Teil 17 - Turning Tables

1.9K 112 62
                                    

Der Foyer war brechend voll. Nervös kämpfte YN sich einen Weg durch die Menschenmassen. Sie hasste große Ansammlungen, sie stressten sie und sie war gereizt, wenn sie sich in solchen Situationen befand.

Möglichst schnell versuchte sie, die Aufzüge zu erreichen, was sich als schwierig herausstellte, da sie gegen den Strom schwamm. Als sie ihr Ziel schließlich doch erreicht hatte, zog sie ihre Herzdame durch den Schlitz und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung.

Wie sie Ryu weggetragen haben, blutüberströmt, hatte ich kurz Mitleid. Aber er hat sich wie ein kompletter Vollidiot verhalten! Und was sollten die coolen Sprüche mit seinen 'Jungs', die mir etwas antun wollten? Sie würden es niemals wagen...

Das Wort 'Perle' kam ihr in den Sinn, auch wenn es abfällig gemeint war, war sie damit gemeint. Sie war es, die in Hisokas Privatloge saß und sie war bislang die einzige, die das von sich behaupten konnte.
Ein Anflug von Stolz machte sich in ihr breit.

Wie albern! Ich kann doch nicht stolz darauf sein, wenn ich, weil ich mit Hisoka zu tun habe, in Gefahr gerate.

Der Aufzug blieb stehen und die Tür öffnete sich zur Seite. Zügig marschierte sie durch den Vorraum und öffnete erneut mit ihrer Karte die Tür zu Hisokas Wohnung.
Hisoka saß lässig auf seinem Sofa, die Arme auf den Oberschenkeln abgestürzt. Seine Kleidung war mit kleinen Rissen übersät, sein Gesicht und seine Arme waren schlimmer getroffen worden. Einzelne Rinnsale von Blut bedeckten seine Haut.

"Oh mein Gott, von da oben sah es nicht so schlimm aus!", brüllte sie ihn an, lauter als gewollt.
Wieder im Verteidigungsmodus hob er die Hände, lachte YN jedoch dabei an. "Da ist der Wirbelwind. Es ist alles in Ordnung. Sieht schlimmer aus, als es sich anfühlt."
Sein liebevoller Blick bremste sie sofort, sie blieb mitten im Raum stehen, weil sie nicht wusste, wie sie reagieren sollte.

Nichts überstürzen, erst einmal muss das ganze Blut weg.

"Steh vom Sofa auf, du blutest alles voll. Die Flecken gehen nie wieder raus."

Er brach in schallendes Gelächter aus und erhob sich. An den einzelnen Schnitten fummelnd näherte er sich ihr und ihr Herzschlag reagierte entsprechend.
Sie wollte ihn berühren, doch das Blut ließ sie zurückweichen und als hätte er ihre Gedanken gelesen, berührte er sie nicht.
Seine Arme überkreuzten sich über seinem Kopf und er zog sich das Oberteil aus. Darunter kam sein durchtrainierter Oberkörper zum Vorschein.

Er. Zieht. Sich. Jetzt. Doch. Nicht. Etwa. Komplett. Aus?!

Jeder einzelne Muskel war perfekt definiert, insbesondere das deutlich sichtbare Schlüsselbein ließ YN schwach werden. Selbst die kleinen Schnitte auf seiner Brust und an den Schultern schmeicheltem seiner Erscheinung.
Amüsiert über ihre Reaktion ging Hisoka an ihr vorbei in sein Schlafzimmer, seine Tür ließ er offen stehen. YN hörte nur noch, wie das Wasser der Dusche angestellt wurde.

Noch immer auf der selben Stelle stehend schaute YN in die Richtung, in die er verschwunden war. Sie fühlte sich von ihm provoziert. Er ließ es darauf ankommen, dass sie ihm hinterherschaute.

Nach ungefähr zwei Minuten kam er wieder durch die Tür, er hatte lediglich eine Jogginghose an. Seine Haare hingen feucht an ihm herunter und die beiden Symbole im Gesicht waren nicht mehr da; auch das Blut war weg.

"Du stehst hier ja immer noch wie bestellt und nicht abgeholt." Behutsam schob er sie vor sich und beide setzten sich auf die Couch.

YN seufzte, denn sie konnte nur schwer ihre Augen von seinem nackten Oberkörper lassen. Sie versuchte, ihre Anspannung zu überspielen, leider machten ihr ihre Hände einen Strich durch die Rechnung; sie knetete sie unkontrolliert, um ihre Nervosität zu verbergen.

Gelegenheit macht LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt