für die Professoren zu besorgen, Neuerscheinungen zu bestellen und natürlich die gelesenen Bücher wieder in die Regale einzuordnen. Seit das Semester wieder angefangen hatte, war der Stress bei der Arbeit zurückgekehrt, doch die Unbeschwertheit der letzten Wochen hatte sie nicht verlassen.

Seit sie mit Hisoka zusammen wohnte, fühlte sie sich wie im siebten Himmel. Hisoka hatte sie, als er YN und sich zum Team Morrow erklärt hatte, mehr denn je unterstützt.
Als sie ihre 1-Zimmer Wohnung gekündigt hatte, war er derjenige gewesen, der die Umzugskisten angeschleppt hatte. Er hatte ihr geholfen, die notwendigen Dinge, wie Geschirr, Töpfe und Pfannen aber auch Badehandtücher und Dokumente unkompliziert und schnell umzugsbereit zu verpacken. Bei den persönlichen Dingen hatte er ihr die Zeit gegeben, die sie brauchte, denn YN wollte dies zum Anlass nehmen, einiges auszusortieren.
Den neuen Abschnitt wollte sie mit einem Minimum an notwendigen Ballast beginnen und dafür hatte sie sich Zeit genommen, die Hisoka ihr auch bereitwillig eingeräumt hatte.

Er hingegen hatte die wenigen Dinge, die er besaß, an einem Vormittag in die neue Wohnung rübergebracht und YN hatte nicht schlecht gestaunt, wie wenig er die große Wohnung in der Himmelsarena schlussendlich genutzt hatte.
Diese stand somit leer, ihm aber noch zur Verfügung, da er als Floormaster noch immer einen Anspruch darauf hatte.
Es war ihm jedoch gleichgültig, da er dieses Kapitel hinter sich gelassen hatte und sich überschwänglich in die neue Situation begab. Trotzdem gab es eine Sache, die ihn traurig stimmte: YN hatte nun keinen Grund mehr, die Herzdame, die er ihr gegeben hatte und gleichzeitig als Schlüssel diente, zu behalten. Mit dem Auszug aus der Himmelsarena benötigte sie die Karte nicht mehr.
Das war der einzige Neuzugang, den er in der jüngsten Vergangenheit zu seinem persönlichen Besitz zählen durfte, denn er hatte darauf bestanden, die Karte zu behalten.

Mit dem neuen gemeinsamen Kapitel kamen aber auch einige Umstellungen, dazu gehörte unter anderem der neue Weg nach Hause. Einige Male musste YN sich daran erinnern, dass sie nach der Arbeit fortan eine andere Richtung einschlagen musste, um an ihr Ziel zu gelangen.
Doch heute bog sie gedankenverloren in die richtige Seitenstraße.

Zuhause...
Das Gefühl, wenn man ständig und rastlos auf der Suche nach etwas ist; ich kann nicht einmal beschreiben, wonach ich gesucht habe, aber mit ihm habe ich es gefunden. Wo er ist, dort ist mein Zuhause.

Die Zeit, die YN mit Hisoka zusammen wohnte, kam ihr tatsächlich nicht so lange vor, obwohl mehrere Wochen vergangen waren. Man sagt, dass man eine andere Person erst bei alltäglichen Dingen richtig kennenlernt und dass diese Zeit über den Fortbestand der Beziehung entscheidet. Genau das hatte ihr einerseits Sorgen bereitet und sie andererseits in freudige Stimmung versetzt. Jede Sorge war unbegründet gewesen, denn es stellte sich heraus, dass sie ein gutes Team abgaben.

YN ging auf das Haus zu, indem sich die Wohnung befand und kramte erschöpft in ihrer Tasche nach dem Schlüssel.
Ohne auf ihre Umgebung zu achten, nuschelte sie beim Eintreten eine Begrüßung und warf sich aufs Sofa.

"Anstrengender Tag bei der Arbeit?", tönte die bekannte Stimme aus der Küche.

"Frag nicht", raunte sie zur Antwort und richtete sich mühsam wieder auf.