In der Himmelsarena lief alles seinen geregelten Gang - die Routine nach jedem Kampf. Die begeisterte Menschenmenge hinterließ jedes Mal Unordnung und Dreck, der beseitigt werden musste und so waren die Angestellten der Nachtschicht für die nächsten Stunden gut beschäftigt. Alles würde am nächsten Morgen wieder blitzen und glänzen, als hätte es den Kampf nie gegeben.
Die Sonne war fast vollständig untergegangen und tauchte Hisokas Wohnung in blassoranges Licht. Von oben färbte sich der Himmel mit einem dunkler werdenden Blau, die ersten Sterne leuchteten schwach und auch der Großstadtlärm ging in den Nachtmodus über.
Hisoka legte seine Handfläche an YNs Gesicht und wischte mit dem Daumen die einzelne Träne fort. Zu ihrer Überraschung ruhte seine andere Hand bereits auf ihrem unteren Rücken und er drehte geschickt ihre Körperachse zur Seite, sodass sie auf seinem Schoß saß.
Beschützend hatte er sie umschlungen und nun suchte er YNs Hand. Das Gefühl, welches sie überkam, als er sie fand, war unbeschreiblich. Wie 1000 kleine Schmetterlinge, die aus einem Käfig frei gelassen wurden. Ihre Magengegend rebellierte vor Glück.
Tatsächlich dachte sie, zum wahrscheinlich ersten Mal in ihrem Leben, an nichts. Sie konnte den Moment vollends genießen und sich auf Hisoka einlassen. Seine Finger kreuzten sich sanft mit ihren und sein Blick ruhte auf ihrem Gesicht.Jetzt wollte sie zu Ende bringen, was er unterbrochen hatte. YN drehte ihren Oberkörper zu ihm und legte ihre Arme auf seine muskulösen Schultern und um seinen Hals. Erwartungsvoll biss sie sich auf die Unterlippe und fing nun doch an zu zögern.
Hisoka, wenn ich jetzt einfach...
Erneut war er schneller, mit beiden Händen hob er sie mit Leichtigkeit hoch, während er sich aufrichtete, und setzte sie auf die Kücheninsel. Seine Hände strichen über ihre Oberschenkel - immer weiter Richtung YNs Körpermitte, sein Atem kitzelte den Bereich von ihren Hals bis zu ihrem Ohr.
Jetzt!
YN schluckte, griff entschlossen mit der einen Hand in sein Haar, mit der anderen Hand berührte sie scheu seine nackte Brust. Ihr Herz raste und sie konnte seinen Puls ebenfalls deutlich spüren.
Hisoka atmete keuchend, seine Augen weiteten sich. Er verspürte das Verlangen sie küssen, aber er wollte auch, dass die Initiative von ihr ausging, denn sie sollte nicht zu etwas gezwungen werden, was sie bereuen könnte.
Doch er hielt die Spannung nicht mehr aus, wie elektrische Funken, die sich entladen mussten. Er hatte keine andere Wahl und so näherten sich seine Lippen den ihrigen. Diese eine Sekunde dehnte sich ins Unermessliche aus, während beide sich aufeinander zu bewegten. Sie konnten es nicht verhindern, wie Magnete zogen sie sich an.
Nord- und Südpol auf Kollisionskurs.
Und als sie sich trafen, war da nichts - nicht ein Zweifel oder ein Zögern.
Und da war alles - instinktives Vertrauen und tiefe Zuneigung.Zaghaft lösten sie sich voneinander, völlig außer Atem.
YN seufzte vor Zufriedenheit und ihre Augenlider senkten sich. "Ich mag es eigentlich nicht, wenn andere Menschen mir zu nahe kommen, aber du darfst das." Sie lachte über ihre Offenheit.
"Kann ich das schriftlich haben?", fragte er ironisch unf strich über ihren Arm. Seine Lippen fuhren an ihrer Schulter entlang und sein Atem richtete ihre Nackenhaare auf.
Wie lange ist es her, dass ich Hisoka zum ersten Mal getroffen habe? Damals als er mich gerettet hat? Drei Wochen? Vier Wochen?
Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren, alleine die letzten zweieinhalb Tage waren endlos und mindestens genauso intensiv gewesen. Hisoka unterbrach ihre Überlegungen. "Lass mich an deinen Gedanken teilhaben, schließ mich nicht aus."
Zögernd erzählte sie ihm, wie sie daran dachte, dass ihre erste Begegnung noch gar nicht lange her war, wie sie jetzt hier in seiner Wohnung waren und wie eng sie beieinander waren.Sein Gesichtsausdruck wurde nachdenklich.
"Zuneigung wird nicht mit der Zeit gemessen. Nicht wie lange sie schon andauert, sondern wie man sich dabei fühlt. Wer entscheidet das denn? Ich spiele nach meinen eigenen Regeln." Da war es wieder, sein typisches Grinsen.Lächelnd sah sie in an. Sie saß noch immer auf der Küchenzeile und er stand noch immer vor ihr, wie zwei Statuen, vor Jahrhunderten in Stein gehauen.
