Teil 40 - Hunting for your dream

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YN biss sich auf die Unterlippe. Chrollo hatte ihr unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass er und seine Methoden in einer anderen Liga spielten. Alles hat seinen Preis, das waren seine Worte.
Sie ging schnell ihre Optionen durch und wägte ab, was sie als nächstes tun sollte. Ihre innere Stimme forderte zwar, dass sie vorspreschte und ohne Umschweife Chrollo um den Finger wickelte; aber ihr Gewissen verbot ihr, genau dieses zu tun.

Genug gegrübelt! Jetzt oder nie, entweder erhalte ich, was ich wissen will oder wir beenden das jetzt und hier. Ich zahle den Preis!

Genervt hob sie die Augenbraue und hielt Chrollos kaltem Blick stand. Sie versuchte, einen unbeeindruckten Gesichtsausdruck aufzusetzen, um bloß nicht den Eindruck zu vermitteln, dass sie aufs Äußerste durch die Präsenz des jungen Mannes eingeschüchtert war. Nicht ohne Grund hatte Hisoka sie vor ihm gewarnt und allmählich dämmerte ihr auch, warum er das getan hatte.

Dass ich mich fühle, wie ich mich fühle, muss ich überspielen, so gut es geht. Es geht um Hisoka. Nein, es geht um mehr! Fake it, till you make it!

YN holte tief Luft und ordnete ihre Gedanken, was sich als schwieriger entpuppte als gedacht. Ihr Liebster tauchte immer wieder vor ihrem geistigen Auge auf, seine Warnung konnte sie klar und deutlich hören und dass ihr Puls hochschnellte, half ihr nicht, eine selbstsichere Haltung einzunehmen. Doch sie durfte nicht weiter zögern, jeden Moment würde der Zug abfahren.

"An was für einen Preis hast du gedacht, Chrollo?" Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter und legte den Schalter um. Selbstbewusst und mit einem spitzbübischen Lächeln auf den Lippen trat sie einen Schritt auf ihn zu, sie würde sich nicht länger hinter Hisoka oder sich selbst verstecken. Sie war es leid, dass sie unterschätzt wurde. Wie jeder andere Mensch auch hatte sie ihre Meinung und ihre Ideale, für die sie einstand. Manchmal musste sie sich nur überwinden oder benötigte den richtigen Anreiz, um in die Offensive zu gehen und genau jetzt war der passende Moment gekommen.

YN gab sich alle Mühe, Chrollos graue Augen anzuschauen und so wenig wie möglich zu blinzeln. "Was willst du?" Das laute und rhythmische Rauschen des Blutes in ihren Ohren verstärkte das flaue Gefühl in ihrem Magen, obwohl sie äußerlich gefasst wirkte.

Als hätte ihr Gegenüber nur auf diese Frage gewartet, beugte er sich zu YN vor, umfasste mit einer Hand ihr Kinn und hob es hoch.
"Weißt du, ich hatte bereits das Vergnügen, nicht wenigen Menschen begegnet sein zu dürfen. Die meisten davon waren es nicht wert, dass ich mich dafür interessiere, was sie tun; bei dir jedoch muss ich aufpassen, das merke ich sofort. Du besitzt ungeahntes Potenzial." Seine Finger gruben sich in ihren Kiefer, dass es schmerzte.
"Wenn eine Frau freiwillig mit Hisoka zusammen ist, darf diese nicht unterschätzt werden." Chrollo intensivierte, so weit das noch möglich war, seinen Blick mit dem er YN beobachtete.

Verärgert befreite sie sich aus seinem Griff und schüttelte seine Hand ab. Jetzt war es soweit, nun würde sie die Fragen stellen, die - einmal ausgesprochen - nie wieder zurück genommen werden könnten und da Hisoka nicht da war und sie nicht wusste, wie er reagieren würde, legte sie ihre letzten Bedenken ab, ehe sie wohlüberlegt anfing. "Du bist hier, weil es Probleme mit einem Auftrag gibt. Du meintest, dass Hisoka 'nachlässig' geworden sei. Was genau bedeutet das?"

Chrollo lächelte vergnügt, denn er wusste, wie er sie gekonnt auf die Folter spannen konnte, also ließ er die Sekunden verstreichen, ehe er antwortete. Erneut richtete er sein Jacket und strich einen Ärmel glatt.
Wie er sich Zeit nahm, machte YN rasend vor Neugier. Sie konnte kaum abwarten, dass er ihr endlich antwortete und so schob sie bereits die nächste Aussage hinterher. "Dass zwischen Hisoka und dir etwas Unausgesprochenes steht, merke ich sofort."

Sichtlich amüsiert, dass sie mit seinen Waffen feuerte, schloss Chrollo seine Augen. "Hisoka hat den unnatürlich starken Drang, gegen mich zu kämpfen, aber das Problem ist", er schlug seine Lider auf, "dass sich bisher nicht die passende Gelegenheit geboten hat."

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