Das Knistern in der Luft war zwar noch greifbar, doch die erste Spannung war gelöst.In Gedanken versunken malte sie die feinen Schnittwunden, die er vom Kampf davon getragen hatte, nach.
Ich wollte mich nicht verlieben, ich war alleine gut dran. Aber dann kam er und verdammt, er hat meine Pläne durchkreuzt. Wie kann in so kurzer Zeit etwas dermaßen Intensives entstehen?
"Komm mit", sagte Hisoka aus heiterem Himmel und hob sie gleichzeitig hoch. Instinktiv umklammerte sie mit ihren Beinen seine Körpermitte, um sich besser festhalten zu können.
"Ich habe doch gar keine andere Wahl." Ausgelassen griff sie wieder in sein Haar. In ihr keimte der Wunsch, etwas zu sagen, etwas aus dem Innersten ihrer Seele. "Du bist die Freiheit, vor der ich immer Angst hatte, sie mir zu nehmen."
"Das nehme ich mal als Kompliment." Er hatte sie, ohne dass sie es gemerkt hatte, in sein Schlafzimmer getragen.
YNs Herz fing an, aufgeregt zu schlagen und ein Anflug von Panik überkam sie.Was jetzt? Oh nein, bin ich bereit dafür?
"Entspann dich, deine Schultern sind ganz verkrampft." Belustigt über ihre plötzliche Körperanspannung setzte er sie auf sein Bett. Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht, seine Hand legte sich an ihr Kinn. "YN, es ist mir ernst", beruhigte er, "und je länger man es hinauszögert, desto köstlicher und süßer ist das Dessert." Seine Lippen verzogen sich zu einem gierigen Grinsen.
Hisoka setzte sich zu ihr, der Mond schien in das dunkle Schlafzimmer. Sein Antlitz wurde durch das Licht von der Seite beleuchtet.
Scheiße! Was jetzt?
"Ryu, der Bastard, hatte Recht. Du bist meine Schwäche, durch dich mache ich mich verwundbar. Denkbar unpraktisch in meiner Branche." Seine Aussage ließ YN nachdenklich werden, denn sie wusste, dass er Recht hatte. Als Hunter und Was-auch-immer-er-beruflich-macht konnte Hisoka es sich nicht leisten, angreifbar zu sein. Sie seufzte, weil sie sich eingestehen musste, dass es keine Gegenargumente gab, die sie ihm entgegnen konnte.
Schade, dabei konnte ich mich gerade auf ihn einlassen. Mal sehen, wie lange das gut geht.
Lachend unterbrach Hisoka ihre Überlegungen. "Wie ein offenes Buch." Er streichelte über ihr Gesicht. "Du lässt mich nicht einmal zu Ende reden, ohne dass du dir schon die wildesten Sachen ausmalst." Dieses Mal näherte er sich ihr ohne zu zögern. Seine Augen wandten sich von ihren ab und verharrten auf ihrem Mund.
In YN kribbelt es bis in die Fingerspitzen, sie war bereit, sie wollte ihn und sie wollte es ihm auch beweisen. Entschlossen drückte sie ihren Mund auf Hisokas Lippen. Ihre Berührung entfachte ein bisher ungeahntes Feuer in ihr. Ihr Kopf war leer und alles, was sie spürte, waren sein Mund, sein Atem und seine Hand.
Hisoka presste seine Lippen fordernd auf ihre, als ob es einen Wettkampf zwischen ihnen gab. YNs Magen fühlte sich an, wie während einer Achterbahnfahrt; jede Sekunde war kurz vor zu viel.
Sein Atem beschleunigte sich und wurde unkontrolliert. Mit seiner Hand fuhr er sanft an ihrem Rücken entlang, immer weiter runter bis er an YNs Hüfte angekommen war. Er beugte sich über sie und drückte sie zärtlich aufs Bett. Über sie gebeugt verlangsamt er den Kuss.Aus den 1000 Schmetterlingen wurde eine Millionen.
Ja!
Hisoka setzte zu einem weiteren Kuss an, als sein Handy klingelte. Er schielte zur Seite und erkannte die Nummer. Den Anruf musste er annehmen, egal wie unpassend der Zeitpunkt auch war.
Sein Ausdruck wurde ernst, als hätte er einen Schalter umgelegt. "Chef?"
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Gelegenheit macht Liebe
FanficFanfiction in Arbeit. Hisoka × Reader Du führst ein völlig normales Leben - fast schon ein langweiliges. Bis plötzlich Hisoka in dein Leben tritt und einiges durcheinander bringt. Es beginnt ganz harmlos, aber früher oder später könnt ihr nicht me...